Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
während sie von Schnell-Penta high sind.
    Wenn er allerdings an einem virulenten Anfall von
    Wahrhaftigkeit litt, was war dann mit dem Teil, der begann mit Ich liebe Siel Sie drehte den Brief um und las dieses Stück aufs Neue. Die straffen, gleichmäßigen, charakteristischen Buchstaben schienen vor ihren Augen zu zittern.
    Doch etwas fehlte, erkannte sie. als sie den Brief ein weiteres Mal durchlas. Geständnis gab es reichlich, aber nirgendwo eine Bitte um Verzeihung, Lossprechung, Buße, keine Bitte um einen Anruf oder
    ein erneutes Treffen. Keine Bitte, sie möge auf irgendeine Weise reagieren. Es war sehr seltsam, dieses Zurückschrecken. Was bedeutete es? Falls dies eine Art seltsamer KBS-Code war, nun, dann besaß sie den Schlüssel nicht.
    Vielleicht bat er nicht um Verzeihung, weil er nicht
    erwartete, dass es möglich wäre, Verzeihung zu erlangen.
    Ein kalter, trockener Ort schien es zu sein, wo er stehen
    - 454 -
    geblieben war… Oder war er einfach zu arrogant, um zu bitten? Stolz oder Verzweiflung? Was von beiden?
    Vermutlich konnte es allerdings beides sein – Jetzt im Angebot, formulierte eine innere Stimme, nur diese Woche, zwei Sünden für den Preis von einer! Das… das klang irgendwie sehr nach Miles.
    Sie dachte zurück an ihre alten, bitteren häuslichen
    Streitereien mit Tien. Wie hatte sie diesen schrecklichen Tanz zwischen Bruch und Wiedervereinigung gehasst, wie oft hatte sie ihn umgangen. Wenn man am Ende einander verzeihen würde, warum es dann nicht gleich tun und sich Tage voll Magenschmerzen verursachender Spannung ersparen? Direkt von der Sünde zur Verzeihung, ohne dass man eine der mittleren Stufen von Reue und Wiedergutmachung durchlief… Einfach weitermachen, einfach tun. Aber sie hatten nicht viel weitergemacht. Sie waren anscheinend immer wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Vielleicht war dies der Grund, warum das Chaos sich immer scheinbar in einer endlosen Schleife wiederholt hatte. Vielleicht hatten sie nicht genug gelernt, als sie die schwierigen mittleren Teile ausgelassen hatten.
    Wenn man einen wirklichen Fehler begangen hatte, wie
    machte man dann weiter? Wie ging man richtig weiter von dem schlechten Ort, an dem man sich fand, weiter und nicht wieder zurück? Weil es nie wirklich ein Zurückgehen gab. Die Zeit löschte den Pfad hinter den eigenen Fersen aus.
    Auf jeden Fall wollte sie nicht zurückgehen. Sie wollte nicht weniger wissen, nicht kleiner sein wollen. Sie wünschte nicht diese Worte ungesagt zu machen – ihre
    - 455 -
    Hand hielt den Brief krampfhaft an ihre Brust, dann
    glättete sie die Falten sorgfältig auf der Tischplatte. Sie wollte einfach, dass der Schmerz aufhörte.
    Wenn sie ihn das nächste Mal sah, musste sie dann seine schreckliche Frage beantworten? Oder zumindest wissen, wie die Antwort lautete? Gab es eine andere Art und Weise zu sagen Ja , ich verzeihe dir, ehe man sagte: Ja, für immer, einen dritten Ort, an den man sich stellen konnte? Sie wünschte sich verzweifelt einen dritten Ort, an dem sie jetzt in diesem Augenblick stehen könnte.
    Ich kann das nicht auf der Stelle beantworten. Ich kann es einfach nicht.
    Butterkäfer. Sie konnte sich auf jeden Fall mit
    Butterkäfern befassen…
    Der Klang der Stimme ihrer Tante, die ihren Namen rief, durchbrach Ekaterins kreisende Gedanken. Ihr Onkel und ihre Tante mussten von ihrem auswärtigen Dinner zurückgekommen sein. Hastig steckte sie den Brief in
    seinen Umschlag zurück und versteckte ihn wieder in
    ihrem Bolero, dann rieb sie sich mit den Händen über die Augen. Sie versuchte, einen Gesichtsausdruck aufzusetzen, irgendeinen Ausdruck. Sie fühlten sich alle wie Masken an.
    »Ich komme schon, Tante Vorthys«, rief sie, stand auf, nahm ihren Pflanzenheber, trug das Unkraut zum Komposthaufen und ging ins Haus.
    - 456 -

12
    Die Türklingel seines Apartments läutete, als
    Ivan an seiner ersten Tasse Morgenkaffee schlürfte und zwischendurch die Ärmel seines Uniformhemdes zuknöpfte. Besuch um diese Stunde? Verwundert und etwas neugierig hob er die Augenbrauen und ging zum Eingang, um auf das Klingeln zu antworten.
    Er gähnte hinter vorgehaltener Hand, als die Tür zur
    Seite glitt und Byerly Vorrutyer sichtbar wurde, und war so nicht schnell genug, um rechtzeitig den Knopf zum Schließen der Tür zu drücken, bevor By sein Bein in den Türspalt brachte. Leider ließ der Sicherheitssensor die Tür anhalten, anstatt By den Fuß zu zerquetschen. Einen Moment lang bedauerte es

Weitere Kostenlose Bücher