Vorsaison
sie mit
Paco ein Verhältnis hätte. — Nur zurzeit eben nicht, da hätten sie Krach. Paco
sei wahnsinnig eifersüchtig und verstünde nicht, dass Corinna am Wochenende
nach Feierabend auch mal gerne in die Disco ging. Aber eigentlich sei Paco ein
ganz netter und normalerweise übernachte sie auch immer bei ihm — das wäre allemal
besser, als ihr Zimmer im „Picasso“!
Ich nahm letzteres zum Anlass,
Corinna zu fragen, warum sie denn nicht Ernies Angebot annehmen würde. Ihr
Zimmer in der Pension war grauenhaft und mit 500 Peseten pro Nacht wesentlich
teurer als Ernies Angebot. Corinna antwortete, dass sie Ernie nicht so richtig
trauen würde. Er hätte für seine Verhältnisse immer viel zu viel Kohle. Ein
bisschen dealen sei ja ganz OK, aber sie vermutete, dass Ernie schon eher im
größeren Stil Drogen verkaufte. Sie hatte Angst, wenn die Polizei dies
herausfinden würde und eine Razzia in seinem piso durchführte, auch sie
wegen Mittäterschaft dran sei, wenn sie bei ihm wohnte. Dass Ernie mit Drogen
dealte, davon hatte ich nichts gewusst und ich seufzte. Damit waren dann auch meine
Pläne, Ernies Angebot zur Untermiete anzunehmen, hinfällig!
>>Wie wär’s denn, wenn wir
beide uns zusammen ein piso mieten würden?<<, fragte Corinna gleich
darauf. Ohne eine Antwort abzuwarten, meinte sie, dass die pisos zurzeit
noch alle leer stünden. Erst kurz vor Saisonbeginn, wenn die ganzen
Saisonarbeiter aus Andalusien kämen, würde es knapp. Ich zuckte die Schultern.
Corinna fuhr fort und sagte, ein gutes, möbliertes piso mit zwei
Schlafzimmern, in ruhiger Lage, koste so um die 30.000 bis 40.000 Peseten. Allerdings
müssten Ausländer die Miete immer für drei Monate im Voraus bezahlen, weil zu
viele bei Nacht und Nebel einfach wieder abhauen würden und hinzu kämen dann
auch noch drei Monatsmieten Kaution. Ich verstand zwar nicht ganz, warum man
auch noch drei Monatsmieten Kaution forderte, wenn man sich eh schon die Miete
für drei Monate im Voraus bezahlen ließ, doch Corinna meinte nur, das wäre halt
so. Für Ausländer würden in Spanien eben andere Gesetze gelten. Dennoch
vermietete man in der Regel gerne an Ausländer, weil man von diesen auch mehr
Miete verlangen konnte. Ich rechnete schnell mal aus, welche Kosten da auf mich
zukommen würden. Corinna erriet wohl meine Gedanken. Schnell fügte sie hinzu, dass
ich das Geld im „Mau-Mau“ ruck-zuck verdienen könnte. Sie könnte so ein piso beispielsweise auch locker alleine bezahlen… . Corinna warf mir einen schnellen
Blick zu, bevor sie weiterredete und erklärte, …wenn sie nicht so viel Angst
vor dem Alleinsein hätte. Da sei ihr die Pension schon lieber. Die Wände dort
wären so dünn und wenn ihr da mal was passieren würde bräuchte sie nur laut um
Hilfe rufen und John, der Pensionsbetreiber, würde sie immer hören. Ich fasste
es nicht; da lief sie nachts Mutterseelenalleine durch die Stadt und dann hatte
sie Angst davor, alleine in einer Wohnung zu bleiben? Corinna nickte.
Ich sagte ihr, dass ich aber nicht vorhätte in so einer Bar zu arbeiten. Das
war nichts für mich! Corinna unterbrach mich jedoch und sagte, das läge bloß
daran, weil ich eine total falsche Vorstellung von der Arbeit dort hätte!
Mittlerweile war es halb zehn und
Corinna machte sie auf den Weg. Zum Abschied sagte sie, dass sie sich Morgen
mal ihren Wecker stellen würde, weil sie unbedingt in die Wäscherei müsste. Sie
fragte, ob ich sie dorthin begleiten könnte, weil sie vier große Tüten voll mit
Wäsche hätte und die würde sie unmöglich alle alleine und auf einmal dorthin
schleppen können. Ich war einverstanden und wir verabredeten, dass ich sie um 16.00
Uhr in der Pension abholen würde. Als ich mich kurz nach Corinna ebenfalls auf
den Weg machte, lief Michael Jacksons >Thriller< gerade zum fünften Mal.
Ich nahm einen anderen Weg zurück und kam so ebenfalls am „Mau-Mau“ vorbei, das
nur um die Ecke von Ramons Bodega lag.
In Ernies piso fiel mir dann
jedoch die Decke auf den Kopf. Babs und Ernie waren nicht da und so beschloss
ich, doch noch auf einen Sprung ins „Moby’s“ zu gehen. Dort war wieder die
Hölle los und auf der Suche nach bekannten Gesichtern ging ich auch nach unten,
wo sich die Tanzfläche befand. Zu meinem Erstaunen bediente dort hinter der
Theke ein blondes Mädchen. Im gleichen Augenblick fiel mir wieder ein, wie
Ernie gesagt hatte, dass man hier auch schon mal Ausländerinnen als Bedienung
einstellte. Also suchte ich
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