Vorsaison
sah
ich, dass eine der Türen meines Kleiderschrankes offen stand. Siedend heiß fiel
mir meine dicke Winterjacke ein, die ganz hinten im Schrank hing und die ich
zwar aus Deutschland mitgebracht hatte, hier aber nicht mehr benötigte.
Jedenfalls nicht, um mich damit vor Kälte zu schützen! In der aufgetrennten Fütterung
der Jacke lagerte jedoch alles Geld, was ich bislang im „Mau-Mau“ verdient und
noch nicht gleich ausgegeben hatte. Die Fütterung war so dick, dass man
unmöglich fühlen konnte, wenn sich etwas darin befand und ich hatte am Saum ein
kleines Stück aufgetrennt, das groß genug war, um mein Geld hinein zu schieben.
In der Jacke würde niemand meine Ersparnisse vermuten und wer würde in Spanien auch
schon eine dicke Winterjacke klauen?
Im Schrank lag ebenfalls alles auf
dem Boden — nur meine Winterjacke hing immer noch ganz still und unschuldig
ganz hinten auf einem Bügel. Den Inhalt der Jacke hatte man auch nicht entdeckt
und ich atmete ein Stück weit auf. Peter stand im Türrahmen und sagte, man habe
die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, allerdings ohne fündig zu werden. Er
wusste nichts von meinem Geldversteck und hatte von seinem Platz an der Tür
auch nicht sehen können, was genau ich in meinem Schrank nachgeschaut hatte.
Aber ich ging auch davon aus, dass er mit seiner Aussage etwas ganz anderes hatte
andeuten wollen — immerhin hatte Ernie öfters gewisse Mengen an Kokain und
Haschisch im Wohnzimmer aufbewahrt!
>>Haben sie…<<, setzte
ich an und Peter schüttelte sogleich den Kopf.
>>Nein, haben sie nicht — nur
das, was Ernie noch im Wohnzimmer liegen hatte. Zum Glück, sonst säßen wir
jetzt wahrscheinlich alle im Bau!<<
Peter lachte und ich wusste nicht,
was daran so komisch war.
>>Die haben Ernies Drogenvorrat
im Wohnzimmer gefunden und du sagst, das sei kein Problem?<<, flüsterte
ich, obwohl das unnötig war, denn außer Graham hätte uns niemand hören können
und natürlich wusste auch Graham, dass Ernie sein Auskommen eigentlich mit dem Verkauf von Drogen verdiente. Peter schüttelte den Kopf und sagte dann,
dass die Polizei sich kaum für das bisschen Haschisch interessiert hätte und der
Rest wäre ohnehin an einem sicheren Ort versteckt. Ich dachte, ich hätte mich
verhört.
>>Der Rest? Was für ein Rest
denn? <<
Plötzlich wurde Peter rot.
>>Nur keine Panik. Es ist alles
OK. Außerdem waren die Polizisten auch viel mehr an irgendwelchem Geld
interessiert, das Ernie ihrer Meinung nach hätte haben müssen. Die Drogen haben
die ja noch nicht mal mitgenommen!<<
Ich konnte das immer noch nicht
fassen. Peter erklärte, wenn ich ihm nicht glauben würde, dann sollte ich mich
doch selbst überzeugen und im Wohnzimmer nachsehen.
Es war so, wie Peter gesagt hatte. In
der Kommode lag neben einer Tüte Tabak, Zigarettenpapier und einem Feuerzeug
auch ein kleines Klümpchen braunes Zeug, dass wie Dreck aussah und ein Tütchen
mit grünen Kräutern. Beides Haschisch. Außerdem befanden sich noch der Spiegel
und die Rasierklinge in der Kommode, aber kein Kokain. Haschisch war so eine
Sache, über die die Polizei gerne hinweg sah, soviel hatte ich mittlerweile
begriffen — Kokain jedoch konnte unter Umständen zum Problem werden, je nachdem
an welchen Polizisten man geriet und natürlich war auch alles immer eine Frage
der Menge! Solange es sich um kleinere Mengen handelte, die als sogenannter
Eigenbedarf oder Hausgebrauch durchgingen, war eigentlich nichts los. Im
schlimmsten Falle konfiszierten die Polizisten den Stoff dann, wahrscheinlich,
weil sie ihn selbst konsumierten! Ich dachte daran, dass ich bis vor kurzem den
kleinen Klumpen und auch die Kräuter aus Ernies Kommode noch nicht einmal als
Drogen hätte identifizieren können. Ernie hatte einen solchen Klumpen Haschisch,
wenn auch ein bisschen grösser, vor einiger Zeit mal in der Küche herumliegen
lassen und fast hätte ich ihn in den Müll geworfen, weil ich das Zeug tatsächlich
für Dreck gehalten hatte. Und was die grünen Kräuter anging — hätte man mir
früher gesagt, dass es sich dabei um irgendwelche getrocknete, exotische
Gewürze oder Tee handelt, hätte ich dies auch geglaubt!
Ich war immer noch fassungslos über
das alles. Doch Peter sagte, es wäre jetzt in erster Line einmal wichtig, dass
auch ich meinen Pass zurückbekäme! Über alles andere könnten wir dann später
immer noch reden. Er sagte, dass er und Graham, und auch Maurice, schon fast
davon ausgegangen waren,
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