Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
gereinigt worden.
»Haben Sie das selbst gesehen, Hafenmeister Thorne?«
»Ja, etwa eine Stunde, nachdem man es entdeckt hatte.
Da war schon die Menge der Gaffer am Ort, aber die
Sicherheitsleute haben das Gebiet ziemlich gut gegen
Kontamination abgesperrt.«
Miles ließ sich von Bel durch die Bucht führen und alle Ausgänge erklären. Es handelte sich um eine dem Standard entsprechende Örtlichkeit, funktionell, kahl, effizient; ein paar Frachthebegeräte standen stumm am anderen Ende neben einer abgedunkelten, luftdichten Steuerkabine. Miles bat Bel, die Kabine aufzusperren und ihm einen Blick ins 1045
Innere zu gestatten. Ekaterin ging ebenfalls umher,
sichtlich froh, dass sie Platz hatte, um ihre Beine
auszustrecken nach den Tagen des beengten Aufenthalts
auf der Turmfalke. Während sie sich in dem kühlen, hallenden Raum umschaute, zeigte ihr nachdenkliches Gesicht, dass sie sich an ganz bestimmte Erlebnisse erinnerte. Miles lächelte verständnisvoll.
Sie kehrten zu der Stelle zurück, wo das Blut gewesen
war und darauf hindeutete, dass man dort Leutnant Solians Kehle durchgeschnitten hatte, und erörterten die Details der Spritz-und Schmierspuren. Roic beobachtete alles mit regem professionellem Interesse. Miles bat einen der Quaddie-Wächter, seinen Schwebezuber zu verlassen: Aus seiner Schale geholt setzte sich der Quaddie auf dem Deck auf sein Hinterteil und seine unteren Arme und sah dabei ein bisschen aus wie ein großer, missmutiger Frosch. Die Fortbewegung der Quaddies ohne Schweber in einem Schwerkraftfeld wirkte auf den Beobachter ziemlich beunruhigend. Sie gingen entweder auf allen vieren, nur wenig beweglicher als ein Mensch auf Händen und Knien, oder sie brachten eine Art aufrechten Watschelgang auf ihren unteren Händen zustande, wobei sie sich vorwärts beugten und die Ellbogen ausstreckten. Beide Methoden sahen irgendwie falsch und ungelenk aus, verglichen mit der Anmut und Gewandtheit, die sie in der Schwerelosigkeit an den Tag legten.
Nachdem Bel, der nach Miles' Meinung fast über die
richtige Größe für einen Komarraner verfügte, sich
kooperativ bereit erklärt hatte, die Rolle der Leiche zu übernehmen, machten sie Experimente bezüglich des
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Problems, wie eine Person in einem Schweber siebzig oder mehr Kilo träger Körpermasse über die Distanz etlicher Meter bis zur Luftschleuse transportieren konnte. Bel war auch nicht mehr so schlank und athletisch wie früher; die zusätzlichen Körpermassen machten es für Miles schwerer, wieder in seine alte unterbewusste Gewohnheit zu verfallen und Bel für männlich zu halten. Vermutlich machte es nichts aus. Miles fand es extrem schwierig, mit unbequem überschlagenen Beinen auf einem Sitz, der nicht für Planetarier geschaffen war, eine Hand auf der Steuerung des Schwebers in Lendenhöhe zu halten und mit der anderen Bels Kleidung festzuhalten. Bel versuchte schauspielerisch entweder einen Arm oder ein Bein zur
Seite hängen zu lassen: Ekaterin stellte sich nur wenig besser an als er, Roic überraschenderweise noch schlechter.
Seine überlegene Stärke wurde neutralisiert dadurch, dass er seinen größeren Körper unbeholfen in den becherförmigen Raum quetschen musste. wobei seine Knie herausragten und er versuchen musste, noch die Handsteuerung in dieser beengten Haltung zu bedienen.
Der Quaddie-Sergeant schaffte es bequem, blickte aber
danach Miles finster an.
An Schweber zu kommen, so erklärte Bel, war nicht
schwer, da sie als gemeinsamer öffentlicher Besitz
betrachtet wurden; allerdings besaßen manchmal Quaddies, die viel Zeit auf der Schwerkraftseite verbrachten, ihre eigenen personalisierten Modelle. An den Zugangsportalen zwischen den Schwerkraft-und Schwerelosigkeitsbereichen der Station waren Abstellplätze für Schweber eingerichtet; dort konnte jeder Quaddie sich einen 1047
schnappen und benutzen und nach der Rückkehr wieder
abstellen. Zu Zwecken der Wartungskontrolle waren sie
nummeriert, aber ansonsten wurde ihre Benutzung nicht
aufgezeichnet. Jedermann konnte sich offensichtlich einen beschaffen, indem er einfach hinging und einstieg, selbst betrunkene barrayaranische Soldaten, die Ausgang hatten.
»Als wir vorhin zu der ersten Andockbühne auf der
anderen Seite kamen, da bemerkte ich eine Menge
Personenfahrzeuge, die an der Außenseite der Station
herumtuckerten – Rangierer, Personenkapseln, Lokalraum-Flitzer«, sagte Miles zu Bel. »Mir kommt der Gedanke, jemand könnte Solians
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