Vorsaison
aber
durch die dunklen Wolken draußen war es schon relativ dämmrig. Ernie sagte,
wenn dies tagsüber geschehen würde, sei alles halb so dramatisch. Richtig
lustig würde es erst, wenn dies nachts geschah und plötzlich eine ganze Stadt mitsamt
den Discotheken und dem ganzen Drumherum für Stunden im Dunkeln läge! Doch was
das Wetter insgesamt betraf, so war Ernie zuversichtlich und meinte, mit ein
bisschen Glück könnte ich schon im März zum Strand gehen. Er selbst mochte zu
viel Sonne jedoch nicht, und er war ehrlich gesagt auch echt kein Strandtyp!
Ernie hatte nach seiner Reise mit
Peter eine sehr abfällige Bemerkung über meine Filterkaffeemaschine gemacht,
die seit seiner Rückkehr auch verwaist in einer Ecke stand. Aber ansonsten
hatte ich Ernie selten so guter Dinge erlebt. Was die Reise selbst anging, so
hatte ich diesbezüglich immer noch nichts Näheres in Erfahrung bringen können
und mit der Zeit wurde es auch unwichtig. So langsam entwickelte sich zudem ein
Rhythmus — oder man könnte auch sagen: der Alltag machte sich breit. Ich
schlief bis kurz vor Mittag und lernte dann Spanisch. Später machte ich
eventuell noch Besorgungen oder ging shoppen. So schnell wie ich das Geld
verdiente, konnte ich es nämlich gar nicht ausgeben. Auch die Arbeit im
„Mau-Mau“ hatte sich eingespielt und mittlerweile ging ich ganz selbstbewusst
allein auf Gäste zu. Außerdem förderte die Arbeit in der Bar durchaus meine
Spanischkenntnisse und so wurde mein Vokabular nun sehr schnell größer und auch
meine Grammatik verbesserte sich schon. Selbst Pacos Genuschel konnte ich immer
besser verstehen. Immer dienstags kam Adelio und wir besetzten für einige
Stunden ein Séparée. Danach ging ich dann ins „Hollywood“, wo Alonso die
Flammen löschte. Er fragte ständig, wann wir uns wieder bei mir zu Hause
treffen könnten, aber das war zurzeit wohl eher nicht möglich.
Zwar war Ernie ab Mittag nun meist
den ganzen Tag unterwegs und manchmal fragte ich mich auch, wo Ernie sich bloß
den ganzen Tag über herumtrieb, aber da war ja immer noch Peter! Und so
verzichtete ich lieber darauf, Alonso zu mir nach Hause einzuladen. Peter verließ
eigentlich nur jeden zweiten Tag einmal das Haus und auch nur, um zum „Super
Maso“ zu fahren und einzukaufen — vor allen Dingen Bier! Einmal hatte man ihm
dabei seinen dicken BMW abgeschleppt. Direkt vom Parkplatz vor dem „Super
Maso“. Peter war deshalb auch zuerst davon ausgegangen, man hätte ihm den Wagen
geklaut. Immerhin war das Parken vor dem „Super Maso“ für neunzig Minuten
erlaubt und Peter sagte, er hätte auch genau darauf geachtet, nicht länger
wegzubleiben. Auch die Parkscheibe hätte er vorschriftsmäßig hinter die
Windschutzscheibe gelegt gehabt! Jedenfalls war danach die Panik groß und ich
dachte kopfschüttelnd, dass des Deutschen liebstes Kind doch immer noch sein
Auto war. Als Ernie an dem Tag endlich nach Hause kam und hörte, dass Peters
Wagen weg war, wurde jedoch auch er kreidebleich. Aber dann sagte er, es könnte
auch sein, dass die Polícia Municipal das Fahrzeug einfach abgeschleppt hätte,
auch wenn es vorschriftsmäßig abgestellt gewesen sei. Ernie erklärte, dass die
Polizei dies gerade in den Sommermonaten gerne mit Fahrzeugen täte, die
ausländische Kennzeichen hätten, um sich ein paar Peseten extra zu verdienen.
Die Ausländer würden nämlich in der Regel nicht diskutieren, sondern gleich die
5.000 Peseten, die das Abschleppen kostete, bezahlen und gerade am „Super Maso“
parkten in der Regel besonders viele Ausländer! Also machten Peter und Ernie sich
gleich auf den Weg zur Wache der Polícia Municipal. Nach der Arbeit traf ich
sie dann im „Hollywood“, wo sie ausgelassen feierten, weil Peter seinen BWM
wiederhatte. Tatsächlich hatte die Polícia Municipal den Wagen bloß
abgeschleppt. Ich fand, dass die beiden ein wenig überzogen reagierten,
immerhin war der Wagen in Deutschland ja auch gegen Diebstahl versichert! Aber
wie hätte ich da auch schon wissen sollen, dass es den beiden weniger um den
Wagen, als um seinen Inhalt ging!
Es war das erste und einzige Mal,
dass ich Peter in einer Discothek antraf. Oft lag er morgens, wenn ich nach
Hause kam, noch auf dem Sofa im Wohnzimmer, halb wach, halb schlaftrunken und
der Fernseher lief noch. Wenn ich dann gegen Mittag aufstand, lag er meist immer
noch auf dem Sofa und schnarchte, dass die Fensterscheiben im Rahmen
erzitterten. Außerdem war er dann kaum
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