Vorsaison
ihrem Gesicht
eine Geste machte, die ausdrückte, dass ich spinnen würde.
>>Ich habe mir das nicht
eingebildet<<, sagte ich deshalb, ebenfalls auf Spanisch. >>Der
Kerl hat uns verfolgt!<<
Paco und Marian warfen sich daraufhin
einen vielsagenden Blick zu, gleichzeitig öffnete Corinna den Deckel des
riesigen Pizzakartons.
>>Bin ich aber froh, dass ich
so eine große Pizza geholt habe<<, rief sie dabei und kicherte. Mitten
auf der riesigen Pizza prangten zudem zwei große Spiegeleier.
>>Diese Pizza heißt „Sophia
Loren“ und da wollte ich unbedingt wissen, wieso das so ist. Leider gab es sie
nur in XXL!<<
Corinna fing an zu lachen und Marian,
der die beiden Eier sah, lachte mit. Paco, der gerade vor einer roten Ampel
angehalten hatte, drehte sich zu uns um und stimmte daraufhin ebenfalls in das
Lachen mit ein. Nur ich fand das alles gar nicht lustig! Ich war mir sicher, unser
Verfolger war jemand, den El Comandante auf mich angesetzt hatte, weil
er immer noch glaubte, Ernies Geld aus den Banküberfällen sei hier irgendwo versteckt.
Und ganz offenbar war dieser El Comandante ebenfalls davon überzeugt,
ich wüsste, wo sich dieses Geld befinden müsste!
Die Rückfahrt im Auto dauerte jedoch
genauso lange wie die Hinfahrt im Bus, weil wir nämlich voll in den
Berufsverkehr gerieten. Marian war irgendwann eingeschlafen und Paco lauschte
seinem heißgeliebten Flamenco. Ich wollte nochmal über den Kerl sprechen, der
uns verfolgt hatte, doch Corinna reagierte ärgerlich darauf und erklärte, sie
wolle davon nichts mehr hören! Sie meinte, ich sei verrückt und niemand habe
uns verfolgt. Es sei purer Zufall gewesen, dass der Kerl aus der Gasse später
vor der Pizzeria aufgetaucht wäre und daran, dass er auch morgens schon im Bus
gesessen hatte, konnte Corinna sich nicht erinnern. Auch hatte sie ihn natürlich
nicht vor dem „El Corte Inglés“ gesehen. Sie sagte, ich würde ihr mit solchem
Gerede nur Angst machen und so hielt ich wieder den Mund. Nachdem wir dann zuerst
Marian in Blanes abgesetzt hatten, fuhr Paco uns ebenfalls bis zu unserem
Appartement. Mittlerweile war es zwanzig vor acht und er würde sich beeilen
müssen, wollte er pünktlich im „Mau-Mau“ sein!
Während wir unsere Einkäufe durchs
Treppenhaus in den ersten Stock schleppten, fragte Corinna, ob ich später noch
mit auf einen Sprung ins „Moby’s“ käme. Ehrlich gesagt, war ich hundemüde und
freute mich darauf, mal einen Abend früh ins Bett zu gehen und noch ein
Weilchen einfach nur in einem guten Buch zu lesen. Gute Bücher, noch dazu in
Deutsch, waren in Lloret kaum zu bekommen. In Deutschland hatte ich alle Bücher
von Stephen King gelesen und jedes Mal sehnsüchtig auf eine Neuerscheinung von
ihm gewartet. Ernie besaß eine beachtliche Sammlung Taschenbücher in englischer
und deutscher Sprache, die er alle hier gekauft hatte. Bei den englischen
Büchern handelte es sich zumeist um Krimis und die wenigen Guten die darunter
gewesen waren, hatte ich schon gelesen. Nun blieb mir nichts anderes übrig, als
mich mit den deutschsprachigen Simmels und Konsaliks auseinanderzusetzen! Unter
den Konsaliks hatte sich jedoch ein Buch mit dem Titel >Das Schloss der
blauen Vögel< befunden, das gar nicht so schlecht zu sein schien.
>>Gehst du nun mit ins Moby's?<<,
quengelte Corinna, während ich meine Einkäufe absetzte und die Wohnungstür
aufschloss. Etwas knirschte unter der Tür und als ich das Licht einschaltete,
sah ich, dass Sand auf dem Boden lag. Der war heute Morgen noch nicht da
gewesen! Automatisch schaute ich zur Decke. Genau über der Stelle, mit dem Sand,
befand sich eine kleine Luke, die zu den Wasserleitungen führte. Corinna, die
hinter mir gestanden hatte, drängte sich nun an mir vorbei und ließ mitten im
Flur all ihre Einkaufstaschen fallen.
>>Puh<<, machte sie,
>>was für ein Tag. Ich brauch jetzt erst mal was anständiges zu trinken!<<
Und schwupp, war sie auch schon in
unserem kleinen, neuen Wohnzimmer verschwunden und kam gleich darauf mit einer
Flasche Gin in der Hand wieder. Ich stand immer noch im Flur und sah
abwechselnd zur Luke und dann wieder auf den Sand.
>>Weißt du — manchmal geht mir
deine Art tierisch auf den Keks und dass du nicht trinkst, stört mich
auch!<<, sagte Corinna auf dem Weg in die Küche. Ich ignorierte sie.
Irgendjemand war während unserer Abwesenheit im piso gewesen. Dessen war
ich mir vollkommen sicher. Ich holte meine Einkäufe aus dem Treppenhaus, ging
in mein Zimmer
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