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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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nachmittags
auf. So blieb ihr noch genug Zeit, eventuell ein paar Besorgungen zu erledigen,
bevor sie sich fürs „Mau-Mau“ fertig machen musste. Hermann machte zum Glück
auch keine Schwierigkeiten. Er wusste, dass er kein gern gesehener Gast war und
verzog sich immer gleich lautlos, nachdem auch Corinna wach geworden war.
     
    Ich wartete, bis Corinna an diesem
Tag aus dem Bad kam und mit einer Tasse meines Filterkaffees im Wohnzimmer
erschien. Seit wir beide uns das piso teilten, erfuhr auch meine Kaffeemaschine
endlich die nötige Wertschätzung, ganz besonders die integrierte Warmhaltekanne!
Während Corinna ihren heißen Kaffee schlürfte, sagte ich, dass ich ihr etwas
erzählen müsste und schob ihr dabei die lloretsche Gazette unter die Nase. Corinna
erkannte Peter auf dem Bild ebenfalls sofort wieder. Erschrocken schlug sie
sich eine Hand vor den Mund während sie den Artikel las.
    >>Mein Gott!<<, klang es
dumpf hinter der vorgehaltenen Hand hervor. Ich wartete, bis Corinna den ganzen
Artikel gelesen hatte und wieder aufblickte.
    >>Und jetzt?<<, fragte
sie dann und ließ die Hand vor dem Mund langsam wieder sinken. Ich zuckte
leicht mit den Schultern.
    >>Darüber wollte ich ja mit dir
reden.<<
    >>Glaubst du, jemand wusste, dass
Peter hier gewohnt hat?<<
    Ich zuckte erneut mit den Schultern
und erinnerte Corinna daran, dass Peter vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls
bei der Guardia Civil gewesen war — in Verbindung mit Ernies Verhaftung.
    >>Das Gute ist, dass diese
Sache nun von der Polícia Municipal und nicht von der Guardia Civil behandelt
wird und so wie es scheint, wird Zusammenarbeit bei den unterschiedlichen
Polizeibehörden hier auch nicht groß geschrieben<<, fügte ich noch hinzu.
Corinna hatte angefangen, ihre Stirn zu runzeln. Sie dachte angestrengt nach.
    >>Und er hatte ja offenbar auch
keinen Ausweis bei sich<<, sagte sie dann.
    Ich nickte und ergänzte: >>Die
wissen noch nicht mal, ob er ein Spanier oder ein Ausländer ist.<<
    Auch ich überlegte nun einen Moment.
Peter hatte wirklich nicht wie der typische Tourist ausgesehen und er hätte
genauso gut als Spanier durchgehen können! Zwar war er ziemlich groß gewesen,
aber Adelio und Alonso waren auch nicht eben klein. Außerdem hatte Peter extrem
schlechte Zähne gehabt. Für einen Deutschen vielleicht unüblich, aber für einen
Spanier in seinem Alter durchaus normal.
    >>Und immerhin war er todkrank,<<
sinnierte Corinna derweilen. >>Ich nehme an, wenn die ihn aufschneiden
und obduzieren, werden die das auch rauskriegen!<<
    >>Wie meinst du das?<<,
fragte ich.
    >>Naja, wenn ich wüsste, dass
ich eh bald sterbe, würde ich mir vielleicht auch das Leben nehmen<<,
erklärte Corinna daraufhin, was mich ärgerlich werden ließ.
    >>Ich denke aber nicht, dass
Peter sich selbst umgebracht hat<<, sagte ich barsch. >>Mir hat er
nämlich gesagt, dass er wieder zurück nach Deutschland wollte, sobald der
Drogendeal abgewickelt wäre. Er meinte, er hätte da noch was zu
erledigen.<<
    Auch Corinna machte nun ein grimmiges
Gesicht.
    >>Tja, nur so wie es aussieht,
hat er sich das dann wohl doch nochmal anders überlegt!<<, erklärte sie schnippisch.
Ich schob ihr den Schuhkarton zu, den ich ebenfalls schon auf den Tisch
gestellt hatte.
    >>Tja, und deshalb hat er DAS
auch einfach hier zurückgelassen!<<
    Corinna warf mir einen misstrauischen
Blick zu und ich bedeutete ihr mit dem Kopf, den Karton zu öffnen. Ich
verfolgte, wie ihre Augen sich dabei weiteten.
    >>Oh mein Gott! Wie viel ist
das?<<, rief sie.
    >>Genau 19.000 DM<<,
antwortete ich trocken.
    >>Klasse! — Aber wieso hast du
das Geld?<<
    >>Ich hab‘s gestern Abend
gefunden. Oben in der Luke im Flur, wo auch die Wasserrohre verlaufen. Glaubst
du jetzt immer noch, dass der Mann, der gestern hier war, tatsächlich von den
Wasserwerken kam?<<
    Corinnas Gesichtsausdruck wechselte
nun von grimmig zu strahlend und von strahlend zurück zu grimmig. Je nachdem,
ob ihr Blick auf den Schuhkarton oder auf mich fiel.
    >>Natürlich war er von den
Wasserwerken!<<, sagte sie dann. >>Denn wenn er nicht von
den Wasserwerken gewesen wäre und — so wie du meinst — etwas hier gesucht
hätte, dann hätte er diesen Karton doch bestimmt auch gefunden! Oder?<<
    Ich seufzte und erklärte Corinna daraufhin,
wie oder besser gesagt, wodurch ich das Geld erst gefunden hatte. Doch
Corinna schüttelte nur den Kopf und beharrte, das sei alles bloß Zufall! Lediglich
meine Paranoia sei dafür verantwortlich, dass ich das

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