Vorsaison
vorhätte. Während Ernie den Joint an Corinna
reichte, erzählte ich ihr, dass Babs nur Urlaub mache, während ich hier sei, um
einen Job zu suchen. Corinna nickte und fragte dann, ob ich denn schon eine
Bleibe hätte oder ob ich gedenke weiterhin bei Ernie zu wohnen. Ehrlich gesagt
hatte ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Doch bevor ich darauf
antworten konnte, meldete sich schon Ernie zu Wort und erklärte, dass ich ruhig
weiter bei ihm wohnen könnte. Daraufhin redete er auch zum ersten Mal darüber,
was er für das piso an Miete bezahlte und meinte, ein Drittel davon wäre
dann meine Beteiligung. Ernie bezahlte 30.000 Peseten im Monat, inkl. Wasser
und Strom, was damals ungefähr 450 DM entsprach. Nur die Gasflaschen die er für
den Herd, den Warmwasserboiler und im Winter für die Butanheizöfen benötigte, musste
er selbst bezahlen. Für deutsche Verhältnisse war das natürlich nicht sehr viel
Miete, jedenfalls nicht für eine so große Wohnung. Aber für einen Spanier waren
30.000 Peseten auch doppelt so viel wert, wie 450 DM für einen Deutschen. Denn
ein Spanier verdiente umgerechnet höchstens die Hälfte dessen, was ein
Deutscher für eine vergleichbare Arbeit bekommen hätte.
Ich hatte nicht sofort auf Ernies
Angebot antwortet. Corinna sagte, dass es anderenfalls aber auch noch genügend
freie Zimmer im „Picasso“, der Pension, in der sie wohnte, gäbe — jedenfalls
solange die Saison noch nicht angefangen habe. Interessehalber fragte ich, wie
viel sie dort bezahlen würde und erfuhr, dass sie pro Nacht 500 Pesten
bezahlte. Für ein Zimmer ohne Heizung und mit Gemeinschaftsdusche auf dem Flur!
Und ab Ostern, wenn die Saison anfing, kostete das Zimmer dann das Doppelte! Ernie
mischte sich ein und sagte ein wenig ärgerlich, Corinna sei selbst schuld. Immerhin
hätte er ihr ja schon mehrfach angeboten, dass sie ebenfalls bei ihm wohnen
könnte. Insgeheim fragte ich mich, warum Corinna Ernies Angebot nicht annahm
und beschloss, sie bei nächster Gelegenheit unter vier Augen danach zu
befragen.
Im Nachbarzimmer war mittlerweile wieder
Ruhe eingekehrt. Corinna hatte ihr Glas gelehrt, ziemlich schnell, wie ich fand
und gähnte. Ich überlegte noch, ob ich sie fragen sollte, ob sie nicht Lust
hätte, sich Morgen mal auf einen Kaffee oder zum Abendessen mit mir zu treffen,
als es an der Wohnungstür klingelte. Wir sahen uns alle drei überrascht an, als
es erneut klingelte. Ernie ging zur Wohnungstür, an der sich ein Spion befand.
Dann rief er, dass ich Besuch hätte, während er gleichzeitig aufmachte und dann
hörte ich auch schon Maurice‘ Stimme. Corinna kicherte und flüsterte, wie gut,
dass ich zumindest nichts anbrennen ließe, wo ich doch sonst schon keine Laster
zu haben schien! Dabei nahm sie noch schnell einen kräftigen Zug von Ernies
Joint. Antworten konnte ich ihr jedoch nicht mehr, denn da stand Maurice auch
schon im Zimmer und begrüßte zuerst Corinna, die ihm gleich den Joint
weiterreichte. Kiffen gehörte hier einfach zum guten Ton! Dann erzählte Maurice,
dass Alonso ihm gesagt habe, wo er uns finden könnte und zu mir gewandt meinte er,
dass Detlef nach Gerona ins „Eros Center“ gefahren sei. Das chalet war
also leer… Corinna nahm das als Anlass für ein erneutes Kichern. Ich überlegte:
Leben oder Überleben und entschied mich fürs Leben.
>>Vielleicht kommst du ja
morgen mal bei mir in der Pension vorbei?<<, fragte Corinna zum Abschied
und nannte mir ihre Zimmernummer. Ich nickte und wünschte ihr eine gute Nacht. Wir
hatten zusammen das Haus verlassen und Ernie hatte diesmal hinter uns
abgeschlossen.
***
Auf der Fahrt nach Lloret Blau
erzählte mir Maurice, dass er und Detlef sonntagabends immer noch Ware aus
einem Lager bei Blanes holten und die Planung für die kommende Woche
durchsprachen. Ähnliches hatte ich ja auch schon von Babs erfahren. Bei ihrer
Rückkehr ins chalet hatte diesmal jedoch Detlefs Nachbar auf sie gewartet.
Anscheinend hatte Hermann sich bei diesem unerlaubterweise ein Mofa ausgeborgt
und der Nachbar war auf 180zig gewesen. Zum Glück rief man in Spanien nicht so
schnell die Polizei und Detlef hatte dem Nachbarn dann auch hoch und heilig versprochen,
dass er das Mofa gleich morgen zurückbekäme. Ich verstand nicht, warum Hermann
sich überhaupt das Mofa genommen hatte, immerhin hatte Babs ihm ja Geld für ein
Taxi dagelassen. Zuerst sagte Maurice nichts darauf. Doch dann meinte er:
>>Was soll’s<<, und erklärte,
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