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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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einer Büroklammer zusammengehalten! Ich klopfte die Tüte
im Flur ab und schüttete den Inhalt dann im Wohnzimmer auf den Tisch. Insgesamt
befanden sich neunzehn Päckchen á zehn mal hundert DM darin. Ich war mir
sicher, dieses Geld hatte Peter und nicht Ernie gehört und ich überlegte, warum
Peter überhaupt so viel Geld bei sich gehabt hatte! Peter wäre nie ohne
dieses Geld zurück nach Deutschland gefahren , ging mir durch den Kopf. Ich
erinnerte mich auch daran, wie er mir erzählt hatte, er und sein Bruder hätten eine
Heizungsfirma betrieben und dass sein Bruder ihn zu Silvester ausgezahlt hatte.
Wahrscheinlich stammte dieses Geld daher. Ich packte alles in einen leeren
Schuhkarton, der von meiner Shoppingtour in Barcelona übriggeblieben war, und
stellte den Karton oben auf meinen Kleiderschrank. Nachdem ich den Dreck im
Flur wieder zusammengefegt hatte, ging ich unter die Dusche und nahm danach den
Konsalik mit in mein Bett.
     
    ***
     
    Von da an überstürzten sich die
Ereignisse ein wenig. Ich ging mittags gerne in die „Bar Parada“, weil sie
typisch spanisch war, obwohl das Café „Canaletas“, gleich nebenan, eigentlich
viel gemütlicher war. Ich bestellte mir dann meinen heißgeliebten café solo und einen Bikini-Toast und
las eine der Zeitungen, die dort gratis auslagen. Am Tag nach unserem Ausflug
nach Barcelona griff ich dabei zu der kleinen Gazette, der Stadtzeitung von
Lloret.  Gleich auf der ersten Seite sprang mich ein Bild an. Trotz der
grobkörnigen schwarz-weiß Aufnahme und dem irgendwie maskenhaften Äußeren war dies
Peter, ganz zweifelsohne. Wer kennt diesen Mann? , lautete die spanische Überschrift
über dem Bild. Darunter befand sich ein Artikel und gleich im ersten Satz wurde
klar, warum Peter auf dem Bild so merkwürdig aussah und zudem die Augen
geschlossen hatte. Männliche Leiche in den Klippen bei Lloret de Mar
entdeckt , las ich. Bei dem Toten, den ein französisches Touristenpaar am
vergangenen Donnerstag in den Klippen zwischen Lloret und Fenals im Meer
treibend entdeckte, handelt es sich ersten Vermutungen nach um einen Mann von circa
45 bis 55 Jahren. Er ist circa 1.95 m groß und von schlanker Statur. Er hat
dunkelbraunes, kurzes Haar und braune Augen. Bekleidet war er mit... . Ich
überflog den nächsten Satz. Der unbekannte Tote, der wahrscheinlich
ertrunken ist, trug keinerlei Ausweisdokumente bei sich. Unklar ist auch, ob es
sich bei dem Mann um einen Ausländer handelt. Näheres über die Todesursache
wird eine Obduktion ergeben. Hinweise jeder Art nimmt die
Polizeidienststelle der Polícia Municipal in Lloret de Mar entgegen.
     
    Die Zeitung erschien immer samstags.
So wie es aussah, hatte man Peter schon letzte Woche gefunden, doch bislang
hatte niemand eine Verbindung zu uns hergestellt. Vielleicht war es auch nur
Glück, weil die Sache nicht von der Guardia Civil bearbeitet wurde, denn ich
war mir sicher, dass El Comandante Peter auf dem Bild ebenfalls sofort
wiedererkannt hätte. Aber offenbar las er die kleine Gazette nicht! Ich
überlegte, was ich tun sollte. Auf keinen Fall würde ich zur Polizei gehen.
Peter war tot und daran würde auch meine Aussage nichts mehr ändern. In dem
Artikel stand, dass Peter allem Anschein nach ertrunken war. Fragte sich nur,
ob er freiwillig ins Wasser gegangen war oder ob jemand nachgeholfen hatte!
Irgendjemand hatte mir mal gesagt, dass Selbstmörder ihre Tat immer vorher
ankündigen würden. Ich fand diese Aussage paradox und Peter hatte auch nie etwas
Derartiges angedeutet — im Gegenteil. Bei unserem Gespräch im Café „Canaletas“,
hatte er mir sogar gesagt, dass er zurück nach Deutschland fahren wollte,
sobald der Drogendeal über die Bühne sei und er sein Geld zurück hätte. Ich war
mir ziemlich sicher, dass Peter nicht freiwillig ins Wasser gegangen war, trotz
seiner schlimmen Krankheit. Dann dachte ich wieder an das Geld, das ich
gefunden hatte und an die Tatsache, dass jemand mindestens einmal in unserem piso gewesen war und es durchsucht hatte. Ich dachte dabei auch an den Mann, der uns
in Barcelona verfolgt hatte und fragte mich, wie das alles zusammenpasste — und
wie groß die Gefahr für Corinna und mich wäre, wenn wir in Ernies altem piso wohnen blieben.

Kapitel X: Das Ende des Winters.
     
     Corinna hatte ein Recht darauf, dies
alles zu erfahren, auch wenn ich schon ahnte, dass sie es nicht sonderlich gut
verkraften würde. Für gewöhnlich stand sie nun immer gegen vier Uhr

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