Vorsaison
zudem das Geschrei von mindestens zwei
Kindern. Corinna und ich suchten jedoch ein ruhiges Appartement. Am besten
so isoliert, dass sich auch etwaige Nachbarn nicht an unserem Lärm stören, dachte ich so bei mir.
Kurz nachdem ich wieder zu Hause war,
klingelte es erneut und Hermann stand vor der Wohnungstür. Ich seufzte. Den hatte ich ebenfalls total vergessen! Dennoch öffnete ich die Tür, ließ ihn aber
wieder nicht herein.
>>So wie es aussieht, wird Babs
so schnell nicht wiederkommen<<, schnauzte ich ihn gleich an und gab ihm
gar nicht erst die Gelegenheit, etwas zu erwidern. >>Wenn es dich aber
interessiert, geb‘ ich dir gerne Bescheid, falls sich daran etwas
ändert!<<
Hermann nickte.
>>Gib‘ dir keine Mühe<<,
sagte er dann, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
Pünktlich um viertel vor acht stand
Corinna wieder draußen vor der Tür und fing sogleich an zu kichern, als sie
mich sah.
>>So ein junger Knirps ist
schon was anderes, als der olle Hermann!<<, sagte sie dann. Auf dem Weg
ins „Mau-Mau“ erzählte ich ihr von meinen heutigen Wohnungsbesichtigungen und verzog
dabei das Gesicht. Anscheinend würde sich die Suche doch schwieriger gestalten,
als erwartet! Ich hätte ihr auch gerne noch von Alonso erzählt und bei dem
Gedanken an ihn, spürte ich wieder meinen schmerzenden Rücken. Ich wollte
Corinna fragen, ob sie es normal fand, dass man sich so durchvögeln ließ und
auch noch Spaß dabei hatte! Doch als wir ins „Mau-Mau“ kamen, wartete dort
schon Adelio auf mich. Er saß alleine an der Theke und Corinna und ich
gesellten uns zu ihm. Adelio gab Paco daraufhin auch ein Zeichen, bestellte
zwei Piccolos, bat Corinna aber dann, dass sie uns doch bitte alleine lassen
solle. Corinna reagierte wieder, als hätte man sie ins Gesicht geschlagen. Fing
sich aber sofort.
>>Wie du meinst<<, sagte
sie zu Adelio und presste dabei sogar ein Lächeln zum Vorschein. Sie nahm ihre Copa
und die Flasche vom Tresen, doch als sie sich zum Gehen wandte, warf sie mir
einen bitterbösen Blick zu. Paco warf nun seinerseits Corinna einen fragenden
Blick zu. Daraufhin rief sie auf Spanisch so laut, dass auch wir sie hören
konnten, dass sie nur den Wunsch des Gastes befolgen würde! Ich fragte Adelio
vorwurfsvoll, warum er das gemacht habe.
>>Ganz einfach<<, antwortete
er, >>weil ich mit dir alleine sein möchte. Ich komme ins Mau-Mau wegen
dir und wegen niemandem sonst! Wenn du dich schon nicht außerhalb der Bar mit
mir treffen willst, dann möchte ich zumindest, dass du dich hier ohne
Anstandsdame mit mir unterhältst.<<
Während er sprach, spürte ich das,
was ich auch gespürt hatte, als ich Alonso durch den Türspion betrachtet hatte
— nur hundertmal stärker. Es fiel mir schwer, mir nichts anmerken zu lassen und cool zu bleiben und deshalb trank ich erst einmal einen größeren Schluck
aus meiner Copa! Siehe da, es half!
Dann kamen die beiden Schottinnen
zeitgleich mit Rosi. Fiona besaß die Dreistigkeit einfach zu uns herüber zu
kommen und Adelio einen Arm um den Hals zu legen. Adelio nahm ihre Hand sanft
beiseite. Sein Ton war jedoch alles andere als sanft, als er ihr auf Englisch
erklärte, dass er heute Abend nicht wegen ihr hierhergekommen sei — wie sie nur
unschwer übersehen könnte! Auch Fiona reagierte wie ein geprügelter Hund und warf
mir einen bitterbösen Blick zu, bevor sie wieder zu ihrer Schwester hinüberging.
>>Vielen Dank Adelio<<,
sagte ich. >>Mit deiner diplomatischen Art, erleichterst du mir das
Auskommen mit meinen Kolleginnen hier ungemein!<<
Adelio seufzte und flüsterte mir zu,
dass er sich wie auf dem Präsentierteller fühle. Nun, mir ging es nicht anders!
Abgesehen davon, dass ich mich nun auch noch wie eine Zielscheibe
fühlte. Wenn Blicke hätten töten können, wäre ich auf der Stelle total
durchlöchert von meinem Barhocker gefallen. Ich flüsterte Adelio meine Gedanken
ins Ohr und spürte sogleich, es war keine gute Idee, ihm so nahe zu kommen!
Adelio sah mich erstaunt an.
>>Du bist heiß<<, stellte
er amüsiert fest. Ich tat so als wüsste ich nicht, wie er das meinte. Adelio
grinste.
>>Doch, das weißt du schon.
Sag‘ mir jetzt bloß nicht, dass ich dir nicht auch gefalle! Du bist lange nicht
so kühn und unnahbar, wie du vorgibst.<<
>> Kühl und unnahbar,
nicht kühn!<<, korrigierte ich ihn und hoffte der Themawechsel würde
funktionieren.
Doch Adelio lachte bloß.
>>Erwischt<<, sagte er.
Adelio beugte sich ganz nah zu
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