Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
Lippen zu einem sauren Lächeln.
»Manchmal erinnerst du mich an meinen Cousin By. Er ist sehr geübt in der höflichen Pose, aber er ist auch nicht annähernd so raffiniert, wie er tut. Ich hätte gedacht, du wärest Taktiker genug, um die Ausgänge zu versperren, bevor du eine solche Falle zuschnappen lässt.« Dann gab er zu: »Allerdings habe ich jetzt eine bessere Meinung von Alexis Witwe, weil sie dir Paroli geboten hat.«
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»Alexis Witwe?«, hauchte Miles. »Ich wusste nicht, dass Alexi verheiratet war, ganz zu schweigen davon, dass er verstorben ist. Wer ist denn die glückliche Dame?«
Richars warf ihm einen Blick zu, der besagte: Tu nicht so dumm. Sein Lächeln wurde noch seltsamer, als ihm aufging, dass er endlich Miles aus seiner irritierenden Gleichgültigkeit gerissen hatte. »Es war nur ein bisschen offensichtlich, meinst du nicht, Mylord Auditor? Nur ein bisschen offensichtlich?« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Miles mit zusammengekniffenen Augen an.
»Es tut mir Leid, ich komme nicht mehr mit«, erklärte Miles in einem extrem neutralen Ton. So automatisch wie die Atmung schalteten Miles' Gesicht, Haltung und Gestik auf Sicherheitsmodus um: nichts verratend, unauffällig.
»Der ach so praktische Tod deines Administrators
Vorsoisson? Alexi meint, die Witwe hätte nicht eher
erraten, wie – und warum – ihr Gatte starb. Doch nach ihrem fulminanten Abgang von deiner Heiratsantragsparty glaubt ganz Vorbarr Sultana, dass sie es jetzt weiß.«
Miles beschränkte seinen Gesichtsausdruck auf ein
mattes, leichtes Lächeln. »Falls du über Madame
Vorsoissons verstorbenen Ehemann Tien redest, so ist der bei einem Unfall mit seiner Atemmaske gestorben.« Er fügte nicht hinzu: Ich war dort. Es klang nicht gerade…
hilfreich.
»Atemmaske, was? Kann leicht genug arrangiert
werden. Mir fallen drei oder vier verschiedene Methoden ein, ohne dass ich mich überhaupt anstrengen muss.«
»Ein Motiv allein macht noch keinen Mord. Oder… da
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du so fix darin bist – was ist eigentlich in der Nacht passiert, als Pierres Verlobte ums Leben kam?«
Richars hob das Kinn. »Man hat gegen mich ermittelt
und mich dann entlastet. Bei dir ist das nicht geschehen.
Nun, ich weiß nicht, ob das Gerede über dich wahr ist, und ich mache mir auch nicht viel Gedanken darüber. Aber ich bezweifle, ob du gern eine solche Zerreißprobe hättest.«
»Nein.« Miles' Lächeln blieb unverwandt. »Dir hat dein Anteil an dieser Untersuchung gefallen, oder?«
»Nein«, erwiderte Richars offen. »Kleine aufdringliche Mistkerle von der Wache stocherten in meinen persönlichen Sachen herum, und nichts davon ging sie etwas an … und ich habe unter Schnell-Penta unsinniges Zeug dahergeplappert… Die Proleten haben gern einen Vor in ihrem Visier, weißt du. Aber du bist wahrscheinlich sicher, in dem Rat dort hoch oben über uns allen. Es müsste einer schon ein kühner Narr sein, um dort eine Anklage vorzubringen, und was würde er davon haben?
Niemand würde etwas dadurch gewinnen.«
»Nein.« Eine solche Anklage würde abgewiesen werden,
allerdings aus Gründen, von denen Richars nichts wusste –
und Miles und Ekaterin würden die anzüglichen Spekulationen ertragen müssen, die auf die Klageabweisung folgen dürften. Keinerlei Gewinn.
»Außer vielleicht der junge Alexi und die Witwe
Vorsoisson. Andrerseits …« Richars beäugte Miles, und es schien ihm eine Idee zu kommen. »Es gibt einen sichtbaren Nutzen für dich, wenn jemand eine solche Anklage nicht vorbringt. Ich sehe da ein Szenario für doppelten Gewinn.«
»So.«
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»Ach komm, Vorkosigan. Wir sind beide so alte Vor,
wie man überhaupt sein kann. Es ist dumm von uns, dass wir uns zanken, wenn wir beide auf der selben Seite stehen sollten. Unsere Interessen gehen zusammen. Das ist eine Tradition. Tu nicht so, als wären dein Vater und dein Großvater nicht Spitzenleute im Kuhhandel der Parteien gewesen.«
»Mein Großvater… hat seine politische Wissenschaft
von den Cetagandanern gelernt. Danach bot ihm Kaiser
Yuri der Wahnsinnige Gelegenheit zur Vervollkommnung
seiner Kenntnisse. Und mein Großvater hat dann meinen Vater ausgebildet.« Und beide haben mich geschult. Das ist die einzige Warnung, die ich dir zukommen lasse.
Richars. »Zu der Zeit, als ich Piotr erlebte, war die Parteipolitik von Vorbarr Sultana für ihn bloß noch ein amüsanter Zeitvertreib, mit dem er sich in seinem Alter Unterhaltung
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