Vorsaison
Spanischstunden geben könnte.
Corinna kam und kam jedoch nicht
wieder und nach einer Weile wurde ich müde. Also entschuldigte ich mich bei
Pepe, der mir zumindest den Rest seiner Landsleute vom Hals gehalten hatte, und
machte mich auf die Suche nach Corinna. Ich fand sie schließlich an der oberen
Theke — im Gespräch mit Hermann. Als sie mich sah, kam sie jedoch gleich zu mir
herüber und stöhnte, Hermann habe sie einfach vollgelabert. Ich gähnte und sagte,
dass ich nach Hause ginge. Corinna wollte jedoch noch bleiben. Also schlug ich
vor, dass wir uns ja später treffen könnten, um mit der Suche nach einem
eigenen piso anzufangen. Heute war Montag und da hatten wir beide zudem
frei. Corinna war einverstanden und wir verabredeten, dass ich sie um 14.00 Uhr
im „Picasso“ abholen würde. Während ich zum Ausgang ging, sah ich, dass Corinna
wieder zu Hermann hinüber ging. Soviel dazu, dass er sie einfach
vollgelabert hatte, dachte ich. Ich wollte heim. Auf der Straße vor dem
„Moby’s“ traf ich Pepe wieder und wir gingen gemeinsam nach Hause.
Peter lag wieder im Wohnzimmer und
schnarchte. Auf dem Tisch neben ihm und auf dem Boden vor dem Sofa türmten sich
neue, leere Bierflaschen. Auch die Tüten, die Ernie schon in den Flur gesetzt
hatte, standen noch immer dort. Mir fiel wieder ein, dass die beiden ja
angeblich vorhatten, heute zu verreisen. Ich war gespannt, ob es überhaupt dazu
kommen würde. Ich ging ins Bett und wurde erst geweckt, als Ernie gegen meine
Tür hämmerte.
>>Alte, wir sind dann mal
weg<<, rief er. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker, den ich aus
Deutschland mitgebracht hatte. Er zeigte 11.00 Uhr morgens. Ich rief zurück,
dass ich gleich käme, stand auf und öffnete die Tür. Ich hatte beschlossen Maurice‘
T-Shirt zum Schlafen zu tragen und Ernie erkannte, dass es sich bei meinem Nachthemd um ein T-Shirt von Maurice handelte.
>>Du hast ihn also doch
vermisst<<, sagte er hämisch. Ich lächelte jedoch bloß und fragte, ob es
denn schon frischen café gäbe. Ernie nickte und antwortete, er hätte
extra welchen für mich übrig gelassen. Peter kam aus seinem Zimmer. Er trug
tatsächlich frische Sachen, hatte sich auch die Haare gekämmt und sich vielleicht
sogar gewaschen.
Ernie gab mir letzte Instruktionen.
Er sagte, er hätte auch den Vermietern schon Bescheid gegeben, dass er und
Peter für ein paar Tage verreisen würden. Wenn alles klappen würde, wären sie
beide jedoch spätestens Freitagabend zurück. Dabei machten er und Peter wieder
diese verschwörerischen Mienen und grinsten. Da sie mir aber eh nicht erzählen
wollten, wohin die Reise ging, zuckte ich lediglich die Schultern und wünschte
ihnen eine gute Fahrt. Dann fiel mein Blick jedoch auf die Tüten mit den leeren
Bierflaschen und ich bat Ernie, doch dafür zu sorgen, dass diese noch vor ihrer
Abreise verschwinden würden. Ernie wollte daraufhin protestieren, aber Peter
meinte, das sei kein Problem. Sie könnten die Flaschen auf dem Weg zur Autobahn
am „Super Maso“ abgeben, denn natürlich waren das alles Pfandflaschen. Er nahm gleich
zwei Tüten vom Boden und sagte, die würde er schon mal mit nach unten nehmen. Er
müsste ja zuerst auch noch seinen Wagen aus der Garage holen. Zwanzig Minuten
später war er wieder zurück. Ernie und ich hatten in der Zwischenzeit die
restlichen Tüten nach unten geschleppt, weil Peter mit dem großen BMW auch
nicht so lange auf der Straße stehen bleiben konnte. Flugs war alles eingeladen
nebst Gepäck von Ernie und Peter und weg waren die beiden. Ernie hatte mir zum
Schluss noch zugerufen, dass er mich bei den Vermietern anrufen würde, falls
etwas Unerwartetes geschehen würde — und er hatte mir noch einen
zugeklebten Umschlag für Corinna gegeben.
Punkt 14.00 Uhr klopfte ich dann an
Corinnas Zimmertür im „Picasso“. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie
schon wach sein, geschweige denn, dass sie angezogen sein würde, denn so gut kannte ich sie mittlerweile. Aber so wie es aussah, war Corinna überhaupt nicht
da! Sie hatte wahrscheinlich wieder jemanden aus dem „Moby‘s“ abgeschleppt. Zur
Sicherheit klopfte ich jedoch nochmal an ihre Tür und rief leise ihre Namen. Dabei
hörte ich, wie hinter mir eine Tür geöffnet wurde. Ich drehte mich um, und sah
Corinna.
>>Warum hast du mir nicht
gesagt, dass du ein anderes Zimmer bekommen hast…<<, setzte ich an und
wurde durch Corinnas Kichern unterbrochen. Sie kam aus dem Zimmer und
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