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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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etwa der Mitteilung, daß die Anfälle nicht geheilt werden konnten und daß er seine Hoffnung dauerhaft und real begraben mußte; keine Kryo-Wiederbelebung für diese Leiche, nur eine Bestattung mit anschließendem Verwesen.
    Ja? Wirklich?
    Oder … hatte er genauso Angst, daß sein Kopf geheilt werden konnte – und daß er dann logisch gezwungen sein würde, die Dendarii zu übernehmen und abzuhauen? Zurück in sein wirkliches Leben, das Leben, das weit, weit weg in die glitzernde galaktische Nacht aufstieg und damit all den unbedeutenden kleinen Sorgen der Dreckschlucker entkam. Zurück zum Heldenspiel, um damit den Lebensunterhalt zu sichern.
    Mehr Angst.
    Hatte er nach dieser häßlichen Episode mit der Nadelgranate seinen Lebensnerv verloren? In seiner Erinnerung hatte er ein deutlich aufblitzendes Bild aus seinem seltsam verzerrten Blickwinkel, wie seine Brust mit einem klumpig-roten Gespritze barst, dazu Schmerz ohne Maß und Verzweiflung ohne Worte. Danach aufzuwachen war auch nicht gerade ein Picknick gewesen. Jener Schmerz hatte sich wochenlang hingezogen, ohne Entrinnen. Den Kampfanzug wieder anzuziehen, um mit dem Kommando zu Vorbergs Rettung loszugehen, war schwer gewesen, ohne Frage, aber es war ihm gutgegangen bis zu dem Anfall.
    Also … war die ganze Sache, vom einen Ende bis zum anderen, vom Anfall über die Fälschung bis zur Entlassung, ein trickreicher Tanz gewesen, um sich selbst davor zu bewahren, jemals wieder in das falsche Ende eines Nadelgranatenwerfers schauen zu müssen, ohne daß er laut sagen mußte Ich quittiere den Dienst!
    Zum Teufel, natürlich hatte er Angst! Er müßte ein Idiot sein, um keine Angst zu haben. Jeder würde sie haben, aber er hatte den Tod erlebt. Er wußte, wie schlimm er war. Sterben tat weh, der Tod war einfach nichts, beides sollte ein geistig gesunder Mensch vermeiden. Doch er war wieder zurückgegangen. Er war auch all die anderen Male zurückgegangen, nach den kleinen To-den, mit zerschmetterten Beinen, mit zerschmetterten Armen, mit all den Verletzungen, die eine Landkarte aus feinen weißen Narben von Kopf bis Fuß auf seinem Körper zurückgelassen hatten.
    Immer wieder und wieder. Wie oft mußte man sterben, um zu beweisen, daß man kein Feigling war, wieviel Schmerz mußte man ertragen, um die Prüfung zu bestehen?
    Ivan hatte recht. Miles hatte immer einen Weg über die Mauer gefunden. Er ging das ganze Szenario in seiner Vorstellung durch. Angenommen, er ließ seinen Kopf therapieren, hier oder auf Komarr oder auf Escobar, ganz egal, wo. Und angenommen, er haute ab und der KBS nahm davon Abstand, den Vor—Renegaten umzubringen, und sie kamen zu einer unausgesprochenen Übereinkunft, einander für immer und ewig zu ignorieren.
    Und er war nur noch Naismith.
    Und was dann?
    Ich stelle mich dem Feuer. Ich klettere über die Mauer.
    Und was dann?
    Ich tue es wieder.
    Und was dann?
    Wieder.
    Und was dann?
    Es ist logisch unmöglich, ein Negativum zu beweisen.
    Ich bin es müde, gegen die Mauer zu spielen.
    Nein. Er brauchte sich dem Feuer weder zu stellen noch es zu meiden. Wenn das Feuer auf ihn zukam, dann würde er sich damit befassen. Das war keine Feigheit, verdammt, was es auch sonst sein mochte!
    Also, warum habe ich meinen Kopf noch nicht behandeln lassen?
    Er rieb sich Gesicht und Augen, setzte sich auf und versuchte erneut einen zusammenhängenden Bericht über seinen neuen Status als Zivilist – und wie er dazu gekommen war – zu verfassen, für den Admiral und Grafen und dessen Dame, die Frau, die sein Vater gewöhnlich mit lieber Captain ansprach. Der Bericht wurde ziemlich steif und oberflächlich, befürchtete Miles, noch schlimmer als Marks Geburtstagsgruß, doch er weigerte sich, ihn auf ein weiteres Morgen zu verschieben, sondern speicherte ihn und schickte ihn ab.
    Wenn auch nicht per Dichtstrahl. Er ließ den Bericht den langen Weg mit der gewöhnlichen Post gehen, hatte ihn allerdings als Persönlich markiert. Wenigstens war er weg, und Miles würde ihn nicht wieder zurückrufen können.
    Quinn hatte ebenfalls einen Geburtstagsgruß geschickt, zurückhaltend formuliert, um den Zensoren des KBS nicht zuviel Unterhaltung zu bieten. Trotzdem klang durch ihre Fassade ein starker Unterton von Beunruhigung hindurch. In einer zweiten Botschaft waren ihre besorgten Fragen schon offener.
    Mit enormem Widerstreben wiederholte er für Quinn eine gekürzte Version seiner Nachricht an die Eltern, ohne die Ausschmückungen und direkt bezogen auf

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