Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
beschleunigten sich, als sie sich der Tür näherte, bis sie fast rannte. Die Professora blickte wieder zu Miles und machte eine hilflose Geste, die besagen sollte: Wie konnten Sie das nur tun? oder vielleicht: Wie konnten Sie das nur tun, Sie Idiot?
Dein ganzes restliches Leben geht zur Tür hinaus. Tu etwas! Miles rappelte sich auf und stieß dabei seinen Stuhl nach hinten um. »Ekaterin, warten Sie. wir müssen miteinander reden…«
Bis zur Tür ging er noch normal, schlug sie zu und
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rannte dann los. Unterwegs schlug er noch ein paar Türen zwischen der Dinnerparty und ihnen beiden zu. In der Eingangshalle holte er Ekaterin ein, als sie gerade erfolglos versuchte, die Tür zu öffnen. Hier gab es natürlich eine Sicherheitssperre.
»Ekaterin, warten Sie, hören Sie mir zu, ich kann es
erklären«, keuchte er.
Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn ungläubig an, als wäre er ein Butterkäfer in den Vorkosigan-Farben, den sie gerade in ihrer Suppe schwimmend entdeckt hatte.
»Ich muss mit Ihnen reden. Sie müssen mit mir reden«,
verlangte er verzweifelt.
»In der Tat«, sagte sie nach kurzem Zögern, weiß um die Lippen. »Es gibt etwas, was ich Ihnen sagen muss. Lord Vorkosigan, ich gebe meinen Auftrag als Ihre Landschaftsgärtnerin zurück. Von jetzt an sind Sie nicht mehr mein Auftraggeber. Ich werde Ihnen morgen die Entwürfe und Pflanzpläne zukommen lassen, damit Sie alles an meinen Nachfolger übergeben können.«
»Was habe ich davon?«
»Wenn es wirklich ein Garten war, was Sie von mir
wollten, dann sind diese Unterlagen alles, was Sie
brauchen. Stimmt's?«
Er probierte die möglichen Antworten auf seiner Zunge.
Ja kam nicht in Frage. Nein genauso wenig. Moment mal…
»Könnte ich nicht beides gewollt haben?«, gab er
hoffnungsvoll zu bedenken. Mit etwas mehr Nachdruck
fuhr er fort: »Ich habe Sie nicht angelogen. Ich habe nur
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nicht alles gesagt, was mir im Kopf herumging, weil Sie, verdammt, noch nicht bereit waren, es zu hören, weil Sie noch nicht auch nur halb geheilt sind von den zehn Jahren, in denen Sie dieser Esel Tien in der Mache hatte, und ich habe es gesehen, und Sie haben es gesehen, und selbst Ihre Tante Vorthys hat es gesehen, und das ist die Wahrheit.«
Sie machte einen Ruck mit dem Kopf, der zeigte, dass
seine Worte ins Schwarze getroffen hatten, doch sie sagte nur mit völlig ruhiger Stimme: »Bitte öffnen Sie mir jetzt die Tür, Lord Vorkosigan.«
»Warten Sie, hören Sie mir zu…«
»Sie haben mich genug manipuliert«, erwiderte sie. »Sie haben meine… meine Eitelkeit ausgenutzt.«
»Nicht Ihre Eitelkeit«, protestierte er. »Ihre Fähigkeiten.
Ihren Stolz. Ihren Elan – jedermann konnte sehen, dass Sie einfach ein Ziel brauchten, eine Gelegenheit…«
»Sie sind daran gewöhnt, dass Sie Ihren Willen
bekommen, nicht wahr, Lord Vorkosigan? Auf jede nur
mögliche Weise.« Jetzt klang ihre Stimme schrecklich
leidenschaftslos. »Mir vor allen eine solche Falle zu
stellen.«
»Das war ein Unfall. Illyan hat nicht Bescheid gewusst, wissen Sie, und…«
»Anders als alle anderen? Sie sind noch schlimmer als Vormoncrief! Genauso gut hätte ich seinen Antrag annehmen können!«
»Hä? Was hat Alexi – ich meine, nein, aber, aber – was immer Sie wollen, ich möchte es Ihnen geben, Ekaterin.
Was immer Sie brauchen. Was immer es ist.«
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»Sie können mir nicht meine eigene Seele geben.« Sie
blickte nicht auf ihn, sondern nach innen, auf eine
Szenerie, die er sich nicht vorstellen konnte. »Der Garten hätte mein Geschenk sein können. Das haben Sie mir auch genommen.«
Ihre letzten Worte brachten sein Geplapper zu einem
Halt. Wie? Warte mal, jetzt kamen sie zu einem Punkt, der zwar schwer fassbar, aber ganz entscheidend war…
Draußen fuhr unter dem Vordach ein großer
Bodenwagen vor. Es wurden keine Gäste mehr erwartet;
wie waren sie an der KBS-Torwache vorbeigekommen,
ohne dass man Pym davon informiert hatte? Verdammt,
keine Störungen, nicht jetzt , wo sie gerade begann, sich zu öffnen, oder zumindest das Feuer zu eröffnen…
Kaum hatte er dies gedacht, da stürzte Pym durch die
Seitentür ins Foyer. »Verzeihung, Mylord – Verzeihung, dass ich störe, aber…«
»Pym.« Ekaterins Stimme war fast ein Rufen,
überschnappend und den Tränen trotzend, die ihr kamen.
»Offnen Sie mir diese verdammte Tür und lassen Sie mich hinaus.«
»Jawohl, Mylady!« Pym nahm Haltung an, seine Hand griff krampfhaft
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