Vorsaison
trug
dabei ihre Klamotten vom Abend zuvor unter dem Arm. Nur in ihrer Unterwäsche
huschte sie über den Flur zu mir herüber. Als sie mein empörtes Gesicht sah,
legte sie einen Finger auf ihre Lippen. Schnell schloss sie ihre Zimmertür auf
und bugsierte mich hinein.
>>Pfui!<<, macht ich.
>>Wie konntest du nur!<<
Corinna kicherte erneut.
>>Und ich dachte, dass du
Hermann auch nicht leiden kannst!<<
Corinna kicherte noch immer.
>>Warst nicht du es, die mir
gesagt hat, dass die deutschen Männer einfach nicht zum Sex taugen? Und jetzt
das!<<
Corinna schüttelte sich und sagte
dann: >>Ja, aber ich habe dir auch gesagt, dass der Teufel in der Not Fliegen
frisst.<<
Offenbar ließ Corinna aber auch rein
gar nichts anbrennen — und Hermann ebenfalls nicht!
>>Na, das trifft sich dann ja
gut<<, erklärte ich deshalb. >>Hermann frisst zur Not nämlich auch
Fliegen, nur dass seine Fliege Ernie heißt!<<
Corinna fragte mich, wie das denn
gemeint sei und ich erzählte ihr, was Ernie mir gesagt hatte. Corinna zuckte
jedoch nur die Schultern.
>>Wenn‘s weiter nicht
ist!<<, erklärte sie lapidar und fügte hinzu, sie müsse nur schnell
duschen und Haare waschen, dann könnten wir los! Mittlerweile wusste ich
jedoch, was schnell bei Corinna bedeutete und sagte, ich würde solange
im Pub warten.
Im Pub, das zum „Picasso“ gehörte,
lief gerade der Spielfilm American Werewolf auf Video und so wurde mir
die Zeit auch nicht lang. Als Corinna dann endlich kam, hatte sie Hunger. Auch
ich hatte noch nichts gegessen und wir bestellten beide etwas. Beim Essen
erzählte ich Corinna, wie Hermann vor Detlef geprahlt hatte, Babs würde nach
ihrer Rückkehr im „Japón” anfangen und dann mehr verdienen, als Detlef und alle
anderen zusammen. Hermann suchte immer eine goldene Gans, die er ausnehmen
konnte! Babs war jedoch nicht zurückgekommen und seinen Job war Hermann nun
auch los. Deshalb warnte ich Corinna eindringlich vor ihm. Doch Corinna lachte
nur und ging gar nicht darauf ein, dass Hermann sie bloß ausnützen könnte. Sie sagte,
sie sei nicht Babs, die in ihren Augen einfach nur dämlich war! Sie fand auch,
dass Babs viel zu dämlich sei, um in einer Copa-Bar einem Gast auch nur einen Drink
aus der Tasche zu labern. Aber Corinna wusste natürlich auch nichts, von Babs
Probenacht im „Japón”! Also erzählte ich ihr, dass Babs dort eine Nacht zur
Probe gearbeitet hätte und dabei ebenfalls richtig abgesahnt hatte. Corinna reagierte
verärgert und zischte, es wüsste doch jeder, dass die Weiber im „Japón” allesamt
Nutten seien!
Auf dem Bildschirm verwandelte sich
gerade ein gut aussehender Typ in einer finstern Sackgasse zum letzten Mal in
ein pelziges, großes Untier. Corinna wollte nicht weiter darüber sprechen und konzentrierte
sich wieder auf den Film. Ich hätte ihr gerne noch von Oliver erzählt, dem ich
den heißen Kaffee ins Gesicht geschüttet hatte — und den beiden Polinnen. Doch Corinna
schmollte. Sie hatte aufmerksam den Schluss des Films verfolgt und rief dann,
dass sie heute Nacht bestimmt nicht alleine ins Bett gehen würde, aus Angst,
sonst von diesem Werwolf zu träumen. Dann sah sie mich an und fügte hinzu, sie wüsste
genau, was Hermann für ein Typ sei und er sich gerne aushalten ließe — egal, ob
von einer Frau oder einem Mann. Doch da wäre er bei ihr an der falschen
Adresse! Hermann würde sich im Moment einfach bloß anbieten, weil er nun im
„Picasso“ wohnte, und sich das Bett mit ihm zu teilen, sei immer noch besser,
als in ihrem Bett alleine zu liegen.
>>Die Frage ist also, wer nützt hier wen aus<<, sagte sie und dabei funkelten ihre Augen. Nicht
zum ersten Mal fragte ich mich, ob es überhaupt so eine gute Idee war, wenn wir
beide zusammenziehen würden.
Ich sprach sie dann auf die
Wohnungssuche an und Corinna winkte sogleich John, den Pub- und
Pensionsbetreiber, zu uns herüber. Sie fragte ihn auf Englisch, ob er noch die
Ausgabe der letzten Stadtzeitung hätte und John nickte. An der Art, wie die
beiden sich dabei ansahen, erkannte ich, dass John bestimmt auch schon mal mit
Corinna das Bett geteilt hatte.
>>Weiß seine Frau
davon?<<, fragte ich Corinna gerade heraus, nachdem John gegangen war um
die Zeitung zu holen.
>>Nein, natürlich nicht — wo
denkst du hin!<<, antwortete Corinna und kicherte. John kam mit einer
kleinen Gazette zurück, reichte sie Corinna und grinste dabei. John war
ungefähr doppelt so alt wie Corinna, sehr groß und er schleppte
Weitere Kostenlose Bücher