Vorsaison
demnächst auch im Kochbuch: Das frivole
Kochbuch — Appetithäppchen zum Roman ‚Spanier zum Frühstück‘.)
Nach dem Essen hatte Ernie auch einen
Joint gedreht und Babs lachte mich aus, weil ich als einzige ablehnte. Für die
anderen war es jedoch OK, ebenso, dass ich als einzige zum Essen keinen Rotwein
getrunken hatte. Ernie sagte, dass er später noch ins „Moby’s“ ginge. Das
„Moby’s“ war so eine Art Disco-Pub, gleich am Kanal, wo auch die meisten
Discotheken lagen. Nur das „Hollywood“ lag etwas abseits, oben an der
Hauptstraße Richtung Tossa de Mar. Ernie meinte, dass außer freitags und
samstags im „Moby’s“ viel mehr los sei als beispielsweise im „Hollywood“. Babs
wollte jedoch unbedingt ins „Hollywood“ und ich sah das Problem nicht — immerhin
kannte sie jetzt ja den Weg! Alleine wollte sie aber auch nicht dorthin gehen
und so vereinbarten wir, dass wir zuerst mit Ernie ins „Moby’s“ gingen und danach
noch ins „Hollywood“. Ich wollte vor allen Dingen ins „Moby’s“, um mir den
Laden einmal anzusehen, weil Ernie mir gesagt hatte, ich könnte dort eventuell
einen Job als Bedienung bekommen.
Mit gefiel das „Moby’s“ auf Anhieb.
Oben glich es eher einem Pub und auf der unteren Ebene gab es neben einer
weiteren Theke auch eine Tanzfläche und gepolsterte Sitznischen. Während man
unten tanzte, konnte man oben sogar á la Carte essen. Hauptsächlich jedoch Fish
& Chips, Hamburger und Boquadillos. Von der Einrichtung her glich das
„Moby’s“ einer Dschungellagune, was mir ebenfalls gefiel. Als wir gegen 23.00
Uhr dort eintrafen, war der Laden schon proppenvoll und die Leute standen mit
ihren Gläsern sogar draußen auf dem Gehweg. Auch hier gab es einen Türsteher,
aber man verlangte keinen Eintritt. Ernie sagte mir, das „Moby’s“ sei gerade im
Winter ein Treffpunkt für Spanier, die nicht genug Geld hätten, um
beispielsweise ins „Hollywood“ zu gehen oder selbst wenn, dort nicht
eingelassen wurden. Als wir im „Moby’s“ ankamen verschwand Ernie jedenfalls gleich
in der Menge und rief mir noch zu, er hätte erst noch was Geschäftliches zu
erledigen. Babs und ich hatten Glück und ergatterten zwei Plätze an der oberen
Theke, als dort gerade zwei Spanier aufstanden und weggingen. Kaum hatte ich
jedoch für Babs einen lumumba und für mich ein Sprudelwasser bei der
spanischen Bedienung bestellt, als sich auch schon zwei kleine und etwas
schwergewichtige Spanier hinter uns breit machten und uns Zigaretten anboten.
Babs wollte schon zugreifen doch ich hielt sie zurück. Ich zeigte auf das
Zigarettenpäckchen: Ducados ohne Filter! Dagegen wirkten selbst unsere Rothändle,
wie die Backpfeifen von Weckmännern am Martinstag. Die Spanier begriffen wohl
und lachten. Dabei entblößten sie beide die kläglichen, grauen Überreste ihrer
einstigen Zähne.
>>Oh Gott, ist das eklig — ich
pack’ nie wieder ‘ne Zigarette an<<, stöhnte Babs. Ich hingegen überlegte
fieberhaft, wie man auf Spanisch sagte, dass man in Ruhe gelassen werden
wollte. Dann kam Ernie und die beiden Spanier zogen Leine. Babs gab jedoch
keine Ruhe und quengelte so lange, bis ich mich erbarmte und mit ihr ins „Hollywood“
ging. Genau vor dem Eingang fiel mir auf einmal die spanische Umschreibung für
in-Ruhe-gelassen-werden wieder ein.
>>Déjame en paz<<, stieß ich hervor. Alonso
hatte die Tür schon geöffnet und wollte wohl gerade buenas noches ,
sagen, als ich ihm mit meinem déjame en paz dazwischen funkte.
>>Cόmo?<<, fragte
er stattdessen.
>>N-nichts, nada <<,
stotterte ich und winkte ab. >>Tu no — otra persona. Déjame en paz <<,
wiederholte ich und merkte, dass ich Alonso damit nur noch mehr verwirrte.
Schnell wiederholte ich alles auf Deutsch und dass ich nicht ihn, sondern
jemand anderen damit gemeint hätte.
>>Da bin ich aber froh<<,
meinte Alonso sarkastisch und grinste wieder anzüglich. Doch gleich darauf
wurde er erst und fragte, ob jemand mich belästigt hätte. Ich schüttelte den
Kopf. Babs nahm seine Frage jedoch als Aufforderung, ihm von den beiden
Spaniern mit den Zahnstummeln zu erzählen, während Alonso und ich uns nur
ansahen.
Normalerweise ging Babs nach dem
Betreten einer Discothek erst einmal schnurstracks auf die Damentoilette. Doch
diesmal suchte sie zuerst den ganzen Laden nach Hermann ab. Ich wurde derweil von
Juanito begrüßt und setzte mich dann, wie gewohnt, an die barra uno, wo Margaritha
bediente. Während
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