Vorkosigan 13 Komarr
unter Schnell-Penta zuzustimmen. Bei einem mysteriösen Todesfall dieser Art ist es ein Standardverfähren, die engsten Angehörigen zu befragen. Vielleicht will auch die Polizei von Serifosa mit von der Partie sein oder zumindest eine Kopie haben, abhängig davon, welche Entscheidung meine Vorgesetzten hinsichtlich der Zuständigkeit fällen.«
»Verstehe«, erwiderte Madame Vorsoisson mit schwacher Stimme.
»An Administrator Vorsoissons Tod war nichts
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mysteriös«, hob Miles mit Unbehagen hervor. »Ich habe direkt neben ihm gestanden.« Nun ja, gekniet, wenn man es genau nahm.
»Sie ist keine Verdächtige«, erklärte Tuomonen. »Sondern eine Zeugin.«
Und eine Vernehmung unter Schnell-Penta würde helfen, dass es dabei bliebe, erkannte Miles mit Widerstreben.
»Wann wollen Sie das machen, Hauptmann?«, fragte
Madame Vorsoisson ruhig.
»Nun … nicht sofort. Wenn die Ermittlungen dieses
Vormittags abgeschlossen sind, werde ich bessere Fragen parat haben. Gehen Sie bloß nirgendwo hin.«
·Stehe ich unter Hausarrest?, fragte ihr stummer Blick.
»Irgendwann werde ich meinen Sohn Nikolai holen
müssen. Er hat bei einem Freund übernachtet. Er weiß noch von gar nichts. Ich möchte es ihm nicht über die KomKonsole erzählen, und ich möchte auch nicht, dass er es zuerst aus den Nachrichten erfährt.«
»Das wird nicht passieren«, sagte Tuomonen grimmig.
»Jedenfalls vorerst noch nicht. Allerdings erwarte ich, dass die Medien uns recht bald zusetzen werden. Irgendwer wird mitbekommen, dass der langweiligste KBS-Posten auf Komarr plötzlich vor Aktivität brodelt.«
»Ich muss entweder gehen und ihn abholen, oder
anrufen und es einrichten, dass er noch länger bleibt.«
»Was wäre Ihnen lieber?«, warf Miles ein, bevor Tuomonen etwas erwidern konnte.
»Ich… wenn Sie die Vernehmung heute hier durchführen wollen, dann würde ich lieber warten, bis sie vorbei 314
ist und erst dann Nikki holen. Ich werde der Mutter seines Freundes etwas über die Situation erklären müssen, zumindest dass Tien letzte Nacht… bei einem Unfall getötet wurde.«
»Haben Sie ihre KomKonsolen verwanzt?«, fragte Miles Tuomonen rundheraus.
Tuomonens Blick drückte Zweifel aus, ob er dies
offenbaren sollte, aber er räusperte sich und sagte: »Ja. Sie sollten sich bewusst sein, Madame Vorsoisson, dass der KBS einige Tage lang hier alle eintreffenden und abgehenden Anrufe abhören wird.«
Sie blickte ihn verständnislos an. »Warum?«
»Es besteht die Möglichkeit, dass jemand – entweder aus Soudhas Gruppe oder mit einem Bezug, den wir noch nicht aufgedeckt haben – noch nicht weiß, dass der Administrator tot ist und vielleicht mit ihm in Verbindung treten möchte.«
Sie akzeptierte diese Erklärung mit einem leicht
unschlüssigen Nicken. »Danke, dass Sie mich gewarnt haben.«
»Da wir gerade von Anrufen sprechen«, fügte Miles
hinzu, »bitte veranlassen Sie einen Ihrer Leute, mir einen gesicherten Vid-Kommunikator zu bringen. Ich muss selbst einige Anrufe erledigen.«
»Werden Sie hier bleiben, Mylord?«, fragte Tuomonen.
»Eine Weile schon. Bis nach Madame Vorsoissons Vernehmung und bis Lord Auditor Vorthys auf den Planeten herunterkommt, was er sicher wird tun wollen. Das ist übrigens der erste Anruf, den ich erledigen möchte.«
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»Ah, natürlich.«
Miles blickte sich um. Sein Anfallstimulator, die zugehörige Box und der Mundschutz lagen immer noch dort, wohin sie ein paar Stunden zuvor gefallen waren. Er zeigte darauf. »Könnten Sie bitte auch Ihr Labor meinen medizinischen Apparat daraufhin untersuchen lassen, ob es da Anzeichen gibt, dass jemand daran herumgepfuscht hat, und ihn mir dann zurückgeben.«
Tuomonen zog die Augenbrauen hoch. »Haben Sie
einen solchen Verdacht, Mylord?«
»Es war bloß ein schrecklicher Gedanke. Aber ich
glaube, es wäre eine sehr schlechte Idee, die Intelligenz oder die Raffinesse unserer Gegner in dieser Angelegenheit zu unterschätzen, oder?«
»Brauchen Sie das Ding dringend?«
»Nein.« Nicht mehr.
»Was das Datenpäckchen angeht, das Foscol auf
Administrator Vorsoissons Rücken zurückließ, hatten Sie da schon die Gelegenheit, es anzuschauen?«, fuhr Miles fort. Es gelang ihm, einen Blick auf Madame Vorsoisson zu vermeiden.
»Ich habe es nur kurz durchgesehen«, erwiderte Tuomonen. Er schaute Madame Vorsoisson an, dann wandte er den Blick ab und machte somit Miles’ Bemühungen um
Takt zunichte. »Ich habe es dem Finanzanalysten des KBS
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