Vorsaison
mich kommenden Montag wieder melden würde. Fast
hätte ich noch vergessen, Sonja die Telefonnummer meiner Vermieter zu geben.
Ich sagte ihr, die Nummer sei für Notfälle, jedenfalls solange ich noch bei
Ernie wohnen würde. Auf dem Weg zurück zum piso kam mir der Mann
entgegen, der mittags an unserer Haustür gestanden hatte. Doch ich dachte mir
nichts weiter dabei — wahrscheinlich wohnte er einfach nur hier in der Nähe.
Stattdessen dachte ich darüber nach, wie ich Babs helfen könnte. Natürlich
könnte ich Sonja das Geld für den Europabus schicken, damit sie für Babs ein
Ticket kaufte. Aber ohne Reisepass kam sie wahrscheinlich nicht über die Grenzen.
Zu hoch war das Risiko unterwegs kontrolliert zu werden.
Corinna stand bei meiner Rückkehr
auch schon vor der Haustür und wartete. Sie wollte wissen, wo ich gewesen war
und ich erzählte schnell, was ich in Erfahrung gebracht hatte. Corinna hörte
mir zwar zu, sagte dann jedoch, ich solle froh sein, dass sich alles so
entwickelt hätte! Denn ansonsten hätte ich für Babs bloß dauernd den Babysitter
spielen können. Corinna sagte, Weiber wie Babs kämen in Lloret ganz schnell
unter die Räder! Ich mochte die Art nicht, wie Corinna dies sagte, aber
wahrscheinlich hatte sie Recht. Das Babs nicht zurückkommen würde, hatte
Corinna aber auch mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Plötzlich war sie
wieder super gut drauf und in Ernies Wohnzimmer schenkte sie sich erst einmal
ein Glas von Ernies gutem Single Malt ein. Mir fiel ein, dass Ernie etwas für
sie dagelassen hatte. Ich ging in mein Zimmer, um den Umschlag zu holen. Beim
Anblick des Umschlages strahlte Corinna sogleich und rief, Ernie sei doch immer
noch der Beste! Sie riss den Umschlag auf und entnahm ihm ein Briefchen
Stanniolpapier, bevor sie den Umschlag selbst in ihre Tasche steckte. Dann
kramte sie aus einer Schublade, aus Ernies Wohnzimmerkommode, einen Spiegel mit
einer Rasierklinge darauf.
>>Na klasse<<, stöhnte
ich, >>jetzt bin ich auch noch zum Drogenkurier geworden!<<
Doch Corinna lachte nur, während sie
aus dem Briefchen ein wenig Kokain auf den Spiegel schüttete. Sie meinte, ich
solle mich mal nicht so anstellen! Ernie habe immer den besten Stoff und wie
gut, dass er vor seiner Abreise noch an sie gedacht habe. Ich wollte wissen, ob
sie wüsste, wohin er und Peter gefahren waren, doch daraufhin schüttelte
Corinna nur den Kopf. Nachdem sie das weiße Pulver mit der Rasierklinge noch
feiner gehackt und dann in zwei Reihen aufgeteilt hatte, rollte sie einen 1.000
Pestenschein zusammen und zog sich damit eine Reihe Koks durch die Nase. Dann
hielt sie mir den zusammengerollten Schein hin. Ich lehnte ab. Corinna presste
die Lippen aufeinander und erklärte missmutig, dass ich ohne Koks keinesfalls
über den Sommer käme — jedenfalls nicht, wenn ich nachts ausgehen und tagsüber
auch noch am Strand liegen wollte! Und dann war da ja auch noch die Arbeit! Sie
war sicher, dass ich auch das nicht lange ohne Kokain durchhalten
würde, zumal ich auch keinen Alkohol trank.
>>Wie sonst willst du in
Stimmung kommen und vor allen Dingen auch in Stimmung bleiben?<<, fragte
sie mich.
Meine Stimmung war jedoch bestens!
Seit ich Deutschland den Rücken gekehrt hatte, hatte ich mich nie besser
gefühlt und dies erklärte ich auch Corinna. Was die Müdigkeit anging, so hatte
sie jedoch Recht. Jeden Abend nach der Arbeit noch ausgehen, bedeutete, dass
ich erst in den frühen Morgenstunden ins Bett käme. Und natürlich wollte ich
auch zum Strand, sobald das Wetter erst einmal wieder warm genug dafür war! Aber
ich nahm mir vor, mir zwischendurch auch mal eine Pause zu gönnen und statt auszugehen,
einfach auszuschlafen!
Nachdem ich mich dann ebenfalls
umgezogen hatte, gingen wir wieder ins „Moby’s“. Ich wäre ja lieber ins „Hollywood“
gegangen, weil mir die ständige Anmache im „Moby’s“ auf die Nerven ging. Doch
Corinna war zuversichtlich, dass es an einem Montagabend auch dort nicht so
voll sein würde und wir entsprechend mehr Ruhe hätten. Sie behielt Recht und es
wurde ein sehr entspannter Abend. Wir suchten uns einen Platz an der unteren
Theke. Hermann war auch da, doch Corinna ließ ihn diesmal links liegen — oder
er sie, so genau wusste ich das nicht zu deuten. Corinna flirtete stattdessen
mit einem Spanier, der kaum älter als achtzehn sein konnte. Dann kam Maurice
und gesellte sich zu Hermann, der sich gerade angeregt mit dieser Gabi
unterhielt. Maurice
Weitere Kostenlose Bücher