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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Für später hatte sie sich
jedenfalls wieder mit ihm im „Moby’s“ verabredet und wollte wissen, ob ich
mitkäme. Ich schüttelte jedoch den Kopf und sagte, ich wollte mich mit Corinna
treffen und morgen müsste ich natürlich auch wieder früh raus, um weiter Hotels
und Reisebüros abzuklappern. Babs fragte, ob ich denn schon etwas in Aussicht
hätte und ich schüttelte resigniert den Kopf. Dann fragte sie, was diese
Corinna denn arbeiten würde und instinktiv zuckte ich mit den Schultern.
    >>Keine Ahnung<<, log ich
und warf einen Blick auf meine Uhr. Wenn ich mich noch mit Corinna treffen
wollte, dann wurde es nun höchste Eisenbahn!
    >>Ich muss los<<,
erklärte ich deshalb und wünschte Babs viel Spaß im „Moby’s“. Während ich dann
die Treppe vor dem Haus bis zum „Picasso“ hinaufstieg, dachte ich über Babs nach.
     
    Kurz vor 19.00 Uhr klopfte ich an
Corinnas Zimmertür. Es dauerte eine Weile, doch dann öffnete mir schließlich
eine total verschlafen aussehende Corinna. Sie war mit Strickjacke,
Frottee-Jogginghose und dicken Socken bekleidet. In ihrem Zimmer war es eiskalt
und so klamm, dass die Fensterscheibe dick mit Feuchtigkeit beschlagen war.
Corinna öffnete deshalb erst einmal das Fenster und kramte aus der hintersten
Ecke des Kleiderschrankes einen elektrischen Heizlüfter. In dem winzigen Zimmer
mit Doppel-Hochbett, standen überall prall gefüllte blaue Müllsäcke herum und
im ganzen Zimmer verstreut lagen Klamotten. Während Corinna den Heizlüfter an die
einzige Steckdose anschloss, kicherte sie schon wieder und nuschelte, dass
elektrische Heizlüfter eigentlich in der Pension verboten wären. Corinna sagte
dann, wie gut, dass ich gekommen sei, um sie aufzuwecken. Sie hatte nämlich
verschlafen. Schnell kramte sie vom oberen Bett ein Handtuch, den Föhn und ihre
Tasche mit Kosmetikartikeln und verschwand im Flur, wo das Gemeinschaftsbad
war. Währenddessen setzte ich mich auf das untere Bett und betrachtete die Tristesse
an den Wänden. Einen Stuhl oder Tisch gab es nicht. Ich stellte mir vor, wie
ich selbst in so einem Zimmer hausen würde und beschloss, gleich bei nächster
Gelegenheit mit Ernie zu reden und sein Angebot zur Untermiete anzunehmen!
     
    Es dauerte fast eine ganze Stunde,
bis Corinna endlich aus dem Bad zurückkam, aber sie war nicht wiederzuerkennen.
Dann dauerte es nochmal geschlagene zehn Minuten, bis sie endlich etwas zum Anziehen
gefunden hatte, das nicht schon total verraucht war und ich begriff, was sich
in den blauen Müllsäcken befand; Corinnas Wäsche für die Wäscherei. Sie fluchte
und sagte, dass sie ihren Hintern endlich mal wieder früher aus dem Bett hieven
müsse. Sie müsste unbedingt mal wieder ein paar Besorgungen machen, aber vor
allen Dingen müsste sie mal endlich wieder zur Wäscherei! Gegen 20.30 Uhr
trafen wir dann bei Ramon ein, der die gleichnamige Bodega betrieb. Ernie war
natürlich schon weg. Corinna schaute als erstes nach, was es in der Vitrine
heute an frischen tapas, den spanischen Vorspeisen gab. Ich hatte auch
noch nichts gegessen und bestellte das Gleiche wie Corinna. Doch während sie
ein Gin-Tonic dazu trank, bestellte ich mir einen café solo , den
spanischen Espresso. Wie in jeder guten spanischen Kneipe, hing auch hier ein
Fernseher an der Wand. Gleich nachdem Ramon uns unser Essen gebracht hatte,
ging er zum Fernseher, schaltete das laufende Programm aus und den
Videorekorder ein. Corinna schien wohl zu wissen, was nun kam und rutsche
aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her.
    >>Ramon hat das neue Video von
Michael Jackson, Thriller, aufgenommen und weil er weiß, dass ich total darauf
abfahre, spielt er es jeden Abend für mich<<, erklärte sie. Dann kicherte
sie wieder und fügte hinzu, dass Ramon ihr halt nichts abschlagen könne.
Nachdem das Video abgelaufen war, stand Ramon von seinem Platz hinter der Theke
auf und spielte das Video unaufgefordert ein weiteres Mal ab. Ich fragte
Corinna, ob sie denn heute nicht arbeiten müsse. Doch Corinna nickte und sagte,
sie finge aber erst um 21.00 Uhr an und wenn sie sich ein wenig verspätete,
dann sei das auch nicht weiter tragisch! Immerhin sei sie das beste Pferd im
Stall und wenn Paco sich weiterhin wie ein Arschloch aufführe, dann würde sie
ohne mit der Wimper zu zucken ins „El Barco“ wechseln. So erfuhr ich auch, dass
es in Lloret gleich mehrere dieser Copa-Bars gab, die gerade im Winter um die
wenigen ausländischen Mädchen buhlten. Corinna erzählte mir auch, dass

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