Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
vielleicht in dieser Hinsicht helfen könnten. In Anbetracht Ihrer Kenntnis des Mannes. Vielleicht könnten Sie Ihre bekannte Überredungsgabe bei ihm einsetzen.« »Vielleicht«, sagte Miles, »wenn ich Galeni für schuldig hielte.« Haroche schüttelte den Kopf. »Wir mögen mehr Beweise haben wollen, aber ich bin nicht sehr optimistisch, daß wir auch mehr bekommen. Man muß oft mit dem Unvollkommenen weitermachen, weil man weitermachen muß. Man kann nicht aufhören.« »Die Dampfwalze weiterrollen lassen, ganz gleich, was unter ihr zermalmt wird?« Miles zog die Augenbrauen hoch. »Wie planen denn Sie, weiter vorzugehen?« »Wahrscheinlich mit einem Militärgerichtsverfahren. Der Fall muß korrekt abgeschlossen werden. Wie Sie schon betont haben, kann man ihn nicht in der Schwebe lassen.« Was würde ein Militärgericht daraus machen, wenn der KBS im Hintergrund stand und auf eine schnelle Entscheidung drängte? Schuldig? Nicht schuldig? Oder ein nebulöseres »Schuldbeweis nicht erbracht«? Er mußte einen erstklassigen Militäranwalt finden, der den Fall auswerten sollte … »Nein, verdammt. Ich möchte nicht, daß eine Kammer von Militärrichtern herumrät und dann heimgeht, um zu Abend zu essen. Wenn das Ergebnis auf Vermutungen beruhen muß, dann kann ich selbst den ganzen Tag lang Vermutungen anstellen. Ich möchte es wissen. Sie müssen weitersuchen. Wir können nicht einfach mit Galeni aufhören.« Haroche stieß den Atem aus und rieb sich das Kinn. »Miles, Sie verlangen von mir, hier eine Hexenjagd vom Stapel zu lassen.
Möglicherweise sehr schädlich für meine Organisation. Sie wollen, daß ich den KBS auf den Kopf stelle, und wozu das? Falls der Komarraner schuldig ist – und ich bin einstweilen davon überzeugt, daß er es ist –, dann werden Sie sich wirklich sehr anstrengen müssen, um einen Verdächtigen aufzutreiben, der Ihnen mehr zusagt. Wo wollen Sie dann aufhören?« Hier nicht, das ist verdammt gewiß. »Die zukünftige Kaiserin wird nicht sehr zufrieden mit Ihnen sein. Oder mit mir.« Haroche verzog das Gesicht. »Dessen bin ich mir bewußt. Sie scheint eine sehr nette junge Frau zu sein, und es macht mir kein Vergnügen, wenn ich daran denke, daß ihr das vielleicht Kummer bereitet, aber ich habe meinen Eid auf Gregor geschworen. Und Sie auch.« »Ja.« »Wenn Sie nichts Konkreteres zu bieten haben, dann bin ich bereit, die Anklage vorzulegen, und dann soll das Militärgericht die Sache klären.« Sie können ja die Anklage munitionieren, aber ich werde nicht die Lunte anzünden … »Ich könnte es ablehnen, als Auditor meinen Fall für abgeschlossen zu erklären.« »Wenn das Militärgericht ihn schuldig spricht, dann werden Sie den Fall abschließen müssen, Mylord.« Nein, das werde ich nicht. Er blinzelte bei dieser Erkenntnis. Er konnte seine Untersuchung als Auditor für immer offen halten, wenn er sich dafür entschied, und Haroche konnte nicht das geringste dagegen tun. Kein Wunder, daß Haroche heute so ausgesucht höflich war. Miles konnte sogar ein Veto gegen das Militärgerichtsverfahren einlegen … Aber Kaiserliche Auditoren gingen traditionell mit ihren ausgedehnten Machtbefugnissen umsichtig um. Sie wurden aus einem großen Aufgebot erfahrener Männer nicht aufgrund des Ruhms ihrer früheren Karriere ausgewählt, sondern wegen ihres jahrelangen Leumunds äußerster persönlicher Rechtschaffenheit. Fünfzig Jahre Prüfung durch das Leben wurden normalerweise für gerade ausreichend betrachtet, um die geeigneten Kandidaten ans Licht zu bringen. Er sollte die internen Regeln des KBS nicht stärker strapazieren um das bloße Minimum, das notwendig war, um zu … Haroche lächelte müde. »Vielleicht müssen wir uns am Ende darauf einigen, daß wir uneinig sind, aber versuchen Sie meinen Standpunkt zu verstehen. Galeni war einmal Ihr Freund, und ich habe Mitgefühl für Ihre Bestürzung über die Wendung, die die Dinge genommen haben. Das ist, was ich tun kann. Ich kann die Anklage auf Hochverrat fallenlassen und sie auf Angriff auf einen vorgesetzten Offizier reduzieren. Die Strafe minimieren. Ein Jahr im Gefängnis, eine einfache unehrenhafte Entlassung, und Galeni kommt davon. Sie könnten sogar Ihren Einfluß geltend machen und ihm eine Begnadigung durch den Kaiser erwirken und ihm damit das Gefängnis ersparen. Dagegen habe ich nicht viel einzuwenden, solange er von hier wegkommt.« Damit würden Galenis Karriere und alle seine zukünftigen politischen Ambitionen
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