Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
abhakte.
René kam zu ihm herübergewandert. »Wo ist Dono? Ich
kann ihm nicht – wie geplant – den Kreis übergeben, wenn er zu spät kommt.«
»Gerate nur nicht in Panik! Die Konservativen werden
sich zugunsten von uns alle Zeit lassen und versuchen, die Dinge zu verzögern, bis sie alle ihre Leute hier haben. Von denen einige ja nicht kommen werden. Wenn nötig, werde ich aufstehen und Dauerreden halten, aber einstweilen lass mal sie filibustern.«
»In Ordnung«, sagte René und kehrte zu seinem Platz
zurück. Er verschränkte die Hände auf seinem Pult, als müsste er sie davon abhalten zu zucken.
Verdammt. Dono hatte selbst zwanzig gute Gefolgsleute. Er konnte nicht verloren gegangen sein, ohne dass es einer bemerkt hätte. Ein potenzieller Graf sollte in der Lage sein, den Weg zur Kammer auf sich gestellt zu finden. Er sollte nicht Miles brauchen, dass der ihn an der Hand nahm und hereinführte. Lady Donna war berühmt dafür gewesen, auf vornehme Art zu spät zu kommen und dramatische Entrees zu zelebrieren; Miles meinte, sie hätte diese Gewohnheiten mit dem Rest ihres Gepäcks auf Kolonie Beta lassen sollen. Er trommelte mit den Fingern auf sein Pult, drehte sich ein wenig aus Renés Blickfeld und aktivierte seinen Armbandkommunikator.
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»Pym?«, murmelte er in das Gerät
»Ja, Mylord?«, erwiderte Pym prompt von seinem
Posten draußen auf dem Parkplatz, wo er Miles'
Bodenwagen bewachte und zweifellos mit den
Gefolgsleuten aller anderen Grafen, die den gleichen
Dienst taten, plauderte. Nun ja, nicht ganz mit allen: Graf Vorfolse kam stets allein – per Autotaxi. Allerdings war er bis jetzt noch nicht eingetroffen.
»Ich möchte, dass Sie für mich im Palais Vorrutyer
anrufen und herausfinden, ob Lord Dono unterwegs ist.
Wenn ihn irgendetwas aufhält, dann kümmern Sie sich
darum und bringen ihn rasch her. Mit aller erforderlichen Unterstützung, ja? Anschließend melden Sie sich wieder bei mir.«
»Verstanden. Mylord.« Das winzige Aktivationslicht
erlosch.
Richars Vorrutyer kam in die Kammer marschiert. Er
wirkte kämpferisch in einer schneidigen Uniform des
Hauses Vorrutyer, mit der er schon seinen Status als Graf beanspruchte. Betont langsam ordnete er seine Unterlagen auf dem Pult des Vorrutyer-Distrikts in der Mitte der zweiten Reihe, schaute sich in der Kammer um und schlenderte hinüber zu Miles. Das Blau und Grau stand ihm ziemlich gut, doch als er sich Miles' Pult näherte, sah Miles zu seinem heimlichen Vergnügen, dass die Seitennähte erst kürzlich ausgelassen worden waren. Wie viele Jahre hatte Richars die Uniform in seinem Kleiderschrank hängen gehabt und auf diesen Moment gewartet? Miles begrüßte ihn mit einem dünnen Lächeln, das seine Wut verbarg.
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»Man sagt«, knurrte Richars ihn halblaut an, wobei er seine Wut nicht so gut verbarg wie Miles, »dass ein ehrlicher Politiker einer ist, der gekauft bleibt. Es scheint, dass Sie diese Eigenschaft nicht besitzen, Vorkosigan.«
»Sie sollten sich Ihre Feinde klüger auswählen«,
flüsterte Miles zurück.
»Sie auch«, grunzte Richars. »Ich bluffe nicht. Wie Sie herausfinden werden, bevor dieser Tag vorüber ist.« Er stolzierte davon und konferierte mit der Gruppe von Männern, die sich jetzt um Vormoncriefs Pult drängten.
Miles hielt seine Gereiztheit im Zaum. Zumindest hatten sie Richars Sorgen bereitet; er würde sich sonst nicht die Mühe geben, ein solcher Esel zu sein. Wo zum Teufel war Dono? Miles kritzelte Handwaffen von Söldnern auf den Rand seiner Checkliste und dachte darüber nach, wie sehr er wünschte, dass Richars Vorrutyer nicht die nächsten vierzig Jahre da hinter ihm in seinem toten Winkel saß.
Die Kammer füllte sich allmählich, wurde wärmer und
lauter, erwachte zum Leben. Miles erhob sich, ging durch den Raum, begrüßte seine progressiven Verbündeten und fügte noch ein paar eindringliche Worte zugunsten von René und Dono bei Männern an. die er noch als unentschlossen auf seiner Liste stehen hatte. Eine Minute vor der Zeit traf Gregor ein. Er betrat die Ratskammer durch die kleine Tür zu seinem privaten Konferenzraum hinter dem Podium, nahm seinen traditionellen Platz auf seinem gewöhnlichen militärischen Feldstuhl ein, gegenüber all seinen Grafen, und tauschte ein Kopfnicken mit dem Lordwächter des Sprecherkreises aus. Miles brach sein letztes Gespräch ab und ließ sich auf seine eigene - 719 -
Bank gleiten. Pünktlich zur festgelegten Stunde rief der
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