Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
um mit Graf Vorkosigan zu sprechen über… doch da fällt mir ein – ich habe gehört, dass du tatsächlich Lady Donna begegnet bist, seit sie von Kolonie Beta zurückkam?«
»Meinst du Lord Dono? Ja. Ivan hat uns… einander
vorgestellt. Hast du… äh… deinen Cousin noch nicht
getroffen?«
»Noch nicht.« Richars lächelte dünn. »Ich weiß nicht, was sie sich vorstellt, wen sie zum Narren hält. Einfach nicht ganz echt, unsere Donna.«
Miles fühlte sich zu einem Anflug von Boshaftigkeit
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inspiriert und zog die Augenbrauen hoch. »Nun ja, das hängt ganz davon ab, was du als echt definierst, nicht wahr? Man leistet gute Arbeit auf Kolonie Beta. Sie ist in eine angesehene Klinik gegangen. Ich bin nicht so vertraut mit den Einzelheiten wie vielleicht Ivan, aber ich bezweifle nicht, dass die Umwandlung komplett und wirklich war, biologisch gesprochen. Und niemand kann leugnen, dass Dono ein wirklicher Vor ist, und das legitime älteste überlebende Kind eines Grafen. Das sind zwei von drei Punkten, und was den Rest angeht, nun ja, die Zeiten ändern sich.«
»Du lieber Himmel, Vorkosigan, du meinst das doch
nicht ernst.« Richars richtete sich auf und presste voller Abscheu die Lippen zusammen. »Neun Generationen von Vorrutyer-Dienst am Kaiserreich sollen dazu geführt haben? Zu diesem geschmacklosen Witz?«
Miles zuckte die Achseln. »Das muss offensichtlich der Rat der Grafen entscheiden.«
»Absurd! Donna kann nicht erben. Denk doch nur an die Konsequenzen. Eine der ersten Pflichten eines Grafen ist, seinen Erben zu zeugen. Welche Frau, die halbwegs normal ist, würde sie denn heiraten?«
»Für jeden Topf gibt es einen Deckel, sagt man.« Ein
hoffnungsvoller Gedanke. Ja, und wenn es selbst Richars gelungen war zu heiraten, wie schwer konnte es dann sein?
»Und die Zeugung des Erben ist nicht direkt die einzige Anforderung an den Job. Vielen Grafen ist es aus dem einen oder anderen Grund nicht gelungen, ihre Nachfolger hervorzubringen. Denk doch nur zum Beispiel an den armen Pierre.«
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Richars warf ihm einen verärgerten, argwöhnischen
Blick zu. »Dono schien auf die Damen einen ziemlich
guten Eindruck zu machen, als ich ihn sah«, fuhr Miles fort.
»Das sind bloß die verdammten Frauen, die
zusammenhalten, Vorkosigan.« Richars zögerte. Ihm
schien etwas eingefallen zu sein. »Du sagst, dass Ivan sie mitgebracht hat?«
»Ja.« Wie genau Dono Ivan dazu gezwungen hatte, war
Miles noch unklar, aber er spürte keinen Impuls, seine Spekulationen mit Richars zu teilen.
»Er hat sie gebumst. Wie die Hälfte der Männer von
ganz Vorbarr Sultana.«
»Ich habe… etwas Derartiges gehört.« Hau ab, Richars.
Ich will mich im Augenblick nicht mit deiner öligen Vorstellung von Esprit befassen.
»Ich frage mich, ob er immer noch … na ja! Ich hätte nie gedacht, dass Ivan Vorpatril sich auf die falsche Seite des Bettes legen würde, aber man lernt ja nie aus!«
»Hm, Richars… du hast hier ein Problem mit dem
Widerspruch«, fühlte sich Miles gezwungen zu erklären.
»Du kannst nicht logisch implizieren, dass mein Cousin Ivan homosexuell ist, weil er Dono bumst – nicht, dass ich dächte, er tut es –, wenn du nicht gleichzeitig zugibst, dass Dono tatsächlich ein Mann ist. Und in dem Fall ist sein Prozess um den Grafentitel der Vorrutyer berechtigt.«
»Ich denke«, erwiderte Richars spröde nach kurzem
Nachdenken, »dein Cousin Ivan ist vielleicht ein sehr verwirrter junger Mann.«
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»Nicht in dieser Hinsicht, da ist er's nicht«, seufzte Miles.
»Das ist irrelevant.« Richars tat die Frage von Ivans Sexualität mit einer ungeduldigen Handbewegung ab.
»Dem muss ich zustimmen.«
»Schau mal, Miles.« Richars legte in einer Geste der
Vernunft seine Hände an den Fingerspitzen zusammen.
»Ich weiß, Ihr Vorkosigans habt die Progressiven
unterstützt, seit Piotrs Tage zu Ende gingen, so wie wir Vorrutyers immer stramme Konservative gewesen sind.
Doch diese Posse, die Donna spielt, greift das Fundament der Macht der Vor selbst an. Wenn wir Vor nicht bei bestimmten Kernthemen zusammenstehen, dann wird eine Zeit kommen, wo wir Vor nichts mehr finden, wobei wir zusammenstehen können. Ich nehme an, ich kann mit deiner Stimme rechnen.«
»Ich habe über den Prozess wirklich noch nicht viel
nachgedacht.«
»Nun, dann denk jetzt darüber nach. Das Thema steht
sehr bald auf der Tagesordnung.«
Schon gut, schon gut, zugegeben, die Tatsache, dass
Dono Miles
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