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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Schnee vergüten ließe!
    >>Da bekommt die Redewendung jemandem
Puderzucker in den Hintern blasen doch gleich eine ganz neue Bedeutung — im
wahrsten Sinne des Wortes, sozusagen<<, rief Detlef und brüllte gleich
darauf vor Lachen. Niemand nahm jedoch Notiz davon, am allerwenigsten Hermann
und Ernie. Ich hatte den Witz eh nicht verstanden und stieg wieder zu Maurice
in den Mini. Babs und Hermann fuhren erneut bei Detlef mit, der ja aber erst Ernie
nach Hause bringen musste. Später sollte ich mich jedoch nochmal an Detlefs
Kommentar erinnern. Auch die Bedeutung des Wortes Moro verstand ich
damals noch nicht — obwohl ich Detlef zu dem Zeitpunkt immerhin schon so gut
einzuschätzen wusste, und mir denken konnte, dass es sich dabei nur um etwas
Abfälliges hatte handeln können.
     
    Detlef bewohnte einen ziemlich
großen, zweistöckigen und teilweise auf Stelzen, an den Hang gebauten Bungalow,
in den Bergen von Lloret Blau. Als wir dort ankamen ging schon die Sonne auf
und vom Salon aus konnte man den Fernblick auf das Mittelmeer erahnen. Maurice
und Hermann arbeiteten nicht nur für Detlef, sie wohnten auch bei ihm. Das chalet ,
wie der Spanier den Bungalow nennt, verfügte im Salon über einen riesigen Kamin
und weil es relativ klamm und feucht-kalt war, machte Maurice erst einmal ein
Feuer an. Ich fragte Maurice, was er gemacht habe, bevor er Detlef kennenlernte
und woher er so gut Spanisch sprach. Maurice erzählte mir daraufhin, er habe die
letzten Jahre für das "Revolution" geproppt. Mir schoss durch den
Kopf, dass er ja dann auch Renée kennen musste und so hörte ich nur halb zu,
als Maurice anfügte, dass er käme sich aber langsam zu alt für den Job vor. Ich
schätzte Maurice auf Ende zwanzig. Als ich ihn danach befragte, lachte er
jedoch nur und wollte mir sein wahres Alter nicht verraten. Dafür erzählte er
mir, wie er im letzten Jahr dann nach Calella ins „Highwayman“ gewechselt war,
wo man ihm den Job als Chef der Propaganda angeboten hatte. Das erklärte natürlich
auch, warum ich ihm nicht schon im September begegnet war. Das „Highwayman“
schloss aber im Winter, außer an einigen Wochenenden, wie Weihnachten und
Karneval, und beschäftigte dann auch keine Propaganda. Maurice sagte, dass
„High“, wie er es nannte, lebe selbst im Sommer hauptsächlich von den vielen
spanischen und französischen Touristen, die in Calella oder Pineda eigene
Ferienwohnungen besäßen. Hermann kannte er auch aus dem „High“. Er hatte in
Calella Urlaub gemacht, war dann dort hängen geblieben und Maurice hatte ihm im
schließlich, als er total abgebrannt gewesen war, einen Job als Propper
angeboten. Hermann war blond und darauf standen die Spanierinnen und wohl auch
die Französinnen.
    >>Nicht nur die<<, bemerkte
ich und verdrehte die Augen, während ich an Babs dachte. Maurice verstand und
lachte. Hermann musste so Mitte zwanzig sein und außer seinen blonden, langen
Haaren und den stahlblauen Augen hatte er meiner Meinung nach nicht viel
vorzuweisen. Vorhin im „El Reno“ waren mir seine blöden Sprüche jedenfalls noch
mehr auf die Nerven gegangen als die von Detlef und ich hielt Hermann für einen
Angeber und Blender.
     
     Kaum waren Detlef, Babs und Hermann ebenfalls
eingetroffen, da verschwanden Hermann und Babs auch schon in der unteren Etage,
wo sich anscheinend die Schlafzimmer befanden. Bei ihrem Eintreffen hackte
Detlef gerade auf Hermann herum und rief, Hermann sei so blöd, dass er selbst
das Wasser nicht träfe, würde er aus einem Boot fallen. Detlef winkte dann mit
einer Flasche Whiskey, aber Maurice und ich schüttelten beide den Kopf. Detlef
reagierte beleidigt. Immerhin habe er uns auf ein Gläschen eingeladen und jetzt
habe niemand mehr Durst! Dann fragte er, ob wenigstens noch jemand Hunger habe.
Maurice und ich schüttelten wieder beide den Kopf, was Detlef aber nicht davon
abhielt, in die Küche zu gehen und uns dabei zuzurufen, dass er noch ein Stück
ausgezeichneten spanischen Schinken namens Pata Negra im Kühlschrank
habe. Ich saß in einem Sessel beim Feuer und Maurice kam zu mir herüber, beugte
sich über mich und flüsterte, dass wir jetzt besser verschwinden könnten, bevor
Detlef wieder seinen Rappel bekäme. Er prophezeite, wenn Detlef seinen Rappel
bekam, würde es vollkommen ausreichen, wenn wir ihn hörten — da müssten wir ihn
nicht auch noch sehen!
     
    Wir hörten Detlef — und er hatte
tatsächlich einen Rappel. Ich lag in Maurice’ Bett und lachte bis mir

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