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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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kann man sich verletzen. Tja, vermutlich macht jeder Junge einmal diese Phase durch. Wir alle sind aus ihr herausgewachsen. Räum das ganze Durcheinander auf, Nikki.«
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    Nikki hatte die Augen niedergeschlagen, kniff sie aber, wie Miles aus seinem Blickwinkel sehen konnte, verstimmt zusammen. Dann bückte er sich, um den Rest seiner
    Miniaturflotte einzusammeln.
    »Manche Leute wachsen in ihre Träume hinein, anstatt aus ihnen heraus«, murmelte Miles.
    »Das hängt davon ab, ob die Träume vernünftig sind«, versetzte Vorsoisson, und seine Lippen zuckten freudlos amüsiert. Er musste sich der medizinischen Schranke zwischen Nikki und dessen Ambitionen voll bewusst sein.
    »Nein, davon hängt es nicht ab.« Miles lächelte leicht.
    »Sondern davon, wie intensiv man wächst.« Es war schwer zu sagen, wie Nikki das aufnahm, aber er hörte es
    zumindest; er warf noch einmal einen Blick auf Miles zurück, als er seine Schatzkiste zur Tür trug.
    Vorsoisson runzelte die Stirn, argwöhnisch ob dieses Widerspruchs, aber er sagte nur: »Kat schickt mich, um allen zu sagen, dass das Abendessen fertig ist. Geh deine Hände waschen, Nikki, und sag es deinem Onkel Vorthys.«
    Miles’ letztes Familienessen mit dem Vorsoisson-Clan verlief gezwungen. Madame Vorsoisson beschäftigte sich ausführlich damit, die Speisen zu servieren, die zugegebenermaßen ausgezeichnet waren. Ihre leicht gehetzte Haltung wirkte wie ein Plakat mit der Aufschrift Lassen Sie mich in Ruhe! Das Gespräch blieb dem Professor und Tien überlassen. Vorthys wirkte geistesabwesend, und Vorsoisson redete – da niemand das Gespräch lenkte –
    eindringlich und oberflächlich über komarranische
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    Lokalpolitik, wobei er autoritativ die Denkweise von Leuten erklärte, denen er – soweit Miles es beurteilen konnte – noch nie tatsächlich begegnet war. Nikolai, der vor seinem Vater auf der Hut war, verfolgte das Thema Sprungschiffe in dessen Anwesenheit nicht weiter.
    Miles fragte sich nun, wie er Madame Vorsoissons
    Schweigen an jenem ersten Abend als Gelassenheit hatte missverstehen können, oder Vorsoissons Spannung als Energie. Bis er dieses kurze Aufleuchten ihrer Munterkeit während des Ausflugs erlebt hatte, hatte er keine Ahnung gehabt, wie viel von ihrer Persönlichkeit sich dem Blick entzog oder wie viel in der Gegenwart ihres Mannes ins Off ging.
    Jetzt, wo er wusste, auf welche Indizien er achten
    musste, sah er das schwache Grau unter Tiens kuppelbedingter Blässe, und er bemerkte die verräterischen kleinen Zuckungen, die als Plumpheit eines großen Mannes bei kleinen Dingen getarnt wurden. Zuerst hatte Miles befürchtet, die Krankheit hafte an ihr, und er war fast bereit gewesen, Tien zu einem Duell herauszufordern, weil er es unterließ, sofortige und massive Maßnahmen zur Lösung des Problems zu ergreifen. Wenn Madame Vorsoisson
    seine Frau gewesen wäre … Aber offensichtlich spielte Tien diese kleinen verzögernden Kopfspielchen mit seinem eigenen Zustand. Niemand kannte besser als Miles die eingefleischte barrayaranische Angst vor jeder genetischen Entstellung. Tödlich peinlich war mehr als nur eine Redewendung. Auch er erzählte nicht gerade überall von seiner eigenen unsichtbaren Neigung zu Anfällen herum –
    allerdings war er persönlich erleichtert gewesen, als er ihr 172
    dieses Geheimnis offenbart hatte. Nicht, dass dies eine Rolle spielte, wo er jetzt doch weggehen würde. Tien hatte sich dafür entschieden zu leugnen, so dumm das auch scheinen mochte; vielleicht hoffte der Mann, von einem Meteor getroffen zu werden, bevor sich seine Krankheit manifestierte. Miles’ unterdrückte Mordgelüste kamen wieder, als er dachte: Aber Vorsoisson hat das gleiche Schicksal auch für Ekaterins Nikolai gewählt.
    Als sie das Hauptgericht zur Hälfte hinter sich hatten –
    exquisit aromatische Fischfilets aus künstlicher Züchtung, gebacken auf einer Unterlage aus Knoblauchkartoffeln –, läutete es an der Tür. Madame Vorsoisson erhob sich eilig, um zu öffnen. Miles folgte ihr, da er das obskure Gefühl hatte, es sei gegen die Sicherheit, sie allein losgehen zu lassen. Nikolai, der vielleicht ein Abenteuer witterte, versuchte sie zu begleiten, aber er wurde von seinem Vater am Esstisch zurückgehalten. Madame Vorsoisson warf
    Miles einen Blick über die Schulter hinweg zu, sagte aber nichts.
    Sie blickte prüfend auf den Monitor neben der Tür.
    »Wieder ein Kurier. Oh, diesmal ist es ein Hauptmann.
    Normalerweise kommt nur ein

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