Vorkosigan 13 Komarr
immerhin einem Obersten – übergeben, den das Hauptquartier geschickt hat, damit er den finanziellen Teil der Ermittlungen übernimmt.«
»Oh, gut. Ich wollte schon fragen, ob das Hauptquartier 316
Ihnen mittlerweile Verstärkung geschickt hat.«
»Ja, alles, was Sie angefordert hatten. Das Technikerteam ist vor etwa einer Stunde bei der Versuchsstation eingetroffen. Bei dem Päckchen, das Foscol zurückließ, scheint es sich um eine Dokumentation aller finanziellen Transaktionen zu handeln, die sich auf die … äh …
Zahlungen beziehen, die Soudhas Gruppe an den Administrator geleistet hat. Wenn das nicht alles Lügen sind, dann wird es eine erstaunliche Hilfe bei der Klärung aller Unterschlagungen in dem Schlamassel sein. Was wirklich sehr seltsam ist, wenn man es recht bedenkt.«
»Foscol hatte sichtlich nichts für Vorsoisson übrig, aber ohne Zweifel dürfte alles, was ihn belastet, die Komarraner ebenso belasten. Sehr seltsam, wirklich.« Wenn nur mein Gehirn nicht in pulsierende Hafergrütze verwandelt worden wäre, dann könnte ich von hier aus einem logischen Faden folgen, dachte Miles. Also später.
Ein KBS-Techniker in schwarzer Arbeitsuniform tauchte aus dem rückwärtigen Teil der Wohnung auf. Er trug eine schwarze Box, die der glich, die Tuomonen in Madame Radovas’ Haus benutzt hatte – vielleicht war es sogar dieselbe – und sagte zu seinem Vorgesetzten: »Ich bin mit allen KomKonsolen fertig, Hauptmann.«
»Danke, Korporal. Kehren Sie ins Büro zurück und
übertragen Sie Kopien in unser Archiv, ins Hauptquartier nach Solstice und zu Oberst Gibbs.«
Der Techniker nickte und ging durch die Tür davon, die
– wie Miles bemerkte – immer noch kaputt war.
»Und, ach ja, würden Sie bitte einen Techniker
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abstellen, der Madame Vorsoissons Wohnungstür repariert«, fügte Miles an Tuomonen gewandt hinzu. »Vielleicht könnte er bei dieser Gelegenheit ein etwas besseres Schloss einbauen.« Sie warf ihm einen stillen, dankbaren Blick zu.
»Jawohl, Mylord. Ich werde natürlich eine Wache hier auf Posten lassen, solange Sie hier sind.«
Vermutlich eine Art Anstandsdame, dachte Miles. Er
musste versuchen, für Madame Vorsoisson etwas Besseres zu bekommen. In der Meinung, er habe dem armen übernächtigten Tuomonen für diesmal genug Pflichten und Anweisungen aufgehalst, bat Miles nur noch darum, ihn sofort zu benachrichtigen, sobald der KBS Soudha oder ein Mitglied seiner Gruppe zu fassen bekäme, dann ließ er den Hauptmann zu dessen plötzlich vervielfachten Pflichten davoneilen.
Als er geduscht und seinen letzten guten grauen Anzug angelegt hatte, hatten die schmerzstillenden Tabletten ihre volle Wirkung erreicht, und Miles fühlte sich fast wieder wie ein Mensch. Als er aus seinem Zimmer trat, lud
Madame Vorsoisson ihn in ihre Küche ein; Tuomonens
Türwächter blieb im Wohnzimmer zurück.
»Hätten Sie auch gern etwas zum Frühstück, Lord
Vorkosigan?«
Sie trug auf und servierte für beide; als sie ein paar Bissen genommen hatte, setzte sie ein nicht überzeugendes Lächeln auf und fragte: »Stimmt es, dass man mit Schnell-Penta… ziemlich albern aussieht?«
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»Hm. Wie bei jeder Droge reagieren die Leute unterschiedlich. Im Rahmen meines früheren Dienstes habe ich eine Menge Verhöre unter Schnell-Penta durchgeführt.
Und zweimal war ich selbst der Verhörte.«
»So?« Seine letzte Aussage hatte sichtlich ihr Interesse geweckt.
»Ich … äh …« Er wollte sie beruhigen, aber er musste ehrlich sein.
Lügen Sie mich nie an, hatte sie mit einer Stimme unterdrückter Leidenschaft gesagt. »Meine eigene Reaktion war idiosynkratisch.«
»Haben Sie nicht diese Allergie, die der KBS angeblich seinen… – nein, natürlich nicht, sonst wären Sie ja gar nicht da.«
Die Vorsichtsmaßnahme des KBS gegen die Wahrheitsdroge bestand darin, den wichtigsten Agenten eine tödliche allergische Reaktion zu induzieren. Man musste der
Behandlung zustimmen, doch da sie den Zugang zu
größerer Verantwortung und somit auch Beförderung
darstellte, hatte es dem Sicherheitsdienst nie an Freiwilligen gefehlt. »Nein, tatsächlich nicht. KBS-Chef Illyan hat mich nie aufgefordert, mich dieser Behandlung zu unterziehen. Im Nachhinein muss ich mir die Frage stellen, ob mein Vater da eine Hand im Spiel hatte. Aber mich macht Schnell-Penta jedenfalls nicht so sehr wahrheitsliebend wie vielmehr aufgedreht. Ich plappere dann daher und werde vermutlich schnell albern. Die einzige … äh
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