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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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um in die Schule zu gehen, wegen seiner Vorzohns Dystrophie. Ich habe ihm aufs Neue erklärt, dass es so nicht geht, aber er wurde immer eigensinniger. Er bettelte darum, zu Hause bleiben zu dürfen. Nein, nicht bloß eigensinnig. Er hat Angst, glaube ich. Das ist nicht die übliche Drückebergerei.« Sie wies mit einem Ruck des Kopfes auf die verschlossene Tür. »Ich versuchte es auf die resolute Art.
    Das war nicht die richtige Taktik. Jetzt ist er in Panik.«
    Miles bückte sich, um einen Blick auf das Schloss zu werfen. Es gehörte zum gewöhnlichen mechanischen Typ.
    Schade, dass es sich nicht um ein Handflächenschloss handelte; da hätte er einige Tricks gewusst. Dies hier hatte nicht einmal Schrauben, sondern eine Art Niete. Hier würde man eine Brechstange brauchen. Oder eine List…
    »Nikki«, rief Ekaterin hoffnungsvoll. »Lord Vorkosigan ist hier draußen. Er muss sich waschen und anziehen, damit er zur Arbeit gehen kann.«
    Schweigen.
    »Ich bin hin und her gerissen«, murmelte Ekaterin. »In ein paar Wochen reisen wir ab. Ein paar verpasste Schulstunden würden keine Rolle spielen, aber… darum geht es nicht.«
    »Als ich in seinem Alter war, bin ich in eine private Vor-Schule gegangen, die seiner ziemlich ähnlich ist«, antwortete Miles, ebenfalls murmelnd. »Ich weiß, wovor er Angst hat. Aber ich glaube, Ihre Instinkte haben Recht.« Er runzelte nachdenklich die Stirn, dann setzte er sein Necessaire ab und kramte daraus seine Tube mit Ent412
    haarungscreme heraus, die er sich dann ausgiebig über die während der Nacht gewachsenen Stoppeln schmierte.
    »Nikki?«, rief er. »Kann ich reinkommen? Ich bin ganz mit Enthaarungscreme voll geschmiert, und wenn ich die nicht abwasche, wird sie sich in meine Haut einfressen.«
    »Wird er nicht darauf kommen, dass Sie sich auch in der Küche waschen können?«, flüsterte Ekaterin.
    »Vielleicht. Aber er ist erst neun. Ich setze darauf, dass Enthaarung für ihn noch etwas mysteriös ist.«
    Einen Moment später ertönte Nikkis Stimme. »Sie
    können reinkommen. Aber ich komme nicht raus. Und ich sperre wieder ab.«
    »Das geht in Ordnung«, meinte Miles.
    An der Tür war ein Rascheln zu hören. »Soll ich ihn packen, wenn er aufmacht?«, fragte Ekaterin sehr unsicher.
    »Nein. Das würde unser stillschweigendes Abkommen
    verletzen. Ich gehe hinein, und dann werden wir sehen, was passiert. Zumindest werden Sie dann einen Spion drinnen haben.«
    »Es kommt mir nicht recht vor, Sie so zu benutzen.«
    »Hm. Kinder wagen nur denen zu trotzen, denen sie
    wirklich vertrauen. Die Tatsache, dass ich für ihn zum größten Teil noch ein Fremder bin, gibt mir einen Vorteil, und ich lade sie ein, den auszunutzen.«
    »Stimmt. Nun ja… geht in Ordnung.«
    Die Tür öffnete sich einen vorsichtigen Spalt. Miles wartete. Die Tür öffnete sich ein wenig mehr. Miles seufzte, drehte sich zur Seite und schlüpfte hindurch.
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    Sofort schloss Nikki die Tür wieder und ließ das Schloss einschnappen.
    Der Junge trug Schulkleidung, die mit Litzen besetzte Uniform in nüchternem Grau und Kastanienbraun, doch keine Schuhe. Die Schuhe waren vermutlich der Knackpunkt gewesen, denn sie anzuziehen bedeutete implizit die Verpflichtung, hinauszugehen. Nikki wich zurück und setzte sich auf den Rand der Badewanne; Miles legte sein Necessaire auf die Spiegelkonsole und rollte die Ärmel hoch. Er versuchte, schnell zu denken, bevor er noch Kaffee getrunken hatte. Oder überhaupt zu denken. Seine Beredsamkeit hatte in der Vergangenheit seine Soldaten inspiriert, dem Tod ins Auge zu blicken, oder so erinnerte er sich zumindest schwach. Jetzt versuchen wir mal etwas wirklich Schweres. Er spielte um Zeit und Inspiration, indem er methodisch seine Zähne putzte. Inzwischen hatte die Enthaarungscreme ihr Werk vollendet. Er wusch die Schmiere ab, die das Ergebnis davon war, rieb sein Gesicht mit dem Handtuch trocken, warf das Tuch über die
    Schulter und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Dann rollte er langsam seine Ärmel herunter und knöpfte die Manschetten zu.
    »Also, Nikki«, sagte er schließlich. »Worin besteht das Problem mit der Schule heute Morgen?«
    Die Feuchtigkeit, die um die trotzigen Augen des Jungen verschmiert war, glitzerte, als das Licht darauf fiel. »Ich bin krank. Ich habe Vorzohns Ding.«
    »Das ist nicht ansteckend. Du kannst niemanden damit infizieren.« Außer auf die Art, wie du es bekommen hast.
    Nikki blickte ihn verständnislos an. Der Gedanke, für

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