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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Comandante mich
fragte, ob ich eigentlich wüsste, dass Señora Babs während ihres Aufenthaltes
hier verhaftet worden wäre. Ich schüttelte den Kopf und meine Überraschung war
auch nicht gespielt, obwohl Peter mich ja schon auf so etwas vorbereitet hatte.
    >>Aber nein, was hat sie denn
angestellt?<<, rief ich prompt. El Comandante erklärte daraufhin mit
ernstem Gesicht, dass Babs im Krankenhaus versucht hatte, an Rezepte für verschreibungspflichtige
Medikamente zu gelangen, hauptsächlich Betäubungsmittel. Einer der Ärzte hatte jedoch
die Policía Municipal verständigt und man hatte Babs mit auf die Wache
genommen. Dort waren ihre Personalien aufgenommen worden und bei der Frage, wo
sie denn wohnen würde, hatte sie Ernies Adresse und seinen vollständigen Namen angegeben.
Ich wusste gar nicht, dass Babs Ernies vollen Namen gekannt hatte. Dann fiel
mir die Klingel ein. Ernie hatte als einziger seinen vollen Namen darauf stehen
— und plötzlich wusste ich auch, woher ich diesen Comandante kannte! Er
war es gewesen, der damals so interessiert die Klingeln begutachtete, als ich
vor dem Haus auf der Treppe gesessen und auf Corinna gewartet hatte. Und er war
es auch, der mir in letzter Zeit so häufig, in der Nähe des Appartementhauses,
aufgefallen war! Durch die Uniform hatte ich ihn jetzt nur nicht direkt erkannt,
außerdem trug er nun auch seine Haare mit Pomade zurückgekämmt. Er hatte Ernie
wohl schon eine ganze Zeitlang observiert und ich fragte mich, warum. Ich ließ
mir jedoch nicht anmerken, dass ich El Comandante erkannt hatte und fragte mich
weiter, ob er sich mir gegenüber nicht bloß genauso verhielt.
     
    Der Dolmetscher hatte wieder einiges
für mich übersetzt und fügte dann hinzu, er hätte damals auch drüben bei der
Municipal für Babs gedolmetscht. Schließlich habe man ihr jedoch geglaubt,
dass jemand sie angestiftet hätte, zumal der Zettel mit den Medikamenten, für die
sie die Rezepte habe besorgen sollen, auf Spanisch geschrieben gewesen war und
dass Babs kein Spanisch konnte, hatte auf der Hand gelegen. Von alle dem hatte
ich überhaupt keine Ahnung gehabt, und das betonte ich auch. Babs hatte jedoch
nicht sagen wollen, wer ihr den Zettel mit der Medikamentenliste gegeben hatte.
Deshalb hatte man sie so lange auf der Wache der Policía Municipal
festgehalten, bis ihre Personalien überprüft worden waren. Dabei war dann natürlich
herausgekommen, dass gegen sie nichts weiter vorlag und weil sich in ihrem Pass
auch das Rückfahrticket für den Europabus befand, aus dem hervorging, dass sie
in ein paar Tagen sowieso wieder abreiste, hatte man Babs schließlich laufen
gelassen. Ich konnte mir jedoch schon denken, wer Babs den Zettel mit
der Medikamentenliste gegeben hatte — Hermann, dieses miese Schwein!
     
    El Comandante fragte mich, ob ich
jetzt alleine eingereist sei oder ob Señora Babs mich wieder begleitet hätte. Ich
schüttelte rigoros den Kopf. Nein, diesmal war ich alleine gekommen, erklärte
ich dann und fügte hinzu, dass Babs hier im Januar auch nur eine Woche Urlaub
habe machen wollen. El Comandante wechselte daraufhin das Thema und kam zurück
auf Ernie zu sprechen.
    >>Wissen Sie, womit Señor Ernie
hier sein Geld verdient hat oder wovon er lebte?<<
    Ich schüttelte den Kopf.
    >>Haben Sie bei ihm jemals
größere Mengen Bargeld gesehen?<<
    Ich schüttelte erneut den Kopf.
    El Comandante sah mich wieder eine
Weile an und fragte schließlich, in welchem Verhältnis ich zu Señor Peter Sowieso
stünde. Seine Stimme hatte dabei immer noch einen sehr befehlsmäßigen Ton,
trotzdem konnte ich mir ein Lachen nun nicht verkneifen. Dann antwortete ich, dass
ich auch zu Señor Peter in keinem Verhältnis stünde. Señor Peter sei,
genau wie ich auch, ein Untermieter von Señor Ernie.
     
    El Comandante streckte daraufhin
wieder seinen rechten Arm aus, zog die Mappe wieder geräuschvoll zu sich
herüber und öffnete sie erneut. Ich hoffte inständig, er würde mir nun endlich
meinen Reisepass zurückgeben! Doch stattdessen nahm er mehrere Din-A4-Blätter
heraus und schob die Blätter zu mir herüber, so dass ich lesen konnte, was auf
dem obersten geschrieben stand. Es war die Kopie eines Din-A5-Blattes und sah
aus wie ein Bankbeleg. In der oberen rechten Ecke befand sich auch tatsächlich
der Name einer katalanischen Sparkasse. El Comandante tippte nun mit dem
Zeigefinger mehrmals auf einen Betrag, der gleich unterhalb des Namens des
Geldinstitutes mit der Hand eingetragen

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