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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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mir dort an der Theke einen Platz. Prompt wurde ich
wieder von zwei ungepflegten Spaniern plump angemacht! Die Masche war immer die
gleiche: Erst bot man mir eine Zigarette an und als ich ablehnte, fragte man
nach Feuer. Als ich auf die Geste, wie man ein Feuerzeug bedient, ebenfalls den
Kopf schüttelte und mich wegdrehte, versuchte man dennoch mich in eine
Diskussion zu verwickeln. Ein einfaches Nein reichte hier wohl nicht und
das ärgerte mich. Ich begriff langsam, warum manche Spanier ins „Hollywood“ nicht
eingelassen wurden. Dann kam das blonde Mädchen, scheuchte mit einer
Handbewegung die Spanier fort und fragte, ob ich Deutsche sei. Ich nickte. Die
Musik war ziemlich laut und sie musste schreien. Aber ich konnte mir
zusammenreimen, was sie sagte: Dass sie mich hier aber noch nie gesehen hätte. Dass
ich eine Touristin sein könnte, schloss sie wohl von vornherein aus, denn um
diese Jahreszeit waren die jüngsten Touristen mindestens 65 Jahre alt. Für viel
Drumherum-Gerede war es aber einfach zu laut und darum kam ich gleich zur
Sache. Ich rief, dass ich auf der Suche nach Arbeit sei. Das Mädchen nickte und
bedeutete mir, einen Moment zu warten. Dann winkte sie einen der camareros heran. Nachdem sie diesem kurz etwas ins Ohr geschrien hatte, nickte der, ging
um die Theke herum wo sich ein Durchlass befand und wechselte mit ihr die
Plätze. Das Mädchen winkte mir daraufhin zu und ich folgte ihr nach oben und
dort in den Gang, der auch zu den Toiletten führte. Hier war es nicht mehr so
laut und sie stellte sich mir als Gabi aus Düsseldorf vor. Ob oder wer mich
geschickt hatte, wollte sie nicht wissen, nur ob ich Spanisch könnte. Ich
antwortete: >>Un poco-ein bisschen.<<
    >> Na, das muss dann wohl
reichen<<, meinte Gabi kühl und erklärte, sie würde mich jetzt ihrem Boss
Señor Xavier vorstellen. Señor Xavier suchte nämlich noch Personal für die neue
Discothek, die an Ostern gleich hier über dem „Moby’s“ eröffnen sollte.
    >>Du bist heute übrigens schon die
Zweite, die nach Arbeit fragt<<, sagte Gabi und betrachtete mich dabei kritisch
von der Seite. Dann sagte sie, dass sie eigentlich Modell sei und für „Modas Taurus“
in Blanes arbeite. Das hier mache sie nur, um sich ein paar zusätzliche Mäuse
zu verdienen. Dabei griff sie sich an ihre Brüste und fügte hinzu, sie wolle
sich nämlich unbedingt noch dieses Jahr Silicon-Implantate einsetzen lassen.
Wir waren vor der Tür zum Büro angekommen und Gabi klopfte an. Als von innen
ein dumpfes sí ertönte, öffnete sie die Tür und stellte mich auf
Spanisch einem älteren Herrn vor, der dort hinter einem Schreibtisch saß, auf
dem sich unzählige Akten stapelten.
     
    Señor Xavier, wie der Herr genannt
werden wollte und ich waren uns schnell einig. Er sagte, die neue Discothek
„Tropics“ würde an Ostern eröffnen und man suchte noch Personal. Er sprach zwar
nur gebrochenes Englisch, aber zusammen mit meinem gebrochenen Spanisch konnten
wir uns ganz gut verständigen. Außerdem hörte sich mein Spanisch besser an als
es war, weil ich dazu übergegangen war, alle Wörter, die ich auf Spanisch noch
nicht wusste, einfach auf Französisch einzufügen. Señor Xavier sagte, ich
bekäme 2.000 Peseten pro Abend, bar auf die Hand — plus Trinkgelder und wenn
ich wollte könnte ich einen Abend pro Woche frei haben, ohne Bezahlung natürlich.
Ich fragte, ob er mich denn auch anmelden und mir eine residencia besorgen würde und Señor Xavier brach in schallendes Gelächter aus.
    >>Nix Papiere<<, rief er
dann, >>und nix Probleme mit Polizei. Ich Polizei. Polizei für Tropics
kein Problem!<<
    Dann streckte er seine Hand aus und
ich schlug ein. Zweitausend Peseten waren umgerechnet vielleicht 30 DM. Kaum
genug, um davon gut leben zu können — aber jedenfalls hatte ich jetzt einen
Job! Gabi hatte uns, gleich nachdem sie mich vorgestellt hatte, wieder verlassen.
Während Señor Xavier mich dann zur Tür begleitete, sagte er, dass ich eine
Woche vor Ostern wieder herkommen sollte.
     
    Im „Moby’s“ wartete Maurice auf mich.
Er meinte, er hätte einen Mordshunger und wenn ich in Lloret bleiben wollte,
dann müsste ich unbedingt wissen, wo es hier die besten boquadillos gäbe. So kam ich das erste Mal in die „La Cuadra“. Hätten dort nicht auf jedem
Quadratmeter mindestens 10 Schinken von der Decke gebaumelt, hätte man
tatsächlich denken können, man sei geradewegs in einem Pferdestall gelandet. Maurice
begrüßte den Spanier hinter der

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