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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatten Jahre zur Verfügung gehabt, um ihre falsche Identität zu entwickeln. Sie benähmen sich hier, als gehörte ihnen diese Örtlichkeit – vielleicht war es tatsächlich so.
    In Ekaterins bedeutungsvolles Schweigen hinein sagte Foscol, fast ebenso verbissen: »Wir sind keine Mörder.
    Anders als ihr Barrayaraner.«
    »Ich habe mein ganzes Leben lang noch niemanden
    umgebracht. Dafür, dass Sie keine Mörder sind, ist die Zahl Ihrer Opfer eindrucksvoll«, gab Ekaterin zurück. »Ich weiß nicht, was mit Radovas und Trogir passiert ist, aber wie steht es mit den sechs armen Leuten von der Mannschaft des Sonnenspiegels, und der Pilotin des Erzfrachters – und Tien. Das sind mindestens acht, vielleicht sogar zehn.«
    Vielleicht zwölf, wenn ich nicht aufpasse.
    »Ich war während der Revolte Studentin an der Solstice-Universität«, knurrte Foscol. Die Nachricht von Tiens Tod hatte sie sichtlich aus der Fassung gebracht. »Ich habe erlebt, wie Freunde und Klassenkameraden während der Unruhen auf der Straße erschossen wurden. Ich erinnere mich an die Vergasung der Grün-Park-Kuppel. Wagen Sie es ja nicht – Sie, eine Barrayaranerin! –, hier zu sitzen und mir etwas über Mord zu erzählen.«
    »Zur Zeit der komarranischen Revolte war ich fünf Jahre alt«, erwiderte Ekaterin müde. »Was hätte ich da Ihrer 468
    Meinung nach tun sollen, na?«
    »Falls Sie in die Geschichte zurückschauen wollen«, warf die Professora trocken ein, »dann seid ihr Komarraner es gewesen, die die Cetagandaner auf uns losgelassen haben. Fünf Millionen Barrayaraner sind gestorben, bevor überhaupt der erste Komarraner starb. Die Toten Ihrer Vergangenheit zu beweinen ist ein Hinterherhinken in der Geschichte, das ein Komarraner nicht gewinnen kann.«
    »Das ist schon länger her«, erwiderte Foscol etwas
    hilflos.
    »Aha, ich verstehe. Der Unterschied zwischen einem
    Verbrecher und einem Helden liegt also in der Reihenfolge, in der ihre Verbrechen begangen werden«, sagte die
    Professora mit einer Stimme, die von gespielter Freundlichkeit triefte. »Und die Gerechtigkeit bekommt ein Verfallsdatum. In diesem Fall sollten Sie sich lieber beeilen. Sie dürfen Ihren Heroismus doch nicht
    verderben.«
    Foscol straffte sich. »Wir planen nicht, jemanden
    umzubringen. Wir alle hier haben die Vergeblichkeit dieser Art von Heldentum schon vor fünfundzwanzig Jahren
    erlebt.«
    »Dann scheinen die Dinge nicht genau nach Plan zu
    laufen, oder?«, murmelte Ekaterin und rieb sich das Gesicht. Die Gefühllosigkeit ließ nach. Sie wünschte, auch ihre Geisteskräfte würden wiederkehren. »Ich stelle fest, Sie leugnen nicht, dass es sich bei Ihnen um Diebe
    handelt.«
    »Wir holen uns nur etwas von unserem Eigenen
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    zurück«, versetzte Foscol.
    »Das Geld, das in das komarranische Terraforming
    geflossen ist, hat für Barrayar keinen unmittelbaren Nutzen. Sie haben Ihre eigenen Enkelkinder bestohlen.«
    »Was wir nahmen, haben wir genommen, um eine
    Investition für Komarr zu tätigen, die unseren zukünftigen Generationen unermesslichen Reichtum bringen wird«, erwiderte Foscol.
    Hatten Ekaterins Worte sie getroffen? Vielleicht. Soudha wirkte, als dachte er heftig nach, wobei er die beiden barrayaranischen Frauen beäugte. Sollen sie ruhig weiter streiten, dachte Ekaterin. Menschen können nicht streiten und gleichzeitig denken, oder zumindest schienen eine Menge Leute, die sie kannte, dieses Problem zu haben.
    Wenn sie die Komarraner am Reden halten konnte,
    während ihr Körper sich etwas mehr von der Betäubung erholte, dann konnte sie … was? Ihr Blick fiel auf einen Feuer-und Notfallmelder an der Basis der Eingangsrampe, vielleicht zehn Schritte von ihr entfernt. Alarm, falscher Alarm, die Aufmerksamkeit erzürnter Behörden auf
    Southport Transport lenken … Konnte Arozzi sie binnen weniger als zehn Schritte erneut betäuben? Sie lehnte sich an die Beine ihrer Tante zurück und versuchte, sehr schlaff zu wirken. Mit einer Hand umfasste sie den Fußknöchel der Professora, als suchte sie bei ihr Trost. Die neuartige Gerätschaft ragte stumm und geheimnisvoll in der Mitte des Raumes auf.
    »Also, was planen Sie dann«, fragte Ekaterin sarkastisch, »den Wurmlochsprungpunkt zu schließen und uns abzuschneiden? Oder wollen Sie …« Sie verstummte, als 470
    ihr das bestürzte Schweigen bewusst wurde, das ihre Worte ausgelöst hatten. Sie schaute die drei Komarraner an, die sie erschrocken anstarrten. Mit plötzlich leiserer Stimme sagte

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