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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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worden war.
    >>Sehen Sie das? Dort steht die
Summe von 25.000 DM!<<
    Der Finger von El Comandante rutschte
tiefer.
    >>Und hier, sehen Sie das? Da
steht die Unterschrift des Señor Peter.<<
    El Comandante nahm das Blatt zur
Seite und darunter befand sich ein fast identisches Blatt, ebenfalls über die
Summe von 25.000 DM, die Peter anscheinend in Peseten gewechselt hatte,
allerdings einen Tag später. Es folgten noch zwei weitere Belege dieser Art,
alle über jeweils 25.000 DM, die gewechselt worden waren. Die Belege waren alle
auf aufeinanderfolgende Tage, Ende Januar 1984 datiert. Ich rechnete schnell
zurück, dass das die Woche gewesen war, als ich in Deutschland gewesen war und
Ernie Peter im „Hollywood“ aufgegabelt hatte.
    >>Wir haben diese Belege in der
Wohnung des Señor Ernies gefunden<<, rief El Comandante aufgebracht.
>>Wollen Sie mir immer noch erzählen, Sie hätten nichts davon gewusst und
nie größere Mengen Geld in der Wohnung oder bei ihren beiden Mitbewohnern
gesehen?<<
    Ich hatte jedoch tatsächlich nichts
davon gewusst und meine Überraschung war wieder nicht gespielt. Peter hatte demnach
gleich nach seiner Ankunft hier 100.000 DM in Peseten gewechselt. Aber wenn
Ernie davon gewusst hatte, und davon ging ich aus, erklärte dies natürlich Ernies
aufgekratzte Fröhlichkeit damals, als ich nach Lloret zurückkam und er mich mit
Peter zusammen abgeholt hatte. El Comandante hatte jedoch so seine Zweifel, ob
ich ihm die Wahrheit sagte und ich erinnerte ihn daran, dass ich zum Zeitpunkt,
als Peter das Geld gewechselt hatte, selbst noch nicht einmal hier gewesen war.
Dies belegte zweifelsohne der Einreisestempel in meinem Reisepass!
     
    Nur — was hatte Peter mit all dem
Geld gemacht? Ich musste wieder daran denken, wie er und Ernie gleich nach
meiner Ankunft, eine Woche lang verreist gewesen waren. Zwar wusste ich
mittlerweile, wo sie gewesen waren, aber was sie dort gemacht
hatten — darüber hatten sich beide bislang ausgeschwiegen! Nun war ich mir
jedoch sicher, die Reise und das Geld, das Peter gewechselt hatte, hingen
irgendwie zusammen! In meinem Kopf arbeitete es und ich wusste auch, dass ich
El Comandante auf gar keinen Fall etwas von Peters und Ernies Reise erzählen
durfte. El Comandante entging jedoch nicht, dass ich fieberhaft nachdachte.
Plötzlich sprang er von seinem Stuhl auf wie ein HB-Männchen und schlug dabei
mit den Fäusten heftig auf den Tisch! Der Dolmetscher neben mir war mittlerweile
schweißgebadet und zuckte erneut heftig zusammen.
     
    El Comandante bezichtigte mich der
Lüge und der Komplizenschaft, doch ich stritt alles ab. Im Gegensatz zu ihm
blieb ich dabei jedoch ruhig. Wer schreit hat Unrecht, hätte ich diesem Comandante am liebsten gesagt, aber ich wollte ihn nicht zusätzlich reizen.
    >>…und natürlich wussten Sie
auch nicht, dass Señor Ernie ein gemeingefährlicher und gewalttätiger, brutaler
Schwerverbrecher ist! Ein Bankräuber, der zudem aus dem Gefängnis ausgebrochen
ist!<<, schrie El Comandante gerade und lief durch den kleinen Raum wie
ein Tiger mit Käfigkoller.
     >>Doch — oder das ist
zumindest das, was Señor Peter mir heute Morgen schon erzählt hat.<<
    El Comandante stöhnte.
    >>Sie halten mich für einen
Idioten oder?<<
    Ich schüttelte den Kopf und hoffte er
merke nicht, dass ich nun zum ersten Mal log!
    >>Und wussten sie auch, dass
das Geld aus den Banküberfällen, die Señor Ernie vor einigen Jahren in den
Niederlanden begangen hat, nie gefunden wurde!<<
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    >>Wissen Sie was ich
glaube?<<
    El Comandante war abrupt stehen
geblieben und mäßigte nun auch wieder seine Stimme. Dann drehte er sich auf dem
Absatz um, kam zu mir herüber und beugte sich ganz nah zu mir herunter. Er sah
mir direkt ins Gesicht.
    >>Ich glaube, dass Sie und
dieser Señor Peter sich für Señor Ernie als Geldwäscher betätigt haben — genau
wie diese Señora Babs! Bei ihr wurden damals nämlich auch immerhin über 2.000
DM sichergestellt, mit denen sie einen Arzt bestechen wollte. Von wem hatte sie
wohl das Geld, wenn nicht von Señor Ernie?<<
    El Comandante hatte sich wieder
aufgerichtet und holte tief Luft. Der Dolmetscher versuchte zu übersetzen, verhaspelte
sich nun jedoch immer mehr. Aber ich hatte El Comandante ohnehin verstanden.
Trotz seines lauten Organs hatte er nämlich eine für Spanier eher ungewöhnlich
deutliche Aussprache und verschluckte kaum irgendwelche Silben.
     
    Was Babs anging, so war El

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