Vorkosigan 13 Komarr
Für-ihn-Sorgen immer langsamer wurde und schließlich… aufhörte. Zu spät. Oder vielleicht zu früh. Ich weiß es nicht.«
Aber wenn sie natürlich nicht gerade zu jenem Zeitpunkt Schluss mit Tien gemacht hätte, in genau dieser Weise, dann wäre er an diesem Abend nicht… und, und, und, die ganze Kette von Ereignissen, die zu diesem Moment
geführt hatten. Dieses wenn nur konnte man natürlich für jedes Glied in der Kette sagen. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht wiederherstellbar. »Ich dachte, wenn ich ihn loslasse, dann würde er fallen.« Sie starrte auf ihre Hände. »Am Ende. Ich habe nicht erwartet, dass es so bald geschehen würde.«
Allmählich wurde ihr klar, in welch großem Schlamassel Tiens Tod sie zurücklassen würde. Sie würde die schmerzlichen rechtlichen Schritte der Trennung gegen die ebenso schmerzlichen und schwierigen rechtlichen Schritte der Klärung seines wahrscheinlich bankrotten Nachlasses eintauschen. Und was sollte sie mit seinen sterblichen Überresten machen? Welche Art von Bestattung, und wie sie es seiner Mutter beibringen sollte und … doch schon jetzt erschien es ihr tausendmal leichter, das schlimmste Problem ohne Tien zu lösen als das einfachste mit ihm.
Keine rücksichtsvollen Verhandlungen mehr um eine
Erlaubnis oder Billigung oder Zustimmung. Sie konnte es einfach tun. Sie kam sich vor… wie ein Patient, der aus einer Lähmung erwachte, zum ersten Mal die Arme weit ausstreckte und überrascht feststellte, dass sie stark waren.
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Sie runzelte fragend die Stirn. »Wird es Anklagen geben?
Gegen Tien?« Vorkosigan zuckte die Achseln. »Für
gewöhnlich macht man Toten keinen Prozess, obwohl es gelegentlich im Zeitalter der Isolation vorkam. Da fällt mir zum Beispiel Lord Vorventa der Zweimal-Gehängte ein.
Nein. Es wird Ermittlungen geben, und Berichte, ach du meine Güte, die Berichte, vom KBS und von mir selbst und möglicherweise von der Sicherheitsbehörde von Serifosa –
ich sehe schon Streitigkeiten über die Zuständigkeit voraus –, und es könnte notwendig sein, dass Sie als Zeugin aussagen im Rahmen der Strafverfolgung anderer Personen …«
Er brach ab, drehte sich mühsam auf seinem Sessel herum und schob eine jetzt etwas weniger steifgefrorene Hand in seine Tasche. »Personen, die vermutlich meinen Betäuber mitgenommen haben …« Auf seinem Gesicht erschien
Bestürzung, er kam mit einem Ruck auf die Beine und drehte beide Hosentaschen nach außen, dann überprüfte er seine Jacke, streifte sie ab und tastete sein graues Hemd ab.
»Verdammt.«
»Was ist?«, fragte Ekaterin erschrocken.
»Ich glaube, die Mistkerle haben mein Auditorensiegel mitgenommen. Wenn es mir nicht bei dem ganzen Unfug heute Abend irgendwo herausgefallen ist. O Gott! Es öffnet jede KomKonsole der Regierung oder des Sicherheitsdienstes im gesamten Kaiserreich.« Er holte tief Luft, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Andrerseits hat es einen Ortungschip. Der KBS kann es aufspüren, wenn er nahe genug dran ist – der KBS kann diese Leute aufspüren. Ha!«
Mühsam zwang er seine roten, geschwollenen Finger, auf seinem Kommunikator einen Kanal zu aktivieren.
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»Tuomonen?«, fragte er.
»Wir sind unterwegs, Mylord«, erwiderte sofort Tuomonens Stimme. »Wir sind in der Luft, ungefähr auf halbem Weg, meiner Schätzung nach. Wollen Sie bitte Ihren Kanal offen lassen?«
»Hören Sie. Ich glaube, die Angreifer haben sich mit meinem Auditorensiegel aus dem Staub gemacht. Beauftragen Sie sofort jemanden, es aufzuspüren. Wenn Sie es finden, dann werden Sie auch diese Leute finden, falls man es nicht hier irgendwo hat fallen lassen. Diese Möglichkeit können Sie überprüfen, wenn Sie hier sind.«
Dann bestand Vorkosigan auf einem Rundgang durch
das Gebäude, und er kommandierte Ekaterin erneut dazu ab, ihn gelegentlich zu stützen, obwohl er jetzt sehr selten stolperte. Mit finsterem Gesicht blickte er auf die geschmolzene KomKonsole und die leeren Räume, dann
starrte er mit zusammengekniffenen Augen auf das Durcheinander der Geräte. Als sie wieder in die Vorhalle zurückkehrten, kamen gerade Tuomonen und seine Leute an.
Lord Vorkosigan zuckte verblüfft mit den Lippen, als zwei Wachleute in Halbpanzern mit Betäubern im
Anschlag durch die luftdichte Tür sprangen. Sie nickten ihm nervös zu, was er mit einer schiefen militärischen Grußgeste zur Kenntnis nahm, dann stürmten sie hintereinander durch die Anlage und nahmen eine ziemlich geräuschvolle
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