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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war sich überhaupt nicht sicher, wer dann noch Herr der Situation bleiben würde. Irgendwo in Marks Hinterkopf winselte und scharrte Killer wie ein ungeduldiger Wolf.
    Gustioz holte tief Luft, doch plötzlich hörte er auf zu schreien. Mark erstarrte, schwindlig wegen des Verlustes von Mitte/Selbst/Sicherheit, wahrend der Andere ansetzte, vorwärts zu stürmen.
    Auch alle anderen hörten auf zu quasseln. Der Lärm
    erstarb, als hätte jemand die Stromleitung durchschnitten.
    Ein Hauch warmer Sommerluft strich über die Haare in
    Marks Nacken, als sich hinter ihm die Doppeltür weit
    öffnete. Er drehte sich schnell um.
    Umrahmt von der Tür hielt eine Gruppe von Personen
    erstaunt inne. Miles, prächtig in der vollen Uniform des Hauses Vorkosigan, stand in der Mitte mit Ekaterin Vorsoisson am Arm. Nikki und Professora Vorthys flankierten das Paar auf der einen Seite, auf der anderen zwei Männer, die Mark nicht kannte, einer in der grünen Interimsuniform eines Leutnants, der andere ein kräftiger Kerl in Zivilkleidung. Beide glotzten die mit Butter beschmierten Streithähne an. Pym starrte über Miles' Kopf hinweg.
    »Wer ist das?«, flüsterte Gustioz nervös. Und es war
    keine Frage, wen er mit wer meinte.
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    »Lord Miles Vorkosigan«, entgegnete Kareen leise.
    »Der Kaiserliche Auditor Lord Vorkosigan! Jetzt haben Sie es glücklich geschafft!«
    Miles' Blick wanderte langsam über die versammelte
    Schar: Mark, Kareen und Martya, die fremden Escobaraner, Enrique – er zuckte ein wenig zusammen – und von oben nach unten über die beträchtliche Figur von Gefolgsmann Roic. Ein langer, langer Moment verging, dann öffnete er den Mund.
    »Gefolgsmann Roic, Sie scheinen keine Uniform zu
    tragen.«
    Roic nahm Haltung an und schluckte. »Ich bin… ich
    hatte dienstfrei, Mylord.«
    Miles tat einen Schritt vorwärts; Mark wünschte sich
    verteufelt, er wüsste, wie Miles es machte, aber Gustioz und Muno nahmen Haltung an. Muno ließ allerdings Enriques Arm nicht los.
    Miles wies auf Mark. »Das ist mein Bruder, Lord Mark.
    Und Kareen Koudelka und ihre Schwester Martya. Dr. Enrique Borgos von Escobar, meines Bruders, hm, Hausgast.«
    Er zeigte auf die Gruppe der Leute, die ihm ins Haus gefolgt waren. »Leutnant Vassily Vorsoisson. Hugo Vorvayne«, er nickte in Richtung des kräftigen Mannes, »Ekaterins Bruder.« Seine Betonung lieferte als Text zwischen den Zeilen: Das hier sollte besser nicht die Art von Schlamassel sein, nach der es aussieht. Kareen zuckte zusammen.
    »Alle anderen kennst du. Leider bin ich diesen andern beiden Herren noch nicht begegnet. Sind deine Besucher zufällig dabei zu gehen, Mark?«, regte Miles sanft an.
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    Da brach der Damm. Ein halbes Dutzend Leute wollte
    gleichzeitig erklären, sich beschweren, sich entschuldigen, bitten, verlangen, anklagen und verteidigen. Miles hörte ein paar Minuten lang zu – Mark wurde unbehaglich daran erinnert, wie erschreckend reibungslos sein Genspender-Bruder die mehrspurigen Inputs eines Kampfbefehlshelms verarbeitete –, dann hob er schließlich die Hand.
    Wunderbarerweise erntete er Schweigen, abgesehen von
    ein paar letzten Worten aus Martyas Mund.
    »Schauen wir mal, ob ich es richtig verstanden habe«, murmelte er. »Sie, meine Herren«, er nickte den langsam trocknenden Escobaranern zu, »wünschen Dr. Borgos mitzunehmen und einzusperren? Für immer?«
    Mark krümmte sich innerlich bei dem hoffnungsvollen
    Ton in Miles' Stimme.
    »Nicht für immer«, räumte Inspektor Gustioz mit
    Bedauern ein, »Aber gewiss für eine ziemlich lange Zeit.«
    Er hielt inne und hielt Miles sein Bündel Folien hin. »Ich habe alle vorschriftsmäßigen Anweisungen und Haftbefehle, Sir!«
    »So«, sagte Miles und beäugte das klebrige Konvolut.
    »In der Tat.« Er zögerte. »Sie werden mir natürlich
    gestatten, sie zu überprüfen.«
    Miles entschuldigte sich bei den Leuten, die ihn begleitet hatten, drückte Ekaterins Hand – warte mal, hatten sie nicht gerade miteinander geredet? Miles war gestern den ganzen Tag in einer dunklen Wolke negativer Energie herumgegangen wie ein schwarzes Loch in Bewegung; allein sein Anblick hatte Mark schon Kopfschmerzen - 799 -
    bereitet. Jetzt glühte er unter dieser dicken Schicht von Ironie. Was zum Teufel ging hier vor? Auch Kareen beäugte das Paar und stellte immer mehr Mutmaßungen an.
    Mark ließ vorübergehend von diesem Rätsel ab, während Miles Gustioz zu einem Beistelltisch unter einem Spiegel heranwinkte.

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