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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Männer von Lebensart bei einem Wochenende auf dem Land?« »Was ihnen gefällt. Länger schlafen?« »Das haben wir die ganze Woche getan.« »Interessieren Sie sich für Reiten?« »Nicht wirklich. Dein Großvater, der General, bestand darauf, mich von Zeit zu Zeit zu unterrichten, wenn ich hier war. Ich kann zwar am Leben bleiben, wenn ich auf einem Pferd sitze, aber ich habe es nicht als luxuriöses Vergnügen in Erinnerung.
    Mehr als etwas Masochistisches.« »So, so. Nun, da gibt es Wandern. Und Schwimmen, obwohl das für mich vielleicht unklug wäre … vermutlich könnte ich eine Schwimmweste tragen.« »Das Wasser ist inzwischen doch ein bißchen kalt, nicht wahr?« »Nicht so schlimm wie im Frühling.« »Ich glaube, ich passe. Es kling alles ein bißchen jugendlich athletisch.« »Oh, für ein Kind war es hier großartig.« Miles überlegte.
    »Vermutlich gibt es auch noch das Fischen. Ich habe es nie sonderlich betrieben. Sergeant Bothari mochte es nicht, die Fische auszunehmen.« »Fischen hört sich aber durchaus ruhig an.« »Die Tradition ist, daß man sich heimisches Bier aus dem Dorf holt – dort gibt es eine Frau, die es zu Hause braut, einen außerordentlichen Trank – und die Flaschen zum Kühlen über Bord hängt. Wenn das Bier zu warm zum Trinken wird, dann ist es zu heiß zum Fischen.« »In welcher Jahreszeit kommt das vor?« »Nie, soweit ich weiß.« »Dann wollen wir doch auf jeden Fall die Tradition pflegen«, sagte Illyan ernst.
    Es dauerte einen halben Tag, um das Motorboot aus dem Bootshaus zu holen, und anstatt in der nebligen Kälte des frühen Morgens fuhren sie in der dunstigen Wärme des nächsten Nachmittags damit hinaus auf den See. Das paßte Miles gut. Den grundlegenden Mechanismus des Fischens hatte Miles nicht vergessen, und um die Verfeinerungen hatte er sich nie gekümmert.
    Die Notwendigkeit, Haken in sich windende unglückliche Lebewesen zu stechen, war technisch durch die Erfindung kleiner Proteinwürfel abgeschafft worden, die nach Versicherung der Aufschrift auf der Packung garantiert Fische in Scharen oder Schwärmen oder was immer anlockten.
    Miles und Illyan hängten ihr Bier in einem Netzbeutel über Bord, spannten das Sonnensegel über ihren Köpfen auf und lie ßen sich auf dem Boot nieder, um den Frieden und die Aussicht zu genießen. Der diensthabende KBS-Wächter, einer von den dreien, die das Hauptquartier beauftragt hatte, Illyan hierher zu folgen, mußte sich am Ufer neben einem kleinen, mit Schwimmern ausgestatteten Leichtflieger hinsetzen und sie aus der Ferne beobachten; sie waren sozusagen aus dem Sinn, aber nicht aus den Augen.
    Die beiden Angelschnüre platschten nahezu simultan über die Bootswand, Köder und Senkgewichte verschwanden im Wasser und tauchten schnell hinab. So weit vom Ufer entfernt sah der steinige Grund nicht mehr grün aus, sondern war zu einem tiefen schwarzen Schatten geworden. Miles und Illyan lehnten sich auf ihren gepolsterten Stühlen zurück und öffneten die ersten Bierflaschen. Das Gebräu war süffig, fast so schwarz wie das Wasser des Sees und zweifellos voller Vitamine. Es rann angenehm bitter prickelnd durch Miles’ Kehle, und das erdige Aroma füllte seine Nase.
    »Wenn die Fische bewaffnet wären«, bemerkte Illyan nach einer Weile, »und zurückschießen könnten, dann gliche das Ganze mehr einer Überwachungsaktion. Wenn die Fische Menschen fischen würden, welche Art Köder würden sie benutzen?« Miles stellte sich eine Angelschnur vor, die an Land geworfen war, am Ende versehen mit einem gewürzten Pfirsichtörtchen.
    »›Gehen wir menschen?‹ Ich weiß nicht. Was für einen Köder haben Sie gewöhnlich benutzt?« »Ach, die Motivationen der Menschen. Geld, Macht, Rache, Sex … eigentlich waren sie fast nie so simpel. Der verrückteste Fall, an den ich mich erinnern kann … du lieber Gott, warum kann ich mich daran erinnern, wenn ich nicht … nun gut. In diesem Fall war der damalige Premierminister Vortala in schwierigen Verhandlungen mit den Polianern über den Vertrag betreffs Zugang zum Wurmloch begriffen und versuchte alles, was ihm einfiel, um ihnen den Handel zu versüßen. Der Botschafter von Pol gab Vortala zu verstehen, das, was er sich wirklich sein ganzes Leben lang immer insgeheim am meisten wünsche, sei ein Elefant.
    Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, ob er wirklich einen Elefanten haben wollte, oder ob es einfach das Absurdeste und Unmöglichste war, was ihm in der Eingebung des

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