Vorkosigan 13 Komarr
Es waren hundertzwanzig Passagiere drauf, also voll besetzt.« Nikkis Gesicht wurde nachdenklich.
»Verglichen mit den kaiserlichen Schnellkurieren war das nur ein alter Kahn, aber Mama brachte den Sprungpiloten dazu, dass er mich zu einem Besuch in den Steuerraum kommen ließ. Ich durfte auf seinem Pilotensessel sitzen und seinen Helm aufsetzen.« In der Erinnerung an diesen herrlichen Augenblick war aus dem Funkeln eine Flamme geworden.
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»Ich schließe daraus, dass du Sprungschiffe bewunderst.«
»Ich möchte Sprungpilot werden, wenn ich groß bin.
Wollten Sie das nie? Oder… hätte man Sie nicht zugelassen?« Nikkis Gesichtsausdruck wurde wieder vorsichtig.
Hatten die Erwachsenen ihn ermahnt, Miles’ mutoide
Erscheinung nicht zu erwähnen? Ja, tun wir doch alle so.
als beachteten wir das Offensichtliche nicht. Das sollte dann die Weltsicht des Knaben klären.
»Nein, ich wollte Stratege werden. Wie mein Vater und mein Großvater. Ich hätte die körperliche Eignungsprüfung für Sprungpiloten sowieso nicht bestanden.«
»Mein Vater war Soldat. Das hörte sich langweilig an.
Er blieb fast die ganze Zeit auf demselben Stützpunkt. Ich möchte kaiserlicher Pilot werden, auf den schnellsten Schiffen, und herumkommen.«
Sehr weit weg von hier. Ja, das konnte Miles durchaus verstehen. Plötzlich kam ihm der Gedanke: Selbst wenn man zwischen jetzt und dann nichts unternähme, würde eine körperliche Eignungsprüfung beim Militär Nikkis Vorzohns Dystrophie ans Tageslicht bringen, und selbst wenn dieser Defekt erfolgreich behandelt würde, wäre der Junge damit für die Ausbildung zum Militärpiloten disqualifiziert.
»Kaiserlicher Pilot?« Miles hob anscheinend überrascht die Augenbrauen. »Nun, ich vermute … aber wenn du
herumkommen möchtest, dann ist das Militär nicht dein bester Weg dazu.«
»Warum nicht?«
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»Abgesehen von sehr wenigen Kurierflügen oder diplomatischen Missionen, reisen die militärischen Sprungpiloten bloß von Barrayar nach Komarr und nach Sergyar und zurück. Dieselben alten Routen, immer wieder und wieder. Und wie die Piloten unter meinen Bekannten
sagen, muss man eine Ewigkeit warten, bis man im Dienstplan drankommt. Tja, wenn du wirklich etwas erleben willst, dann kämst du zum Beispiel mit den komarranischen Handelsflotten viel weiter – bis hin zur Erde und darüber hinaus. Und sie sind viel länger unterwegs, und da gibt es auch viel mehr Stellungen. Und mehr Arten von Schiffen. Piloten sitzen viel länger auf dem Schleudersitz.
Und wenn man zu den interessanten Orten kommt, dann hat man mehr freie Zeit, um sich dort umzuschauen.«
»Oh.« Nikki verdaute alles nachdenklich. »Warten Sie«, befahl er abrupt und schoss aus dem Zimmer.
Einen Moment später war er zurück und trug in den
Armen eine Schachtel voller Modellsprungschiffe. »Das ist die Dolphin-776, mit der wir gereist sind.« Er hielt eines der Modelle hoch, damit Miles es inspizieren konnte. Dann kramte er nach einem anderen. »Sind Sie schon mit
Schnellkurieren wie dem da geflogen?«
»Mit der Falcon-9? Ja, ein-oder zweimal.« Ein Modell zog Miles’ Blick auf sich; automatisch ließ er sich neben Nikki auf den Boden gleiten. Der Junge stellte seine Sammlung zu einer Flotteninspektion auf. »Du lieber Himmel, ist das ein RG-Frachter?«
»Das ist eine Antiquität.« Nikki hielt ihm das Modell hin.
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Miles nahm es entgegen. Seine Augen leuchteten. »Ich habe eines der Allerletzten besessen, als ich siebzehn war.
Na, das war ein Kahn!«
»Ein… ein Modell wie das hier?«, fragte Nikki unsicher.
»Nein, ein Sprungschiff.«
»Sie haben ein echtes Sprungschiff besessen? Sie
selbst?« Nikki schnaufte tief.
»Hm, ich und ein paar Gläubiger.« Miles lächelte, als er sich daran erinnerte.
»Haben Sie es auch gesteuert? Im normalen Raum,
meine ich, nicht im Sprungraum.«
»Nein, damals konnte ich noch nicht einmal Shuttles steuern. Das habe ich erst später an der Akademie gelernt.«
»Was ist mit dem RG passiert? Haben Sie ihn noch?«
»O nein. Oder… na ja, ich bin mir nicht ganz sicher. Er hatte einen Unfall im Lokalraum von Tau Verde und hat dort ein anderes Schiff gerammt … äh… ist damit kollidiert. Dabei wurden seine Necklin-Feldgeneratorenstäbe gewaltig verbogen. Danach konnte er nicht mehr springen, und so habe ich ihn als einen Frachter für den Lokalraum verleast, und wir haben ihn dort gelassen. Ich sagte zu Arde
– einem Freund von mir, der Sprungpilot ist –,
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