Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
aus, als würde ich vor dem Gerichtshof der Gerüchteküche der Hauptstadt beschuldigt, ich hätte beim Tod dieses Idioten Tien Vorsoisson direkt die Hand im Spiel gehabt. Das Motiv, das man mir unterstellt, sei die Werbung um seine Witwe.«
Miles schluckte. »Der zweite Teil ist allerdings wahr. Ich habe«, wie soll man das nur formulieren, »versucht, um sie zu werben. Nicht unbedingt… geschickt, vielleicht.«
Allegre zog die Augenbrauen hoch. »In der Tat. Etwas
zu diesem Thema ist gerade über meinen Schreibtisch
gegangen.«
Aah! Was, um Gottes willen? »Wirklich? Das ging aber - 502 -
schnell.« Oder die Geschichte geht schon in der ganzen Stadt um. Ja, es war zu erwarten, dass Miles nicht der Erste war. der davon erfuhr.
»Alles, was mit diesem Fall in Verbindung steht, gilt als brisant und soll mir sofort zur Kenntnis gebracht werden.«
Miles wartete einen Moment, doch Allegre gab
unaufgefordert nichts Weiteres von sich. »Nun, hier ist meine Information für Sie. Richars Vorrutyer hat mir soeben angeboten, er würde noblerweise darauf verzichten, wegen Vorsoissons Tod eine Mordanklage gegen mich einzureichen, wenn ich dafür im Rat der Grafen für seine Bestätigung als Graf Vorrutyer stimme.«
»Hm. Und wie haben Sie darauf reagiert?«
»Ich habe ihm die Hand geschüttelt und ihn in der
Meinung gehen lassen, er hätte mich in der Tasche.«
»Und hat er das?«
»Zum Teufel, nein. Ich werde für Dono stimmen und
Richars als die Küchenschabe zerquetschen, die er ist. Aber ich würde sehr gern wissen, ob es sich hier um eine undichte Stelle handelt oder um eine davon unabhängige Erfindung. Für die Schritte, die ich zu unternehmen gedenke, macht das einen enormen Unterschied.«
»Was immer auch davon zu halten ist, der Bericht
unseres KBS-Informanten hat nichts in dem Gerücht
entdeckt, was auf eine undichte Stelle schließen lässt.
Keine Schlüsseldetails, die nicht schon der Öffentlichkeit bekannt sind, zum Beispiel. Ich lasse genau diese Frage jetzt von einem ausgewählten Analytiker klären.«
»Gut. Danke.«
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»Miles…«Allegre presste die Lippen nachdenklich
zusammen. »Zweifellos finden Sie die Sache ärgerlich.
Aber ich hoffe, Ihre Reaktion darauf wird nicht unnötige Aufmerksamkeit auf den Komarr-Fall lenken.«
»Wenn es sich um eine undichte Stelle handelt, dann ist es Ihre Angelegenheit. Wenn es reine Verleumdung ist…«
Was zum Teufel soll ich dann dagegen tun?
»Darf ich fragen, was Sie als Nächstes vorhaben?«
»Unmittelbar? Madame Vorsoisson anrufen und sie
wissen lassen, was über uns niedergeht.« Schon der
Gedanke daran verursachte ihm Frösteln und Übelkeit. Er konnte sich kaum etwas vorstellen, das weiter von der schlichten Zuneigung entfernt war, die er ihr unbedingt schenken wollte, als diese widerliche Nachricht. »Dies betrifft – dies beschädigt – sie so viel wie mich.«
»Hm.« Allegre rieb sich am Kinn. »Um zu verhindern,
dass wir schon trübes Wasser noch schlammiger machen, würde ich Sie ersuchen, dass Sie das noch aufschieben, bis mein Analytiker die Gelegenheit hatte, Madame Vorsoissons Rolle in der ganzen Geschichte einzuschätzen.«
»Ihre Rolle? Ihre Rolle ist die des unschuldigen Opfers.«
»Ich widerspreche Ihnen nicht«, erwiderte Allegre
besänftigend. »Ich mache mir nicht so sehr Sorgen wegen Illoyalität als wegen möglicher Sorglosigkeit.«
Der KBS war nie sehr glücklich gewesen, dass sich mit Ekaterin eine nicht eidgebundene Zivilistin, die in keiner Weise unter seiner Kontrolle stand, im Mittelpunkt des brisantesten Geheimnisses des Jahres oder vielleicht des - 504 -
Jahrhunderts befand. Trotz der Tatsache, dass sie dieses Geheimnis ihnen, den Undankbaren, persönlich ausgehändigt hatte. »Sie ist nicht sorglos. Sie ist tatsächlich extrem vorsichtig.«
»Nach Ihrer Beobachtung.«
»Nach meiner professionellen Beobachtung.«
Allegre nickte ihm besänftigend zu. »Ja, Mylord. Wir
würden das gern beweisen. Sie wollen ja schließlich nicht, dass der KBS… verwirrt wird.«
Miles stieß den Atem aus, eine trockene Würdigung
dieser letzten trockenen Bemerkung. »Ja, ja«, gab er nach.
»Ich werde meinen Analytiker anweisen, dass er Sie so bald wie möglich wegen der Unbedenklichkeitserklärung anruft«, versprach Allegre.
Miles ballte frustriert die Faust und öffnete sie nur widerstrebend. Ekaterin ging nicht viel aus; es konnte einige Tage dauern, bis ihr die Geschichte aus anderer Quelle zu Ohren
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