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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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hatte man ihm auch gesagt, dass gegen ihn nichts
weiter vorliegen würde. Auch Peters Reisepass hatte man zwar am Sonntag mitgenommen,
ihm diesen dann aber gestern Abend ebenfalls wieder ausgehändigt. Nur Ernie hatte
man Sonntagmorgen gleich in Handschellen abgeführt, und Peter sagte, zuerst
habe er angenommen, es sei deshalb gewesen, weil Ernie gesagt hatte, er hätte
seinen Pass verloren.
    >>Aber einen Pass verliert man
doch nicht einfach so!<<, rief ich aufgebracht dazwischen und Graham
legte mir eine Hand auf den Arm.
    >>Honey — Ernie hat gar keinen Pass,
wie wir seit gestern wissen<<, erklärte Graham in ruhigem Ton. Ich
begriff nicht.
    >>Ernie wird mit internationalem
Haftbefehl gesucht. Ernie ist ein Bankräuber, der vor ein paar Jahren aus dem
Knast abgehauen ist und darum hat er auch keinen Pass!<<
    Fassungslos starrte ich Graham an. Ernie
ein Bankräuber-? und noch dazu ein Ausbrecher? Das konnte ich
einfach nicht glauben!
    Doch Peter nickte und erzählte dann,
dass man ihn, anders als Graham, gestern Abend regelrecht verhört hätte — bevor
er schließlich seinen Pass zurückbekam. Man habe von ihm wissen wollen, woher
er Ernie kannte und wie lange schon, und vor allen Dingen, ob er wüsste, was
Ernie hier in Lloret machte und wovon er lebte. Dabei hatte man Peter dann auch
gesagt, dass Ernie ein verurteilter Bankräuber sei, der mit internationalem
Haftbefehl gesucht würde, seit er vor circa zweieinhalb Jahren aus einem
Gefängnis in Den Haag geflohen war. Peter sagte, er habe dem Kommissar, der
sich ihm gegenüber als El Comandante vorgestellt habe, die Wahrheit erzählt
und dass er Ernie auch erst vor ein paar Wochen in einer Discothek kennengelernt
hatte, nachdem er wegen einer Reifenpanne in Lloret hängengeblieben war. Und dass
Ernie ihm daraufhin ein Zimmer angeboten hatte. Peter erklärte, zum Glück hätte
er noch die Rechnung von der Werkstatt, die den Reifen gewechselt hatte, in der
Brieftasche gehabt und da er bei seiner Einreise nach Spanien auch einen
Stempel in den Reisepass bekommen hatte, hatte dies seine Geschichte natürlich
untermauert.
    >>Und weil in Deutschland gegen
mich auch nichts vorliegt, haben sie mich schließlich schweren Herzens wieder
laufen gelassen<<, beendete Peter seine Geschichte. Ich fand es trotzdem
reichlich merkwürdig.
    >>Und die haben gar nicht von
dir wissen wollen, warum du immer noch hier rum hängst? Immerhin ist dein Auto
doch schon lange wieder repariert!<<, fragte ich ihn.
    >>Nein<<, meinte Peter
und ich hatte plötzlich das Gefühl, als ob er mir nicht die Wahrheit sagte. Aber
da gab es wohl so einiges, das Peter verschwieg und über das er auch partout
nicht reden wollte. Was hatte Peter mir vor einiger Zeit bei unserem Gespräch
in der Küche gesagt? Er hätte immer nur gearbeitet und jetzt wolle er den
Rest seines Lebens genießen und auch mal ein Abenteuer erleben? Irgendetwas
an dieser Aussage hatte mich damals schon stutzig gemacht, aber ich kam einfach
nicht darauf, was es war.
    >>Wie sind die Bullen denn
überhaupt ins Haus gekommen?<<, fragte ich stattdessen. Graham antwortete
und sagte, sie hätten scheinbar überall geklingelt. Weil es aber noch so früh
am Morgen gewesen war, hatte niemand außer den Hauseigentümern auf das Klingeln
reagiert. Da die Haustür selbst zu dem Zeitpunkt auch noch verschlossen gewesen
war, war der alte Hauseigentümer schließlich heruntergekommen und hatte
geöffnet.
    >>Was für ein Glück<<, rief
Peter, >>ansonsten hätten die bestimmt auch noch die Türen
eingetreten!<<
    >>Und dann?<<, fragte ich
weiter.
    >>Und dann hat der alte
Vermieter ihnen mit dem Zweitschlüssel auch unsere Wohnungen geöffnet, die
daraufhin durchsucht wurden<<, antwortete Peter. Pepe war jedoch ebenso wie
die Hauseigentümer Spanier und an ihnen hätten die Polizisten auch kein
Interesse gehabt, fügte er noch hinzu.
    >>Allerdings haben Sie großes Interesse
an dir gezeigt<<, sagte Graham behutsam. Ich sah ihn erschrocken an.
    >>An mir? Wieso denn an mir? Ich war doch gar nicht da und woher wissen die überhaupt, dass ich hier
wohne?<<
    >>Weil sie deinen Reisepass in
deinem Zimmer gefunden haben.<<
    >>Was?<<
    Graham nickte.
    >>Ja Honey, und sie haben ihn
mitgenommen.<<
    Augenblicklich sprang ich vom Stuhl
auf und rannte in mein Zimmer. Das Bett war durchwühlt, ebenso die Schubläden
meiner Nachtkommode, in der sich auch mein Reisepass befunden hatte. Er war
weg! Plötzlich war mir speiübel und ich musste mich wieder setzen. Dann

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