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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gefährlichen Feind gemacht.«
    »Lord Vorkosigan ist ein gefährlicher Feind!« Sie biss sich auf die Zunge, doch zu spät.
    Vassily starrte sie einen Moment an, schüttelte den Kopf und wandte sich Nikki zu. »Nikki, pack deine Sachen. Ich nehme dich mit.«
    Nikki schaute seine Mutter an. »Mama?«, sagte er
    unsicher.
    Was hatte Miles gesagt von wegen, dass einem die
    eigenen Gewohnheiten einen Hinterhalt legten? Immer
    wieder hatte sie Tiens Wünschen bezüglich Dingen, die Nikki betrafen, nachgegeben, selbst wenn sie mit ihm nicht einer Meinung gewesen war, weil er Nikkis Vater war, weil er ein Recht hatte, aber vor allem deshalb, weil Nikki zu zwingen, zwischen seinen beiden Eltern zu wählen, ihr wie eine Grausamkeit vorkam, die ihn fast auseinander reißen würde. Es war immer ein Tabu gewesen, Nikki als Schachfigur in ihren Konflikten zu benutzen. Dass Nikki Tiens Geisel gewesen war in der eigenartigen sexistischen Voreingenommenheit der Barrayaranischen Sorgerechtsgesetze, war eine sekundäre Überlegung gewesen, obwohl dies eine Wand war, deren Druck sie mehr als einmal in ihrem Rücken gespürt hatte.
    Doch verdammt, sie hatte nie einen Eid der Ehre
    gegenüber Vassily Vorsoisson abgelegt. Er besaß nicht die Hälfte von Nikkis Herz. Was war, falls sie und Nikki –- 726 -
    statt Spielerin und Figur zu sein – plötzlich Verbündete waren, belagerte Gleichrangige? Was war dann möglich?
    Sie verschränkte die Arme und sagte nichts.
    Vassily griff nach Nikkis Hand. Nikki versteckte sich hinter Ekaterin und schrie: »Mama, ich muss nicht gehen, oder? Ich sollte heute Abend zu Arthur kommen! Ich möchte nicht mit Onkel Vassily mitgehen!« Seine Stimme klang gequält.
    Vassily holte Luft und versuchte sein Gleichgewicht und seine Würde wiederzugewinnen. »Madame, halten Sie bitte Ihr Kind in Schranken!«
    Einen langen Moment hindurch starrte sie ihn an.
    »Nanu, Vassily«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang sanft, »ich dachte, Sie widerriefen meine Autorität über Nikki. Sie scheinen gewiss meinem Urteil bezüglich seiner Sicherheit und seines Wohlergehens nicht zu vertrauen. Wie soll ich ihn dann in Schranken halten?«
    Tante Vorthys, die die Nuance heraushörte, zuckte
    zusammen; Hugo, Vater von drei Kindern, bekam sie auch mit. Ekaterin hatte gerade Nikki stillschweigend erlaubt, bis an seine Grenze zu gehen. Dem Junggesellen Vassily entging der Trick.
    »Vassily. glauben Sie wirklich, dass das klug ist…«,
    begann Tante Vorthys matt.
    Vassily streckte die Hand aus, strenger als zuvor.
    »Nikki. Komm mit. Wir müssen den Zug erwischen, der
    um 11:15 Uhr im Bahnhof am Nordtor abfährt!«
    Nikki legte die Hände hinter den Rücken und sagte
    tapfer: »Nein.«
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    »Wenn ich dich hochheben und wegtragen muss, dann
    werde ich das tun!«, erklärte Vassily im Ton einer letzten Warnung.
    »Ich werde schreien«, erwiderte Nikki atemlos. »Ich
    werde allen sagen, dass du mich entführst. Ich werde ihnen sagen, dass du nicht mein Vater bist. Und es wird alles wahr sein!«
    Hugo wirkte zunehmend beunruhigt. »Um Gottes willen,
    Vassily, mach den Jungen nicht hysterisch. Kinder können sich stundenlang so aufführen. Und alle starren dich an, als wärest du die Reinkarnation von Pierre Le Sanguinaire.
    Kleine alte Damen kommen herbei und drohen dir…«
    »Wie diese hier«, unterbrach ihn Tante Vorthys. »Meine Herren, lassen Sie sich das ausreden…«
    Zermürbt und errötend griff Vassily noch einmal zu,
    doch Nikki war schneller und versteckte sich diesmal
    hinter der Professora. »Ich werde ihnen sagen, dass du mich zu › unsittlichen Zwecken ‹ entführst!«, verkündete er im Schutz dieser stattlichen Barriere.
    »Was weiß er über solche Sachen?«, fragte Vassily
    Hugo schockiert.
    Hugo machte eine wegwerfende Geste. »Er hat
    wahrscheinlich einfach diesen Ausdruck gehört. Kinder wiederholen solche Dinge, weißt du.«
    Vassily wusste es offensichtlich nicht. Vielleicht hatte er nur ein kurzes Gedächtnis?
    »Nikki, schau mal«, sagte Hugo in einem um Vernunft
    bemühten Ton und bückte sich ein wenig, um auf den
    Jungen zu gucken, der hinter der zornigen Professora
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    Schutz gesucht hatte. »Wenn du nicht mit Vassily
    mitgehen möchtest, vielleicht kommst du dann und
    besuchst stattdessen mich und Tante Rosalie und Edie und die Jungen für einige Zeit?«
    Nikki zögerte. Ekaterina ebenfalls. Dieser Trick hätte vielleicht funktioniert, doch Vassily nutzte die momentane

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