Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
Er winkte einem Sekretär, der ein offiziell
wirkendes Dokument, zwei Seiten Kalligraphie mit
Stempeln und Siegeln versehen, aus einem Umschlag zog.
»Hier, Miles… Ich sehe, dass Vormuir es endlich geschafft hat. Ich bitte dich, dass du ihm das hier überreichst.«
Miles überflog die Seiten und grinste. »Wie besprochen.
Ist mir ein Vergnügen, Majestät.«
Gregor schenkte ihnen ein seltenes Lächeln und entzog sich seinen Höflingen, indem er die Kammer durch seine private Tür verließ.
Miles ordnete die Papiere und schlenderte zu Vormuirs Pult hinüber.
»Etwas für Sie, Graf. Mein Herr, der Kaiser, hat Ihr
Gesuch um die Bestätigung Ihrer Vormundschaft für alle Ihre schönen Töchter erwogen. Hiermit ist ihm stattgegeben.«
»Ha!«, erwiderte Vormuir triumphierend und nahm
Miles das Dokument ab. »Was habe ich gesagt! Selbst die Juristen des Kaisers mussten sich vor den Blutsbanden beugen, was? Gut! Gut!«
»Freuen Sie sich darüber!« Miles lächelte und zog
Ekaterin schnell fort.
»Aber, Miles«, flüsterte sie, »bedeutet das, dass Vormuir gewinnt? Er kann mit dieser schrecklichen Kinderproduktion weitermachen?«
»Unter bestimmten Bedingungen. Komm weiter – wir
- 791 -
sollten wirklich aus der Kammer draußen sein, bevor er zu Seite zwei kommt…«
Miles winkte seine Lunchgäste hinaus in die große
Vorhalle, murmelte schnelle Anweisungen an Pym in
seinen Kommunikator, er solle den Wagen bringen. Der
Vizekönig und die Vizekönigin entschuldigten sich und sagten, sie würden später nachkommen, nach einer kurzen Plauderei mit Gregor.
Alle hielten überrascht inne, als aus der Kammer
plötzlich ein gequältes Geheul drang.
»Mitgiften! Mitgiften! Hundertundachtzehn Mitgiften…«
»Roic«, sagte Mark drohend, »warum sind diese Eindringlinge noch am Leben?«
»Wir können doch nicht herumgehen und einfach
zufällige Besucher niederschießen, Mylord«. versuchte Roic sich zu entschuldigen.
»Warum nicht?«
»Wir befinden uns nicht mehr im Zeitalter der Isolation!
Außerdem, Mylord«, Roic nickte in Richtung der mit
Käferbutter verschmierten Escobaraner. »sie scheinen
einen richtigen Haftbefehl zu haben.«
»Wir werden sehen.« Wenn sie Kareen etwas zuleide
getan hatten … Mark wandte sich um und klopfte an die verschlossene Labortür. »Kareen? Martya? Ist bei euch da drinnen alles in Ordnung?«
»Mark? Bist du das?«, erwiderte Martvas Stimme durch
die Tür. »Endlich!«
- 792 -
Mark musterte die Dellen in dem Holz und blickte die
beiden Escobaraner mit zusammengekniffenen Augen
finster an. Gustioz zuckte leicht zurück, Muno atmete tief ein und straffte sich. Aus dem Labor drangen scharrende Geräusche, als würden große Objekte vom Eingang weggeschleift. Einen Moment später klimperte das Schloss, die Tür klemmte, dann wurde sie aufgerissen. Martya steckte den Kopf heraus. »Dem Himmel sei Dank!«
Besorgt schob sich Mark an ihr vorbei, um Kareen zu
suchen. Sie ließ sich fast in die von ihm angebotene
Umarmung fallen, doch dann besannen sich beide eines
Besseren. Obwohl sie nicht so verschmiert war wie die Männer, waren doch ihr Haar, ihre Weste, ihr Hemd und ihre Hose reichlich mit Käferbutter bekleckert. Statt ihn zu umarmen, beugte sie sich vorsichtig vor und begrüßte ihn mit einem beruhigenden Kuss. »Haben sie dir wehgetan, Schatz?«, fragte Mark.
»Nein«, erwiderte sie etwas atemlos. »Uns geht es allen gut. Aber. Mark, sie versuchen Enrique fortzubringen!
Ohne ihn geht das ganze Unternehmen den Bach
hinunter!«
Enrique, völlig zerzaust und mit Käferbutter beschmiert, bestätigte Kareens Worte mit einem erschrockenen Nicken.
»Sch, sch. Ich werde die Dinge klären.« Irgendwie…
Kareen fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Hälfte ihrer blonden Locken stand wild zu Berge von der Mousse aus Käferbutter, ihre Brust hob und senkte sich gewaltig.
Den ganzen Vormittag hindurch hatte Mark beobachtet,
wie von den Geräten zur Verpackung von Molkerei - 793 -
produkten in seinem Kopf die bemerkenswertesten
obszönen Assoziationen ausgelöst wurden. Er hatte seine Gedanken nur dadurch bei seiner Aufgabe halten können, dass er sich selbst versprochen hatte, einen Nachmittagsschlaf – nicht allein – zu halten, sobald er zu Hause war. Er hatte alles schon geplant gehabt. In diesem romantischen Szenario waren jedoch keine Escobaraner vorgekommen.
Verdammt, wenn er Kareen und ein dutzend Fässchen mit Käferbutter hatte, dann würde er
Weitere Kostenlose Bücher