Vorsaison
das ja schon befürchtet hätte, wäre es OK.
>>Was ist eigentlich aus dieser
Marí geworden, mit der du damals zusammen in Blanes in dieser Copa-Bar
gearbeitet hast? Und wie bist du dann im Mau-Mau gelandet?<<, fragte ich
Corinna, nachdem ich die leeren Tassen zurück in die Bodega gebracht hatte.
Corinna erzählte, Marí habe einen
kleinen Sohn gehabt, der allerdings in Andalusien bei ihren Eltern lebte. Von
Zeit zu Zeit war Marí jedoch dorthin gefahren, um ihn zu besuchen.
>>Und von einer dieser Reisen
ist sie dann einfach nicht zurückgekommen<<, erklärte Corinna
schulterzuckend. Sie meinte, sie habe ehrlich gesagt auch keine Ahnung, was aus
ihr geworden wäre. Ich fragte, wie lange das her sei und Corinna zögerte, so
als müsste sie erst nachdenken, wie lange dies denn nun schon genau her sei.
Schließlich sagte sie: >>Das ist jetzt gut ein Jahr her. Marí ist im
Dezember vor zwei Jahren weg und wir haben auch nur ein paar Monate zusammen
gearbeitet.<<
Kurz nach Marís Weggang hatte Marian,
der Besitzer der Copa-Bar in Blanes, die Bar dann auch schließen müssen. Doch
zum Glück war er ein guter Freund von Paco und durch ihn hatte Corinna dann
auch Paco kennengelernt und schließlich angefangen, im „Mau-Mau“ zu arbeiten. Sie
war von Blanes nach Lloret gezogen und sagte, seitdem wohne sie im „Picasso“. Corinna
kicherte.
>>Naja<<, machte sie
dann, >>es war halt Winter und das Picasso ist nun mal wirklich kein
Fünf-Sterne-Hotel! Paco hat dann solange rumgemacht, bis es funkte!<<
Ich glaubte, mich verhört zu haben!
>> Bis es funkte? Zwischen dir und Paco?<<
Corinna kicherte und nickte
gleichzeitig. Sie meinte, dass ich mich in Paco mal nicht täuschen sollte. Damals
habe sie zuerst auch nur bei ihm übernachten wollen, weil ihr das im Vergleich
zu ihrer Pension als das kleinere Übel erschienen war. Natürlich wusste Corinna
damals auch noch nicht, dass Paco selbst nur in einem Verschlag über der Bar
hauste! Doch dann sei sie so überrascht gewesen, von Pacos sexuellen Künsten,
dass es sie auch nicht mehr interessiert hatte, dass seine Behausung noch
schlimmer war, als ihr Zimmer im „Picasso“. Ich hob beschwichtigend die Hände
und sagte, dass ich keine Einzelheiten hören wollte — über alle anderen
Liebhaber von Corinna gerne, aber Paco fand ich nach wie vor ekelig.
>>Ist dir schon mal aufgefallen,
dass ihm zwei Zähne fehlen? Und dann auch noch dieser ungepflegte Schnauzbart!<<,
sagte ich und schüttelte mich dabei. Doch statt sauer oder beleidigt zu sein,
lachte Corinna nur und meinte, ich wüsste ja nicht, was mir entginge! Nun, was
mich betraf, konnte ich sehr wohl darauf verzichten.
So jedenfalls war Corinna von Blanes
nach Lloret gekommen und hatte angefangen, im „Mau-Mau“ zu arbeiten. Sie
erzählte mir auch noch, dass mit Beginn des Sommers und der Rückkehr der
Propaganda, ihr Verlangen nach immer nur ein und demselben Mann jedoch bald
gestillt gewesen wäre, egal wie gut Paco im Bett auch war. Darüber hatte es
dann zwischen Paco und Corinna Krach gegeben, denn natürlich wusste er, dass
Corinna kein Kind von Traurigkeit war und nichts anbrennen ließ. Aber scheinbar
hatte er sich mit der Situation abgefunden — immerhin war Corinna ja auch sein
bestes Pferd im Stall und mittlerweile arbeitete sie schon etwas über ein Jahr
für ihn. Ich wollte noch wissen, warum denn die Copa-Bar in Blanes hatte
schließen müssen. Corinna antwortete, Marian der Besitzer, habe Spielschulden
gehabt und die Bar darum an den Besitzer vom „Japόn“ verkauft, um seine
Spielschulden bezahlen zu können. Zuvor hatte Marian Corinna jedoch den Rat
gegeben, künftig für seinen Freund Paco zu arbeiten, vor allen Dingen, weil sie
sich weigerte ins Séparée zu gehen und ihr neuer Chef dies auf keinen Fall
dulden würde. Die Bar in Blanes war aber wohl so oder so zum Scheitern
verurteilt gewesen, denn auch der neue Besitzer hatte sie wegen Personalmangels schon nach kurzer Zeit ganz schließen müssen.
Nachdem unsere Wäsche fertig war,
machten wir uns auf den Heimweg. Mittlerweile war es acht Uhr und ich wollte unbedingt
noch Sonja anrufen. Corinna ging ins „Picasso“, weil sie sich noch umziehen
wollte, bevor wir wieder auf die Piste gingen . Ich lief derweilen zur
nächsten Telefonzelle. Im Waschsalon hatte ich mir extra jede Menge Münzen
besorgt, weil ich schon ahnte, dass dies ein längeres Gespräch werden würde!
Sonja war auch gleich beim ersten Klingeln am Apparat.
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