Vorsaison

wieder
abgeschlossen, drehte mich um und warf ihm einen wütenden Blick zu.
    >>Ich dachte ja nur<<,
sagte Maurice, >>weil ich dich auch nicht im Moby’s oder im Hollywood
getroffen habe und weil Alonso auch nicht da war…<<
    >>Was willst du Maurice?<<,
zischte ich. Wir standen immer noch im Hausflur, gleich neben der Tür zu
Grahams und Pepes piso .
    >>Wenn du bloß gekommen bist,
um rumzustänkern, kannst du besser gleich wieder gehen!<<
    Demonstrativ drehte ich mich wieder
zur Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss.
    >>Nein<<, erklärte
Maurice. >>Eigentlich bin ich gekommen, um zu sehen, wie es dir geht. Aber
ich habe auch keine Lust mit nach oben zu kommen, wenn ein anderer Kerl bei dir
ist — das könnte ziemlich peinlich werden.<<
    >>Nun, ich kann dich beruhigen.
Ich bin mutterseelenalleine! Willst du jetzt mit hochkommen oder bis
Sonnenaufgang im Treppenhaus stehen bleiben?<<
    Maurice setzte sich vor mir in
Bewegung die Treppe hoch in Ernies piso .
    >>Hast du was zu trinken?<<,
fragte er, während er sich im Wohnzimmer auf das Sofa setzte.
    >>Alles was du willst. Du weißt
ja, Ernie hatte eine gut gefüllte Hausbar!<<
    Maurice entschied sich für einen
Ballantine‘s, neat. Er wollte wissen, ob es etwas Neues in Sachen Peter gäbe
und ich schüttelte den Kopf.
    >>Corinna glaubt die Typen, mit
denen er sich Montag verabredet hatte, hätten ihn kalt gemacht und an die
Fische verfüttert.<<
    Maurice zuckte mit den Schultern.
    >>Könnte sein.<<
    >>Weißt du nicht, mit wem er
sich hatte treffen wollen, oder wo?<<
    >>Nein.<< Maurice
schüttelte den Kopf. >>Ich weiß bloß, dass es zwei Typen aus Barcelona
sind, die versuchen hier an der Costa Brava irgendwie Fuß zu fassen und dass
Ernie hier für sie auch ihre Drogengeschäfte hätte koordinieren sollen.<<
    >>Als so eine Art Gebietsleiter ?<<
    Maurice nickte und sagte, dass diese
Typen schon sehr gut organisiert wären.
    >>Aber warum hätten sie Peter
dann umbringen sollen?<<
    Maurice zuckte erneut mit den
Schultern.
    >>Keine Ahnung. Vielleicht weil
Peter ihnen suspekt war. Immerhin wollten sie mit Ernie Geschäfte machen und dass
man Ernie verhaftet hat, sollte diesen Typen nicht gerade sehr gelegen gekommen
sein. Wer weiß — vielleicht haben sie Peter einfach misstraut.<<
    >>Aber weshalb hätten sie das
tun sollen?<<
    >>Ich weiß es ja auch
nicht.<< Maurice stieß hörbar Luft aus. >>Vielleicht ist Peter ja
so dumm gewesen, um andere Forderungen zu stellen, als die, die man mit Ernie
zuvor ausgehandelt hatte. Außerdem sind diese Typen alle ziemlich paranoid,
musst du wissen.<<
    Ich dachte daran, was Peter mir
gesagt hatte. Dass er den Typen auch die restlichen Drogen anbieten wollte und
den Teil der Bezahlung, der eigentlich in Kokain hätte erfolgen sollen, hatte
rückgängig machen wollen. Dann fiel mir der BWM wieder ein und ich erzählte
Maurice, wie ich im „Edificio Byblos“ gewesen war, um herauszufinden, ob der
Wagen noch dort war. Maurice riet mir eindringlich, mich aus der Angelegenheit
herauszuhalten.
    >>Wenn du Glück hast, hörst du
nie wieder von Peter. Nimm einfach an, er sei zurück nach Deutschland gefahren.
Wenn er aber tot sein sollte und seine Leiche gefunden wird, dann könnte es
natürlich sein, dass hier irgendwann die Bullen erneut vor der Tür
stehen.<<
    Ich seufzte.
    >>Genau das Gleiche hat Corinna
auch schon gesagt. Aber wie sollten die Bullen überhaupt herausfinden, wo Peter
hier gewohnt hat? Vorausgesetzt, seine Leiche fällt nicht ausgerechnet in den
Zuständigkeitsbereich dieses El Comandante , der auch für Ernies
Verhaftung gesorgt hat!<<
    >>Vielleicht gibt es ja
mittlerweile eine Akte über Peter. Immerhin haben sie ihn ja in Zusammenhang
mit Ernie verhört — genau wie dich.<<
    >>Ja und sie haben uns beide
wieder laufen lassen und gegen uns liegt auch nichts vor.<<
    >>Trotzdem. Du solltest dir
überlegen, ob du wirklich hier wohnen bleiben möchtest.<<
    >>Was spricht dagegen?<<,
fragte ich überrascht.
    >>Vielleicht zwei Drogendealer,
die dabei sind Spuren zu verwischen oder ein spanischer Comandante, der die
Karriereleiter hinauffallen will, indem er Geld sucht, das nicht da
ist?<<
    >>Unsinn<<, sagte ich,
obwohl ich fand, dass an dem, was Maurice da sagte, schon etwas dran war.
    >>Dann würde ich an deiner
Stelle jedenfalls die Schlösser austauschen. Unten an der Tür genauso, wie hier
oben. Denn ich gehe mal davon aus, dass Peter ebenfalls Schlüssel hatte, und
die sind ja jetzt auch weg.<<
    Da hatte Maurice