Vorsaison
glatten Haare stehen
ihnen wirklich besser<<, bemerkte er dann und der Dolmetscher übersetzte,
obwohl ich genau verstanden hatte, was El Comandante da gesagt hatte. Mit
Schwung klappte El Comandante daraufhin meinen Pass wieder zu, legte ihn zurück
in die Mappe und klappte auch diese wieder so laut wie möglich zu. Dann knallte
er seine flache, rechte Hand auf die Mappe und schob sie geräuschvoll zur Seite.
Der Dolmetscher neben mir zuckte erneut. El Comandante faltete daraufhin die
Arme auf dem Tisch vor sich zusammen.
>>In welchem Verhältnis stehen
Sie zu einem gewissen Señor Ernie Sowieso, in dessen Wohnung wir am Sonntag auch
ihren Pass konfisziert haben<<, fragte er ohne Umschweife. Seine Worte kamen
dabei wie aus der Pistole geschossen. Dennoch hatte ich ihn ganz gut verstehen
können und antwortete, noch bevor der Dolmetscher wieder Gelegenheit hatte,
etwas zu übersetzen. Ich sagte, dass ich Hotelfachfrau sei und nach Spanien
gekommen wäre, um die Sprache zu lernen. Weil mir ein Hotel aber zu teuer wäre,
hätte ich mich nach einer privaten Unterkunft umgehört und hätte so von Señor Ernie
erfahren, der hin und wieder Zimmer vermietete. Den Dolmetscher benutzte ich
dabei lediglich als physisches Wörterbuch. Jedes Mal, wenn ich ein Wort auf
Spanisch nicht wusste, fragte ich ihn danach. El Comandante schien diese Form
der Kommunikation nicht zu stören und er nickte, als ich geendet hatte. Dann
aber hakte er sofort nach, ob dies die einzige Beziehung wäre, die ich zu Señor
Ernie Sowieso hätte. Ich bejahte. El Comandante fragte mich, wie lange ich
vorhätte, in Spanien zu bleiben und ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich
Ende April wieder abreisen würde. Zum Beweis hatte ich extra das
Rückfahrtticket für den Europabus mitgenommen, welches ebenfalls in meiner Nachttischschublade
gelegen hatte. El Comandante besah sich das Ticket und dann sah er wieder mich
an. Dann klopfte er mit einer Seite des Tickets auf den Tisch, bevor er es mir
schließlich zurückgab.
>>Ist das das erste Mal, dass
sie hier sind?<<, fragte er. Ich hatte mir schon überlegt, was ich auf
diese Frage antworten würde und hatte beschlossen, es wäre das Beste, wenn ich so
nah wie möglich an der Wahrheit bliebe.
>>Nein<<, sagte ich
deshalb und erklärte, dass ich im September vor einem Jahr schon einmal hier
gewesen wäre, um Urlaub zu machen. Ich nannte auch den Namen des Hotels, in dem
ich damals logiert hatte und meinte, damals hätte ich auch beschlossen zurückzukommen,
um Spanisch zu lernen. Anfang Januar diesen Jahres sei ich dann zuerst nochmal
für eine Woche mit einer Freundin hier gewesen, um zu sehen, ob ich für drei
Monate eine Privatunterkunft finden könnte. Ich sagte, ich hätte im Januar
zuerst zwei Nächte im „Picasso“ geschlafen und dann Señor Ernie getroffen, der
ja in derselben Straße wohnte und der mir dann ein Zimmer angeboten habe. Ich
hielt es irgendwie nicht für klug direkt zuzugeben, dass ich Ernie schon im
September kennengelernt hatte.
Ich versuchte bei diesem Gespräch so
viel wie möglich auf Spanisch zu erklären, weil ich wollte, dass man mir den
Grund meines Aufenthaltes auch abnahm. El Comandante hörte mir aufmerksam zu
und fragte anschließend nach dem Namen dieser Freundin, mit der ich im Januar hier
gewesen sei. Ich nannte ihm Babs‘ Vor- und Zunamen und weil El Comandante dann
jedoch nichts weiter dazu sagte, fragte ich ihn, warum dies wichtig wäre. Er
überlegte einen Moment, was oder ob er mir darauf antworten sollte, und meinte
dann, weil der Zeitraum meines Aufenthaltes im Januar genau mit dem Zeitraum
des Aufenthaltes dieser Señora Babs, die ebenfalls bei Señor Ernie gewohnt habe,
übereinstimmte. Von daher müsste ich sie auf jeden Fall gekannt haben, wenn
meine Aussagen stimmen würden. Dabei hatte der Comandante sehr schnell
gesprochen und diesmal hatte der Dolmetscher für mich übersetzen müssen. Ich überlegte,
ob es ratsam sei zu fragen, woher er denn überhaupt wusste, dass Babs im Januar
hier gewesen war. Irgendetwas musste da doch vorgefallen sein, von dem ich jedoch
keine Ahnung hatte! Aber ich beschloss, dass es wahrscheinlich besser war, die
Sache nicht weiter zu verfolgen — jedenfalls nicht hier und mit diesem Comandante. Ich würde aber auf jeden Fall Sonja anrufen, damit sie Babs fragen konnte, was im
Januar geschehen war und warum die Polizei so genau über ihren Aufenthalt hier
Bescheid wusste! Doch die Frage erübrigte sich dann, als El
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