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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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erwartete, Gregor würde sich anschicken, das Filibustern zu beenden und den Beginn der Abstimmung anzuordnen, doch stattdessen nickte der Lordwächter nur und kehrte zu seiner Bank zurück. Gregor erhob sich und verließ die Kammer durch die Tür hinter dem Podium. Der Graf, der gerade sprach, warf einen Seitenblick auf diese Bewegung, zögerte und fuhr dann fort. Es mochte nichts bedeuten, sagte sich Miles; selbst Kaiser mussten dann und wann die Toilette aufsuchen.
    Miles nutzte den Augenblick und aktivierte wieder
    seinen Kommunikator. »Pym? Was ist mit Dono los?«
    »Ich habe gerade eine Bestätigung aus dem Palais
    Vorrutyer bekommen«, erwiderte Pym einen Moment
    später. »Dono ist unterwegs. Hauptmann Vorpatril
    begleitet ihn.«
    »Erst jetzt ?«
    »Anscheinend ist er erst vor weniger als einer Stunde nach Hause gekommen.«
    »Was hat er die ganze Nacht getrieben?« Bestimmt hatte Dono doch nicht die Nacht vor der Abstimmung dazu - 732 -
    benutzt, um mit Ivan zusammen den Frauen hinterherzusteigen – andererseits hatte er sich vielleicht etwas beweisen wollen… »Ach, schon gut. Sorgen Sie nur dafür, dass er gut hier ankommt.«
    »Wir arbeiten daran, Mylord.«
    Gregor kehrte tatsächlich nach ungefähr der Zeit zurück, die er gebraucht hätte, um zu pinkeln. Er ließ sich wieder auf seinem Platz nieder, ohne sich in den Sprecherkreis einzumischen, warf jedoch einen seltsamen aufgebrachten und leicht nachdenklichen Blick in Miles' Richtung. Miles richtete sich auf und blickte zurück, doch Gregor gab ihm keinen weiteren Hinweis und kehrte stattdessen zu seinem üblichen gleichmütigen Gesichtsausdruck zurück, der alles von tödlicher Langweile bis Wut verhüllen konnte.
    Miles wollte seinen Gegner nicht die Befriedigung zuteil werden lassen, dass sie sahen, wie er an den Nägeln kaute.
    Sehr bald würden den Konservativen die Redner ausgehen, wenn nicht noch mehr von ihren Leuten eintrafen. Miles zählte noch einmal die Köpfe oder genau genommen die leeren Pulte. Die Anwesenheit war heute wegen dieser wichtigen Abstimmung zahlreich. Vortugalov und sein
    Stellvertreter blieben abwesend, wie Lady Alys
    versprochen hatte. Auch fehlten – weniger erklärlich –
    Vorhalas, Vorpatril, Vorfolse und Vormuir. Da drei von ihnen oder möglicherweise alle vier als sichere Stimmen der konservativen Gruppe gezählt wurden, war dies kein Verlust. Miles begann eine verschlungene Girlande aus Messern, Schwertern und kleinen Explosionen am anderen Rand seiner Folie zu kritzeln und wartete weiter.
    »… einhundertneunundachtzig, einhundertneunzig,
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    einhunderteinundneunzig«, zählte Enrique tief befriedigt.
    Kareen hielt in ihrer Aufgabe an der KomKonsole des
    Labors inne und beugte sich um das Display herum, um
    den escobaranischen Wissenschaftler zu beobachten.
    Unterstützt von Martya brachte er die endgültige Inventur der wiedergefundenen Butterkäfer mit Vorkosigan-Livree zu Ende, gleichzeitig setzte er die Käfer in ihren kürzlich gereinigten Käfig aus rostfreiem Stahl, der offen auf dem Labortisch stand.
    »Es fehlen nur noch neun Stück«, redete Enrique
    zufrieden weiter. »Weniger als fünf Prozent Schwund; ein akzeptabler Verlust für ein Ereignis dieser unglücklichen Art, meine ich. Solange ich dich habe, mein Liebling.«
    Er wandte sich Martya zu und langte an ihr vorbei, um das Gefäß mit der Königin der Vorkosigan-Käfer hochzuheben, das erst gestern Abend die jüngere Tochter des Gefolgsmannes Jankowski triumphierend beigebracht hatte. Er klopfte an das Glas und lockte den Käfer hinaus auf seine wartende Hand. Während der Strapazen ihrer Flucht war die Königin nach Enriques Messung etwa zwei Zentimeter länger geworden; jetzt füllte sie seine Hand und hing über die Ränder hinaus. Er hielt sie sich ans Gesicht, machte ihr ermutigende kleine Kussgeräusche und streichelte mit den Fingerspitzen ihre stummelartigen Flügeldecken. Sie klammerte sich mit ihren Krallen fest, saugte Blut und zischte ihn an.
    »Dieses Geräusch machen sie, wenn sie glücklich sind«, antwortete Enrique auf Martyas zweifelnden Blick.
    »So«, sagte Martya.
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    »Würdest du sie gerne einmal streicheln?« Er hielt ihr das riesige Insekt einladend hin.
    »Nun ja… warum nicht?« Martya unternahm auch das
    Experiment und wurde mit einem weiteren Zischen
    belohnt, während das Insekt den Rücken krümmte. Martya lächelte schief.
    Insgeheim dachte Kareen, jeder Mann, dessen Vorstellung von Spaß darin

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