Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
ihm hinunter. »Offensichtlich nicht Ihr erster Irrtum.«
»Irre ich mich?«, schoss Richars zurück. »Warum sonst sind Sie dann in Schrecken vor seinem öffentlichen Heiratsantrag geflohen, wenn nicht, weil Sie verspätet erkannten, dass er beim Tod Ihres Gatten die Hand im Spiel hatte?«
»Das geht Sie nichts an!«
»Man fragt sich, welchen Druck er seitdem ausgeübt hat, um Ihre Einwilligung zu gewinnen…« Sein öliger Hohn lud die Zuhörer dazu ein, sich das Schlimmste vorzustellen.
»Das fragt man sich nur, wenn man ein verdammter
Narr ist!«
»Beweise sind dort, wo man sie findet, Madame.«
»Das ist Ihre Vorstellung von Beweisen?«, knurrte
Ekaterin. »Schön. Ihre juristische Theorie ist leicht zu zerstören…«
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Der Lordwächter pochte mit seinem Speer. »Zwischenrufe von der Galerie sind nicht gestattet«, begann er und blickte zu ihr hinauf.
Hinter Ekaterin schaute der Vizekönig von Sergyar auf den Lordwächter hinab, tippte mit dem Zeigefinger viel sagend an seinen Nasenflügel und machte mit zwei Fingern eine kleine, schwungvolle Geste, die Richars drunten mit einschloss: Nein, lassen Sie ihn sich nur selbst aufhängen.
Ivan, der über die Schulter blickte, grinste abrupt und dreht sich wieder nach vorn. Der Blick des Lordwächters schnellte zu Gregor, dessen Gesicht nur die Andeutung eines Lächelns und kaum einen anderen Anhaltspunkt zeigte. Etwas weniger energisch fuhr der Lordwächter fort: »Aber direkte Fragen aus dem Sprecherkreis dürfen beantwortet werden.«
Richars' Fragen waren mehr rhetorisch gewesen, um des Effektes willen, als direkt, meinte Miles. In der Annahme, Ekaterin wäre durch ihre Stellung auf der Galerie sicher zum Schweigen verurteilt, hatte Richars nicht erwartet, dass er es mit direkten Antworten zu tun bekäme. Der Ausdruck auf Richars' Gesicht ließ Miles an einen Mann denken, der eine Leopardin folterte und plötzlich entdeckte, dass diese Kreatur nicht an einer Leine hing. In welche Richtung würde sie springen? Miles hielt den Atem an.
Ekaterin beugte sich vor, packte das Geländer, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Machen wir dem ein Ende.
Lord Vorkosigan!«
Miles zuckte überrascht auf seinem Platz zusammen.
»Madame?« Er deutete eine Verbeugung an. »Zu Ihren
Diensten…«
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»Gut. Wollen Sie mich heiraten?«
Eine Art Tosen, wie der Klang des Meeres, erfüllte
Miles' Kopf; einen Augenblick lang gab es nur zwei Leute in dieser Kammer, nicht zweihundert. Wenn das ein Trick war, um seine Kollegen mit seiner Unschuld zu beeindrucken, würde er funktionieren? Wen kümmert es?
Ergreife den Augenblick! Ergreife die Frau! Lass sie nicht wieder entkommen! Er zog einen Mundwinkel hoch, dann den anderen, dann erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Er neigte sich ihr zu: »Selbstverständlich. Ja, Madame. Gewiss. Jetzt?«
Sie blickte etwas überrascht drein angesichts der
Vorstellung, die diese Antwort vielleicht heraufbeschwor: nämlich, dass er auf der Stelle die Kammer verließ, um sie noch in dieser Stunde beim Wort zu nehmen, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Nun, er war bereit, wenn sie es war… Sie stoppte ihn mit einer Handbewegung. »Das diskutieren wir später. Erledigen Sie erst diese Angelegenheit hier.«
»Es ist mir ein Vergnügen.« Grimmig grinste er Richars an, der jetzt mit offenem Mund gaffte wie ein Fisch. Dann lächelte Miles nur noch. Zweihundert Zeugen, jetzt kann sie keinen Rückzieher mehr machen…
»So viel zu dieser Beweisführung, Lord Richars«, schloss Ekaterin. Sie lehnte sich mit einer Geste zurück, als wischte sie sich die Hände ab, und fügte, keineswegs leise, hinzu: »Idiot«
Kaiser Gregor blickte entschieden amüsiert drein. Nikki, der neben Ekaterina saß, war ganz nervös vor Begeisterung - 781 -
und murmelte etwas, das aussah wie Los, Mama, gib's ihm.
Die Galerie war in halb unterdrücktes Gekicher
ausgebrochen. Ivan rieb sich nur den Mund mit dem
Handrücken; seine Augen waren allerdings vor Lachen
zusammengekniffen. Er schaute wieder auf die Reihe
hinter Ekaterin, wo die Vizekönigin aussah, als erstickte sie an etwas, und der Vizekönig ein bellendes Lachen in diskretes Hüsteln umwandelte. In einem plötzlichen Anfall von Befangenheit schrumpfte Ekaterin auf ihrem Sitz zusammen und wagte kaum zu ihrem Bruder Hugo oder zu Vassily zu schauen. Sie blickte jedoch zu Miles hinab, und ihre Lippen entspannten sich in einem hilflosen Lächeln.
Miles grinste
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