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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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weil die grösser war als seine eigene.
Ernie wohnte im 2. Stock des dreistöckigen Gebäudes. Unten gab es noch eine
kleinere Wohnung, die sich ein Engländer namens Graham und ein Spanier namens Pepe
teilten. Beide kannte ich noch nicht. In der oberen Etage wohnten die Vermieter
selbst, ein älteres katalanisches Ehepaar, welches laut Aussage von Ernie aber
wahnsinnig nett war.
    >>Wie können die dir denn eine Wohnung
vermieten, wenn du eigentlich illegal im Land bis?<<, wollte ich wissen.
Ernie lachte und sagte, dass man ruhig als Ausländer ein piso oder chalet mieten könne. Nur dürfe man genaugenommen eben nicht länger wie drei Monate am
Stück im Land bleiben. Solange galt die Aufenthaltsgenehmigung für Touristen.
Dann erzählte er mir, dass Graham deshalb beispielsweise alle drei Monate einen
Tagesausflug nach Südfrankreich machte. Bei der Einreise nach Spanien achtete er
dann immer tunlichst darauf, dass der Zoll ihm einen neuen Einreisestempel in seinen
Reisepass drückte. Sollte er also jemals in eine Polizeikontrolle geraten,
könnte er nachweisen, dass er zwar oft, aber immer auch legal im Land war. Unser
Bus war zwar an der Grenze zu Frankreich kontrolliert worden, auch die Pässe
der einzelnen Reisenden — aber einen Stempel hatten wir weder an der
französischen, noch an der spanischen Grenze bekommen. Ernie meinte, das sei auch
gut so, denn dadurch könnte ich immer behaupten, dass ich erst vor einer Woche
oder so eingereist sei, unabhängig davon, wie lange ich tatsächlich schon hier
war. Ich wusste nicht, welche Methode besser war; die von Graham oder die von Ernie.
Ich fragte Ernie, was dieser Graham denn hier machte. Ernie erzählte daraufhin,
dass Graham früher Journalist gewesen sei, mittlerweile war er wohl pensioniert
und reiste durch die Welt. In Lloret war er seit dem letzten Frühjahr. Graham
interessierte sich für die katalonische Kultur, wollte die katalonische Sprache
lernen und auch, wie man typisches katalonisches Essen zubereitet. Ernie
meinte, dass Graham schon sehr viel von der Welt gesehen hätte und darüber auch
viele spannende Geschichten erzählen könnte. Überall blieb er jedoch nur so
lange, bis dass er die Landesprache beherrschte und die regionale Küche kannte —
und auch nachkochen konnte. Pepe hingegen war guia bei „Viajes
Estrella“. Als ich das hörte, beschloss ich gleich, ihn zu fragen, ob man dort
nicht noch Personal suchte.
     
    Gegen 19.00 Uhr klingelte es dann unten
an der Haustür und Ernie meinte, das wäre wohl Corinna. Die Haustür war um
diese Zeit aber noch nicht abgeschlossen und kurz darauf klingelte es dann auch
oben an der Wohnungstür. Als Ernie jedoch die Tür öffnete, hörte ich eine vertraute
Stimme. Es war Babs.
    >>Mein Gott, dieser Detlef hat
wirklich `nen Knall!<<, sprudelte sie gleich hervor. Dann erzählte sie
Ernie, wie Detlef sich in der Nacht aufgeführt hatte. Ernie schien sich darüber
jedoch nicht zu wundern. Er brummte lediglich, dass es dann wohl mal wieder
Zeit würde, einen Abstecher nach Gerona ins „Eros Center“ zu machen. Auch Maurice
hatte so was erwähnt und Ernie sagte, sie würden dort von Zeit zu Zeit ein Mädchen
für den Dicken anheuern. Ungläubig starrte ich Ernie an. Doch der lachte nur
und sagte: >>Ja was glaubst du denn? Dass der Dicke wirklich nur ans Essen
denkt? Ab und zu hat selbst der andere Gelüste!<<
    Ich fragte mich, wie das bei seiner
Leibesfülle überhaupt möglich war und mir tat das Mädchen leid. Egal wie stabil
oder kräftig sie selbst auch sein mochte! Babs grinste jedoch tiefgründig bei
dem Gedanken daran und erklärte plötzlich, das ginge eh nur, wenn man sich auf
ihn drauf setzte. Ernie und ich warfen uns überraschte Blicke zu.
    >>Ja<<, bekundete Babs gerade,
>>und am besten hängt er mit dem Oberkörper noch ein bisschen nach unten.
Dann rutscht die fette Wampe nämlich von selbst hoch — und man kann sein Ding besser
finden!<<
    Ernie flüsterte mir zu, dass Babs ja offenbar
genau wisse, wovon sie spräche? Seine Bemerkung hatte dabei ein wenig wie eine
Frage geklungen. Aber ich war mindestens so überrascht über Babs fachmännische
Erklärung wie er und zuckte bloß hilflos mit den Schultern.
     
    Es klingelte erneut und diesmal war
es Graham, bepackt mit einer riesigen Pfanne und Tüten voll mit Lebensmitteln. Ernie
machte uns miteinander bekannt. Dann sprang ich schnell unter die Dusche, bevor
Babs im Bad verschwinden konnte und abermals alles warme Wasser aufbrauchte.
Als

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