Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
gehalten! wäre völlig überflüssig, erkannte Kareen mit Genugtuung. Die Informationen würden schon bei der richtigen Adresse ankommen.
»Auch werden die Stapel von Fässchen mit Käferbutter
entlang dem Kellergang allmählich ein Problem. Gestern sind sie auf ein Hausmädchen gefallen. Die junge Dame hat sich sehr aufgeregt.«
Bei dieser Vorstellung bekam selbst die stumm
lauschende Ekaterin große Augen. Martya kicherte offen.
Kareen unterdrückte ein Knurren.
Martya warf einen Seitenblick auf Ekaterin und fügte ein wenig kühn hinzu: »Und wie geht es denn dem Dünnen?«
Pym zögerte, folgte ihrem Blick und erwiderte
schließlich: »Ich furchte, die Krise mit der Kanalisation hat sein Leben nur vorübergehend aufgehellt.«
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Er deutete eine Verneigung vor den drei Damen an und
überließ es ihnen, sich die abgrundtiefe Schwärze einer Seele auszumalen, die fünfzig Kilo Käferbutter im Hauptrohr der Abwasserleitung als eine Verbesserung in ihrer düsteren Welt empfinden konnte. »Miss Martya, Miss Kareen, ich hoffe, wir dürfen bald alle Koudelkas wieder im Palais Vorkosigan begrüßen. Madame Vorsoisson, gestatten Sie mir, dass ich mich zurückziehe und mich für alle Unannehmlichkeiten entschuldige, die ich Ihnen unabsichtlich bereitet haben könnte. Wenn ich nur für mein eigenes Haus und für Arthur spreche, darf ich fragen, ob Nikki uns noch besuchen darf?«
»Ja, natürlich«, erwiderte Ekaterin matt.
»Dann guten Abend.« Er tippte freundlich an die Stirn und verließ den Garten durch die Pforte in der schmalen Lücke zwischen den Häusern.
Martya schüttelte verwundert den Kopf. »Wo finden die Vorkosigans eigentlich ihre Leute'!«
Kareen zuckte die Achseln. »Vermutlich bekommen sie
die Creme des Kaiserreichs.«
»Das tun viele hohe Vor. aber sie bekommen keinen
Pym. Oder eine Ma Kosti. Oder einen…«
»Ich habe gehört, Pym kam zu ihnen auf persönliche
Empfehlung von Simon Illyan, als er Chef des KBS war«, bemerkte Kareen.
»Oh, ich verstehe. Sie schummeln. Das erklärt alles.«
Ekaterins Hand wanderte zu ihrem Bolero, unter dem
dieser faszinierende cremefarbene Umschlag verborgen
lag, doch zu Kareens heftiger Enttäuschung nahm sie ihn
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nicht heraus und öffnete ihn nicht. Zweifellos wollte sie ihn nicht vor ihren uneingeladenen Gästen lesen. Folglich war es Zeit, sich davonzumachen.
Kareen stand auf. »Ekaterin, vielen Dank. Du bist mir mehr Hilfe gewesen als alle …« in meiner eigenen Familie, konnte sie sich gerade noch verkneifen. Es hatte keinen Sinn, Martya absichtlich auf die Palme zu bringen, wo sie ihr doch diese widerstrebende und teilweise Loyalität gegen den elterlichen Widerstand erwiesen hatte. »Und es ist mir todernst mit dem neuen Design der Käfer. Ruf mich an. sobald du etwas fertig hast.«
»Ich werde morgen etwas haben, das verspreche ich.«
Ekaterin begleitete die Schwestern zur Gartenpforte und schloss sie hinter ihnen.
Am Ende des Blocks gerieten sie mehr oder weniger in
einen Hinterhalt von Pym, der an den geparkten
gepanzerten Bodenwagen gelehnt auf sie wartete.
»Hat sie den Brief gelesen?«, fragte er nervös.
Kareen gab Martya einen Stoß.
»Nicht in unserer Gegenwart, Pym«, erwiderte Martya
und rollte mit den Augen.
»Huh. Verdammt.« Pym blickte auf die Ziegelfassade
von Lord Auditor Vorthys' Haus, das halb in den Bäumen versteckt stand. »Ich hatte gehofft … verdammt.«
»Wie geht es Miles wirklich?«, fragte Martya, die
seinem Blick gefolgt war und dann den Kopf reckte.
Pym kratzte sich gedankenverloren im Nacken. »Nun ja, über das Stadium des Erbrechens und Stöhnens ist er schon hinaus. Jetzt wandert er im Haus herum und hält - 447 -
gemurmelte Selbstgespräche, wenn ihn nichts ablenkt. Er hungert nach Aktion, würde ich sagen. Die Art, wie er sich dem Kanalisationsproblem widmete, war direkt erschreckend. Von meinem Standpunkt aus gesehen,
verstehen Sie.«
Kareen verstand es. Wohin auch immer Miles
losstürmte, würde Pym ihm schließlich folgen müssen.
Kein Wunder, dass alle in Miles' Haushalt seine
Brautwerbung mit angehaltenem Atem verfolgten. Sie
stellte sich die Gespräche im Parterre vor: Um Gottes willen, kann nicht jemand bitte dafür sorgen, dass der kleine Scheißer mal so richtig gevögelt wird, bevor er uns alle so verrückt macht, wie er selber bereits ist? Tja, nein, die meisten von Miles' Leuten standen ausreichend unter seinem Bann, wahrscheinlich würden sie es nicht so
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