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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Comandante
eindeutig auf dem Holzweg! Denn ich wusste mittlerweile, dass Babs damals eine
größere Summe Bargeld mit nach Lloret gebracht hatte. Und ich wusste natürlich
mittlerweile auch, wie Babs sich in Deutschland dieses Geld verdient hatte,
sagte aber nichts darüber. Wozu auch? El Comandante hätte mir eh nicht geglaubt.
So wie er mir auch nicht glaubte, dass ich nichts von dem Geld gewusst hatte,
dass Peter angeblich für Ernie gewechselt hatte. Jedenfalls ging El Comandante davon
aus, dass es sich so zugetragen haben musste.
     
    Etwas von dem, was El Comandante da
sagte, ergab zudem keinen Sinn. Wenn Ernie die Überfälle in den Niederlanden
begangen hatte, dann hatte er wohl auch Niederländische Gulden erbeutet und
keine Deutsche Mark. Ich machte El Comandante darauf aufmerksam, doch der
hatte sich mittlerweile so in Rage geredet, dass er nur schrie:
>>Papperlapapp!<<
    Ich konnte mich, was die Schreierei
dieses aufgeblasenen Wichtigtuers anging, ziemlich gut abschotten und zum
ersten Mal war ich meinem Stiefvater dankbar dafür, dass er all die Jahre über
so ein Arschloch gewesen war. Mein Dolmetscher hingegen war mit den Nerven am
Ende. Sein Hemd war mittlerweile schweißnass, unter den Achseln und auf dem
Rücken hatten sich große, dunkle Flecken gebildet. Sein Gesicht sah aus, als
hätte man ihm ein Glas Wasser hinein geschüttet. Er bat um eine kurze
Unterbrechung und um die Gelegenheit, sich ein Glas Wasser zu holen. El
Comandante verdrehte die Augen und scheuchte den Dolmetscher dann mit einer
Handbewegung aus dem Raum.
    >>Und so einer will selbst mal Comandante
werden<<, knurrte er, als der Junge den Raum verlassen hatte. Dann besann
er sich plötzlich wieder, grinste mich an und sagte: >>Nun gut. Gönnen
wir uns eine kleine Pause!<<
    Mit diesen Worten nahm er wieder mir
gegenüber Platz und fing an, die Kopien der Bankabschriften einzusammeln. Er
legte sie zurück in die Mappe, diesmal jedoch oben auf meinen Pass, so als
würden wir den sowieso nicht mehr brauchen! Dann schlug er die Mappe wieder mit
einem lauten Knall zu — und schob sie demonstrativ zurück zur Seite.
     
    El Comandante schlug nun ebenfalls die
Beine übereinander, so wie ich es auch schon die ganze Zeit über tat. Er holte
noch einmal tief Luft und seufzte dabei. Lass dich jetzt davon bloß nicht
aus der Fassung bringen, wenn du jetzt nervös wirst, siehst du deinen Pass
wirklich nie wieder. Denk an Ekiz‘ Bottich mit Eiswasser! Außerdem blufft der
doch nur , flüsterte das Stimmchen in meinen Kopf.
    >>Sie glauben also nicht, dass
das Geld das Señor Peter gewechselt hat, aus der Beute von Señor Ernie
stammt?<<
    El Comandante hatte nun einen
leichten Plauderton eingeschlagen und ich fragte mich, wie lange er das wohl
durchhalten würde, bis bei ihm erneut eine Sicherung durchbrannte.
    >>Nein<<, sagte ich dann.
    >>Und woher stammt das Geld Ihrer
Meinung nach?<<
    >>Warum kann es nicht von Señor
Peter selbst sein? Immerhin waren es DM die gewechselt wurden und Señor Peter
ist Deutscher. Haben Sie ihn mal gefragt, ob das Geld von ihm ist?<<
    >>Ah-ha<<, machte El
Comandante und hob warnend einen Finger. >>Sie sind wohl eine ganz
Schlaue!<<
    Er schob seinen Stuhl noch etwas
näher zum Tisch, so dass das Metall wieder über den Steinboden kratzte.
    >>Und warum sollte ein Sterbender
wohl 100.000 DM wechseln, wenn er sie doch nicht mehr ausgeben kann?<<
    Ich war mir nicht sicher, ob ich El Comandante
richtig verstanden hatte und fragte mich, wo der Dolmetscher so lange blieb. Er
hatte beim Verlassen des Raumes auch sein Wörterbuch mitgenommen und ich hätte
es ihm auch nicht verdenken können, wenn er ganz einfach Reißaus genommen hätte!
    >>Un moribundo-ein
Sterbender?<<, wiederholte ich deshalb.
    >>Ya-ya<<, machte El
Comandante und sprang erneut von seinen Stuhl auf.
    >>Un moribundo, un
moribundo!<<
    Ich war mir sicher, ihn immer noch
nicht richtig verstanden zu haben und erklärte das auch. Da kam zum Glück der
Dolmetscher zurück. Doch El Comandante nahm keine Notiz von ihm und rief: >>Sie
wissen nicht, dass Señor Peter todkrank ist und nur noch wenige Wochen zu leben
hat?<<
    Jetzt hatte ich ihn verstanden und
meine Bestürzung war mir sicherlich anzusehen! Ich brauchte einen Moment, bevor
ich antworten konnte.
    >Aber nein, woher hätte ich das wissen
sollen?<<
    >>Keine Ahnung<<, schnappte
El Comandante, >>immerhin leben Sie beide unter einem Dach! Da erfährt
man doch so einiges!<<
    Ich hatte angefangen, den Kopf

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