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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gebacken; zur Werbung ließ man die Düfte aus den Öfen listigerweise in die Halle abziehen. Ekaterin nahm den Geruch von Hefe und Kardamom und heißem
    Brillbeerensirup wahr. Die Kombination erinnerte an das barrayaranische Winterfest, und sie wurde von einer Welle von Heimweh gepackt.
    Durch den ansonsten menschenleeren Korridor kam
    ihnen zusammen mit den Düften ein Mann entgegen, der einen Overall wie die Dockarbeiter der Station anhatte. Das Firmenlogo auf seiner linken Brust verkündete in schrägen, flott wirkenden Buchstaben, von denen kleine Linien wegschössen: SOUTHPORT TRANSPORT LTD. Er trug
    zwei große Beutel, die mit Brotzeitschachteln voll gestopft waren. Der Mann blieb stehen und starrte sie bestürzt an, wie Ekaterin es ihrerseits auch tat. Es handelte sich bei ihm um einen der Ingenieure der AbwärmeAbteilung – Arozzi war sein Name.
    Unglücklicherweise erkannte er sie ebenfalls auf der Stelle. »Madame Vorsoisson!« Und etwas matter: »Dass man Sie hier antrifft!« Er blickte sich hektisch um, wie jemand, der in eine Falle geraten war. »Ist der Administrator auch bei Ihnen…?«
    Ekaterin erwog, einfach zu sagen: Es tut mir Leid, ich 462
    glaube, ich kenne Sie nicht und dann ohne die Miene zu verziehen an ihm vorbeizugehen, nicht mehr zurückzuschauen, um die Ecke zu biegen und dann wie verrückt zur nächsten Notfallrufbox zu sausen. Doch Arozzi ließ seine Beutel fallen, holte einen Betäuber aus der Tasche und drehte ihn in die richtige Richtung, bevor sie weiter kam als: »Es tut mir Leid…«
    »Mir auch«, erwiderte er offensichtlich ehrlich und feuerte.
    Als Ekaterin die Augen öffnete, blickte sie schräg auf die Decke des Korridors. Ihr ganzer Körper kam ihr wie mit Nadeln gespickt vor und weigerte sich ihr zu gehorchen und sich zu bewegen. Ihre Zunge fühlte sich an, als hätte man ihr eine zusammengrollte Socke in den Mund
    gestopft.
    »Zwingen Sie mich nicht, Sie zu betäuben«, forderte Arozzi jemanden auf. »Ich würde es sofort tun.«
    »Das glaube ich Ihnen«, erwiderte Tante Vorthys’
    atemlose Stimme direkt hinter Ekaterins Ohr. Ekaterin erkannte, dass sie sich jetzt auf der Schwebepalette befand, halb sitzend an die Brust ihrer Tante gelehnt; ihre Beine hingen schlaff über das neu geordnete Gepäck vor ihr. Die Hand der Professora hatte sie an der Schulter gefasst.
    Arozzi blickte sich verzweifelt um, legte ihr dann seine Brotzeitschachteln auf den Schoß, nahm die Steuerleine der Schwebepalette in die Hand und lief den Korridor so schnell entlang, wie die winselnde, überbeladene Palette folgen konnte.
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    Hilfe, dachte Ekaterin. Ich werde von einem Komarraner entführt. Ihr Schrei war nur ein leises Stöhnen, als sie in einen anderen Korridor einbogen und an einer Frau in der Uniform eines Verpflegungsdienstes vorbeikamen. Die Frau widmete ihnen kaum einen Blick. Schließlich
    handelte es sich bei ihnen um keinen ungewöhnlichen Anblick: zwei sehr sprungkranke Transitpassagiere, die zu ihrem Anschlussflug oder einer Unterkunft oder vielleicht zur Krankenstation geschleppt wurden. Oder in die
    Leichenhalle … Eine schwere Betäubung, so hatte Ekaterin gehört, machte einen für Stunden bewusstlos. Es musste sich also bei ihr um eine leichte Betäubung handeln. War dies ein Gefallen, den man ihr erwiesen hatte? Sie spürte ihre Gliedmaßen nicht, aber sie fühlte, wie ihr Herz schlug und in ihrer Brust schwer pochte, während das Adrenalin sich nutzlos mit ihrem nicht reagierenden peripheren Nervensystem abmühte.
    Mehr Kurven, mehr Abstiege, mehr Ebenen. Hatte sie
    den Kubus mit dem Plan der Station noch in der Tasche?
    Sie kamen aus dem Passagierbereich auf Versorgungsebenen, die den Frachten und der Schiffsreparatur gewidmet waren. Schließlich gelangten sie zu einer Tür mit der Aufschrift SOUTHPORT TRANSPORT LTD. im
    gleichen Stil wie das Logo auf dem Overall. Außerdem stand da in größeren roten Buchstaben: ZUTRITT NUR
    FÜR BEFUGTE. Arozzi führte sie um eine Biegung, durch einige weitere luftdichte Türen und über eine Rampe hinab zu einer großen Ladebucht. Es roch kalt, nach Öl und Ozon und Plastik. Welchen Weg sie auch gekommen sein
    mochten, sie befanden sich an der Außenhaut der Station.
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    Ekaterin erinnerte sich, dass sie das Southport-Logo schon einmal gesehen hatte; bei dieser Firma handelte es sich um eine der kleineren, finanzschwachen Gesellschaften für Transport im Lokalraum, die sich mühsam in den Nischen durchschlugen, welche die großen

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