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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wartete einen Moment lang. Die Tür blieb zu, aber das Schloss schnappte nicht wieder ein. Miles winkte Ekaterin, ihm zu folgen, und er ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer.
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    »Puh«, sagte er. »Ich glaube, das war das schwierigste Publikum, vor dem ich jemals aufgetreten bin.«
    »Was ist passiert?«, wollte Ekaterin besorgt wissen.
    »Kommt er heraus?«
    »Da bin ich mir noch nicht sicher. Ich habe ihm ein paar neue Dinge zum Nachdenken gegeben. Er schien nicht so arg in Panik zu sein. Und nach einer Weile wird es da drinnen wirklich langweilig werden. Geben wir ihm noch etwas Zeit und warten wir ab.«
    Miles war gerade mit seiner Hafergrütze und seinem
    Kaffee am Ende, als Nikki vorsichtig seinen Kopf durch die Küchentür steckte. Er blieb im Eingang stehen und stieß mit seinem Absatz gegen den Türrahmen. Ekaterin, die Miles gegenübersaß, legte ihre Hand an die Lippen und wartete.
    »Wo sind meine Schuhe?«, fragte Nikki nach kurzem
    Zögern.
    »Unter dem Tisch«, sagte Ekaterin und behielt dabei mit sichtlicher Anstrengung einen neutralen Ton bei. Nikki kroch hinunter und holte sie hervor, dann setzte er sich im Schneidersitz neben der Tür auf den Boden und zog sie an.
    Als er wieder aufstand, fragte Ekaterin vorsichtig:
    »Möchtest du, dass jemand mit dir geht?«
    »Nö.« Er begegnete mit seinen Augen kurz Miles’ Blick, dann latschte er ins Wohnzimmer, holte seine Schultasche und verschwand durch die Wohnungstür.
    Ekaterin, die halb von ihrem Stuhl aufgestanden war, drehte sich wieder herum und ließ sich schlaff niedersinken.
    »Du meine Güte! Ich überlege, ob ich in der Schule anrufen 421
    sollte, um sicherzugehen, dass er dort auch ankommt.«
    Miles dachte darüber nach. »Ja. Aber lassen Sie Nikki auf keinen Fall wissen, dass Sie ihn kontrolliert haben.«
    »Ganz recht.« Sie rührte den Kaffee in ihrer Tasse um und fügte zögernd an: »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Was geschafft?«
    »Ihn da herausgeholt. Wenn es Tien gewesen wäre …
    sie waren beide eigensinnig. Tien war manchmal so frustriert über Nikki, nicht ohne Grund. Er hätte gedroht, die Tür einzuschlagen und Nikki in die Schule zu schleifen.
    Ich wäre im Kreis herumgelaufen, um sie zu besänftigen, und hätte panische Angst gehabt, dass die Dinge außer Kontrolle geraten könnten. Doch dazu schien es nie zu kommen. Ich weiß nicht, ob das an mir lag, oder… Tien schämte sich danach immer ein wenig, nun, nicht dass er sich jemals entschuldigt hätte, aber er kaufte immer… nun ja, das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    Miles zeichnete mit seinem Löffel ein Muster aus
    schraffierten Kreuzen auf den Boden seines Tellers und hoffte dabei, sein Verlangen nach ihrem Beifall wäre nicht zu peinlich offensichtlich. »Körperliche Lösungen sind mir nie leichtgefallen. Ich habe … einfach mit seinem Denken gespielt, ihn vorsichtig herausmanövriert. Ich versuche, niemanden sein Gesicht verlieren zu lassen, wenn ich verhandle.«
    »Nicht einmal ein Kind?« Sie verzog den Mund und hob die Augenbrauen in einem Gesichtsausdruck, von dem er sich nicht sicher war, wie er ihn interpretieren sollte. »Eine seltene Methode.«
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    »Vielleicht hatte somit meine Taktik die Neuartigkeit der Überraschung für sich. Ich gebe zu, ich hatte daran gedacht, meine KBS-Helfer in die Bresche zu schicken, aber das hätte wie ein sehr törichter Befehl ausgesehen.
    Nikkis Würde war nicht das Einzige, was auf dem Spiel stand.«
    »Nun ja… danke, dass Sie so geduldig waren. Normalerweise erwartet man nicht, dass viel beschäftigte und wichtige Männer sich Zeit für Kinder nehmen.«
    Ihre Stimme klang warm, sie war wirklich erfreut. Oh, gut. »Tja, ich tu’s«, plapperte er erleichtert. »Das heißt, ich erwarte es. Mein Vater tat es immer, wissen Sie – sich Zeit für mich nehmen. Später, als ich erfuhr, dass nicht alle Väter das taten, da nahm ich einfach an, es sei nur der Charakterzug der meistbeschäftigten und wichtigsten Männer.«
    »Hm.« Sie betrachtete ihre Hände, die zu beiden Seiten ihrer Tasse ruhten, und lächelte schief.
    Professor Vorthys kam herein, für den Tag in seinen bequemen zerknitterten Anzug gekleidet, der kaum besser saß als sein Pyjama. Dabei handelte es sich um eine Maßanfertigung, die seinem Status als Kaiserlicher Auditor entsprach, aber nach Miles’ Meinung musste der Professor seinen Schneider zur Verzweiflung getrieben haben, bevor er ihm genau die Passform abschmeichelte, die er haben wollte, mit

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