Vorsaison
Telefon erwähnt hatte.
>>Corinna kommt aus
Norddeutschland, oder so<<, erzählte Ernie weiter. Dabei stellte er eine
komische, kleine, achteckige, silberne Kanne auf den Gasherd.
>>Corinna ist echt nett. Sie ist
jetzt auch schon über ein Jahr hier und wohnt oben im Picasso.<<
Dabei zuckte er mit dem Kopf in
Richtung Fenster. Ich fragte mich, was Ernie bloß da machte — Kaffee kochen
ging meiner Meinung nach anders! Er hatte diese komische, kleine Kanne nun in
der Mitte aufgeschraubt und unten Wasser eingefüllt. Dann hatte er die
Kanne wieder zusammengeschraubt, oben den Deckel abgenommen — und Kaffeepulver
hineingegeben! Ich sagte nichts, sondern dachte nur: Andere Länder andere
Sitten . Der spanische café war jedoch ausgezeichnet und was ein
Glück, dass ich aufgepasst hatte, wie so eine spanische Kaffeemaschine funktionierte! Denn schon bald sollte der Tag kommen, an dem Ernie nicht mehr
da war.
>>Und diese Corinna wohnt im Picasso ?<<,
fragte ich laut.
>>Jaaa, der PENSION, gleich
hier oben<<, antwortet Ernie und sein Kopf zuckte noch stärker in
Richtung Fenster.
>>Normalerweise kommt sie immer
vorbei, bevor sie abends zur Arbeit muss. Ich hab‘ ihr schon von dir erzählt und
dass du auch vorhast hier zu bleiben. Corinna ist schon ganz gespannt auf dich!<<
>>Was arbeitet sie denn?<<,
fragte ich neugierig. Immerhin war ich hauptsächlich hier, um mir einen Job zu
suchen.
>>Corinna arbeitet im
Mau-Mau<<, sagte Ernie. >>Ich glaub‘ die hat was mit dem Boss von
dem Laden.<<
>>So, so<<, ich nickte.
>>Und was ist das Mau-Mau ?<<
>>Eine Bar natürlich<<, erwiderte
Ernie prompt.
>>Eine Bar? Was für eine Bar?<<,
wollte ich von Ernie wissen und Ernie erklärte mir, was eine Copa-Bar war. Noch
während Ernie mir das Prinzip dieser Bars erklärte, fing ich an, demonstrativ
meinen Kopf zu schütteln.
>>Nein Danke, kein
Bedarf<<, sagte ich dann. >>Entweder ich finde einen anständigen
Job, oder ich bleibe in Deutschland!<<
>>Mein Gott<<, stöhnte
Ernie. >>Niemand hat gesagt, dass du da arbeiten sollst. Aber du
hast mich gefragt, was Corinna macht, und ehrlich gesagt, verdient sie richtig
Schotter da!<<
Der café war fertig und ich
half ihm, die Tassen ins Wohnzimmer zu tragen.
Mir war jedoch egal, wie viel Schotter diese Corinna verdiente! Ein Ding war für mich klar; ich würde niemals in einer
Bar arbeiten! Um zu zeigen, wie sehr mich das Thema langweilte und mich auch
diese Corinna nicht interessierte, gähnte ich laut.
>>Hast wohl nicht viel Schlaf
abgekriegt, wie-?<<, meinte Ernie hämisch und ich zuckte mit den
Schultern. Morgen wäre sowieso Schluss mit Lustig. Ich hatte mir vorgenommen,
gleich morgen früh alle Hotels in Lloret de Mar abzuklappern und das waren
nicht gerade wenige. In Deutschland hatte ich schon Bewerbungsmappen mit Foto
angefertigt und gleich morgen wollte ich damit beginnen, in den einzelnen
Hotels vorzusprechen. Während ich ziemlich zuversichtlich war, so einen Job zu
finden, war Ernie eher skeptisch. Er sagte, das Problem sei die
Arbeitserlaubnis.
>> Arbeitserlaubnis? Welche Arbeitserlaubnis denn?<<, fragte ich ihn. Davon hatte ich
bislang noch nichts gehört.
>>Ja, was hast du denn gedacht?<<,
rief Ernie daraufhin. >>Du bist hier ja nicht daheim. Du bist hier im
AUSLAND und als AUSLÄNDER brauchst du eine ARBEITSERLAUBNIS und vor allen
Dingen zuerst einmal eine Aufenthalts-genehmigung — eine residencia!<<
>>Und wo bekomme ich
die?<<, fragte ich ein wenig naiv. Ernie schüttelte den Kopf und lachte.
>>Die wirst du nicht bekommen<<,
sagte er dann und erklärte, wie extrem schwierig dies war.
>>Das heißt, wenn ich einen Job
finde, würde ich illegal beschäftigt sein und schwarzarbeiten?<<, fragte
ich ungläubig, doch Ernie nickte.
>>Genau das!<<, erklärte
er. Ich konnte und wollte das irgendwie nicht glauben. Aber so langsam dämmerte
mir, was Maurice damit gemeint haben konnte, als er sagte, dass ich in
Deutschland besser dran war. Dann fiel mir Detlef ein — arbeitete der etwa auch
illegal? Ich fragte Ernie danach. Ernie sagte, dass Detlef selbständig sei und
das sei etwas anderes. In solchen Fällen könnte man die nötigen Papiere
bekommen, außerdem könnte man in Spanien für Geld auch so ziemlich alles
kaufen. Für wie viel Geld, wollte ich wissen und Ernie zuckte wieder die
Schultern.
>>Vielleicht so 500.000 Peseten
für eine residencia. Eine Arbeitserlaubnis hast du dann aber immer noch nicht.
Die kann nur ein Arbeitgeber für dich
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