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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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waren, wenn Sie doch der Zeit davonlaufen konnten. Im Leben der meisten Menschen gibt es nur einen kurzen Moment des Höhepunkts, wo man dies fertig bringt.
    Ich liebe Sie. Aber ich begehre so viel mehr als nur Ihren Körper. Ich wollte die Macht Ihrer Augen besitzen, die Art und Weise, wie Sie eine Form und Schönheit sehen, die noch nicht einmal da ist. und sie aus dem Nichts in die greifbare Welt ziehen. Ich wollte die Ehre Ihres Herzens besitzen, das auch in den schlimmsten Schrecken jener grässlichen Stunden auf Komarr ungebeugt blieb. Ich wollte Ihren Mut und Ihren Willen haben, Ihre Vorsicht und Ihre Heiterkeit Ich wollte vermutlich Ihre Seele haben, und das war zu viel.
    Erschüttert legte sie den Brief nieder, holte ein paarmal tief Luft und nahm ihn wieder zur Hand.
    - 451 -
    Ich wollte Ihnen einen Sieg schenken. Aber es entspricht der wesentlichen Natur eines Triumphs, dass man ihn nicht geben kann. Er muss errungen werden, und je geringer die Chancen und je heftiger der Widerstand, desto größer die Ehre. Siege können keine Geschenke sein.
    Aber Geschenke können Siege sein, nicht wahr? Das haben Sie gesagt. Der Garten hätte Ihr Geschenk sein können, eine Gabe aus Talent Geschick und Vision.
    Ich weiß, dass es jetzt zu spät ist. aber ich wollte einfach sagen, es wäre ein Sieg gewesen, der unseres Hauses höchst würdig wäre.
    Ich stehe zu Ihrer Verfügung.
    Miles Vorkosigan.
    Ekaterin stützte die Stirn in die Hand und schloss die Augen. Nach ein paar Atemzügen gewann sie die Herrschaft über ihre Atmung zurück.
    Sie richtete sich wieder auf und las den Brief noch
    einmal im schwächer werdenden Licht. Zweimal. Das
    Schreiben forderte oder erbat keine Antwort, schien sie nicht einmal zu erwarten. Gut. denn sie bezweifelte, dass sie im Augenblick in der Lage wäre, zwei zusammenhängende Sätze aneinander zu reihen. Was erwartete er von ihr. wie sie darauf reagieren solle? Jeder Satz, der nicht mit Ich begann, schien mit Aber anzufangen. Das Schreiben war nicht nur ehrlich, es war nackt.
    Mit dem Rücken ihrer schmutzigen Hand wischte sie das Wasser aus ihren Augen auf die heißen Wangen, damit es abkühlte und verdunstete. Sie drehte den Umschlag um und starrte erneut auf das Siegel. Im Zeitalter der Isolation hatte - 452 -
    man solche eingeprägten Siegel mit Blut beschmiert, was die höchst persönliche Beteuerung der Loyalität eines Lords bedeutete. Später hatte man weiche Stäbchen aus Pigment erfunden, mit denen man die Einprägung ausrieb; es gab eine ganze Palette an Farben mit verschiedenen vornehmen Bedeutungen. Weinrot und Purpur waren bei Liebesbriefen populär gewesen, Rosa und Blau für Geburtsanzeigen. Schwarz für Todesanzeigen. Bei diesem Siegelabdruck hier handelte es sich um die allerkonservativste und traditionellste Farbe. Rotbraun.
    Der Grund dafür, das erkannte Ekaterin mit tränenfeuchtem Blinzeln, war, dass es sich um Blut handelte. Ein bewusst melodramatischer Akt von Miles' Seite, oder gedankenlose Routine? Sie hegte nicht den geringsten
    Zweifel, dass er durchaus die Fähigkeit zum Melodram
    hatte. Tatsächlich begann in ihr der Verdacht zu keimen, dass er darin schwelgte, wenn er die Chance dazu bekam.
    Doch als sie auf den Blutschmierer starrte und sich
    vorstellte, wie Miles sich in den Daumen stach und das Blut aufs Papier rieb, überkam sie die schreckliche Überzeugung, dass dies für ihn so natürlich und
    ursprünglich gewesen war wie die Atmung. Sie war sich sicher, dass er sogar einen dieser Dolche besaß, wie sie die hohen Lords früher zu tragen pflegten und wo das Siegel genau zu diesem Zweck im Heft der Waffe verborgen war.
    In Antiquitäten-und Andenkenläden konnte man Nachahmungen dieser Dolche kaufen, mit weichen und abgestumpften Metallklingen, weil niemand mehr sich in den Finger schnitt, um mit Blut zu siegeln. Für echte Siegeldolche aus dem Zeitalter der Isolation wurden bei - 453 -
    den seltenen Gelegenheiten, wenn sie auf dem Markt
    erschienen, Zehntausende, ja Hunderttausende Mark
    geboten.
    Miles benutzte den seinen wahrscheinlich als Brieföffner oder zur Reinigung der Fingernägel.
    Und wann und wo hatte er jemals ein Raumschiff
    entführt? Unsinnigerweise war sie sich sicher, dass er diesen Vergleich nicht aus der Luft gegriffen hatte.
    Ein hilfloses Lachen kam ihr über die Lippen. Falls sie ihm jemals wieder begegnen sollte, dann würde sie sagen: Leute, die bei verdeckten Operationen mitgemacht haben, sollten keine Briefe schreiben,

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